Umweltfreundlich: Winzer setzt auf Bio

Nachhaltig Urlauben
Ausgabe Nr. 35
  • Leben
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Manfred Edelmann ist es ein Anliegen die Umwelt zu bewahren.
Manfred Edelmann ist es ein Anliegen die Umwelt zu bewahren. ©Edelmann
"Wir merken, dass der Weingarten eine „lebende Fläche“ ist."
"Wir merken, dass der Weingarten eine „lebende Fläche“ ist. Da zirpen die Grillen im Weingarten und es fliegen viele Insekten, was früher in dieser Intensität nicht war." ©Edelmann
Seit 2023 produziert das Weingut Edelmann bio-zertifizierte Trauben.
Seit 2023 produziert das Weingut Edelmann bio-zertifizierte Trauben. ©Edelmann
Das Frühstücks-Buffet im Gästehaus Edelmann.
Das Frühstücks-Buffet im Gästehaus Edelmann. ©Edelmann

Manfred Edelmann ist Winzer und vermietet Gästezimmer. Ihm ist der Umweltschutz ein Anliegen, weshalb er in seinem Betrieb auf Nachhaltigkeit setzt und umweltfreundlich wirtschaften will.

Das Weingut und Gästehaus Edelmann liegt im niederösterreichischen Göttlesbrunn in der Nähe von Carnuntum. Seit 2010 betreibt Manfred Edelmann eine umweltfreundliche Solarstrom-Photovoltaikanlage auf dem Dach, die den Strombedarf des Gästehauses zu 70 Prozent deckt. Im Jahr 2020 kamen dann durch die Corona-Pandemie weitere Umstellung im Betrieb dazu, die sich aber als umweltfreundlich erwiesen hatten und die der Winzer beibehalten hat. Seit dem Jahr 2023 werden Edelmanns Weingärten ausschließlich nach biologischen Kriterien bewirtschaftet. Wir haben mit dem Winzer über nachhaltige Landwirtschaft, Biodiversität und Umweltschutz gesprochen.

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Was hat Sie zum umweltbewussten, ökologischen – vor allem biologischen Anbau von Weintrauben gebracht?

Manfred Edelmann: Nachdem ich von der Welt einiges gesehen habe – sehr viele schöne Naturlandschaften, die aber leider oft zerstört werden, ist es mir ein Anliegen die Natur und die Umwelt zu bewahren.

Umweltfreundlicher Weinanbau

Welche Kriterien müssen für Bio-Trauben erfüllt werden?

Es dürfen weder Insektizide noch Herbizide sowie „systemische“ Spritzmittel verwendet werden. Darunter versteht man Präparate, die vom Gewebe der behandelten Pflanze aufgenommen werden und dort verbleiben. Oberflächliche Behandlungen mit Schwefel oder Kupfer sind hingegen erlaubt. Auch natürliche Mittel, die das Immunsystem der Rebe stärken. Die Unkrautbekämpfung erfolgt mittels Stockräumgerät.
 

Und was unternehmen Sie im Bezug auf die Biodiversität?

Wir setzen Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität durch Dauerbegrünung und Aussaat von Bio-Saatgut, wie Klee und verschiedene Gräser. Diese Pflanzen ziehen Insekten an und so können Schädlinge auf natürliche Weise bekämpft werden. Auch Bodenerosion wird dadurch verhindert.

Was ein umweltfreundlicher Weingarten bringt

Sehen Sie einen Unterschied im Weingarten im Vergleich zu früher?

Wir sehen den Unterschied gegenüber vorher deutlich. Wir merken, dass der Weingarten eine „lebende Fläche“ ist. Da zirpen die Grillen im Weingarten und es fliegen viele Insekten, was früher in dieser Intensität nicht war. Man merkt die Natur lebt auf, was auch Auswirkungen auf das eigene, psychische Wohlbefinden hat. Der Mensch ist nun einmal ein Teil der Natur. Durch die Vermeidung von chemischen und hochgiftigen Pflanzenschutzmitteln schützen wir zudem unsere eigene Gesundheit und die unserer Mitarbeiter.
 

Wann haben Sie begonnen die Trauben biologisch anzubauen?

Begonnen haben wir mit der Umstellung im Jahr 2021, es gab ein paar Jahre eine Übergangsfrist. Seit Juli 2024 sind wir nun bio-zertifiziert. Wir wurden und werden laufend kontrolliert, ob wir die Maßnahmen erfüllen. Das ist eine Voraussetzung, wenn wir biologisch produzieren wollen.

Wie wird der Wein produziert?

Der Wein wird noch konventionell produziert, aber auch da arbeiten wir weitgehend nach biologischen Kriterien, obwohl wir es noch nicht als Biowein bezeichnen. Die Trauben sind biologisch. Damit es ein Biowein ist, muss er eine Kontrolle unterlaufen, es dürfen nur natürliche Schönungsmittel wie Bentonit oder Eiklar verwendet werden. Rohstoff- und energieintensive Weinbehandlungen sind weitgehend zu vermeiden. Auch bei der Weinherstellung entstehende natürliche Abfälle wie die Stile der Trauben und Trester sind in den Weingarten zurück zu führen.

Umweltbewusst auch im Gästehaus

Wie achten Sie im Gästehaus auf umweltbewusstes Wirtschaften?

Nachdem wir im Gästehaus viele An- und Abreisen haben, verbrauchen wir viel Strom und Wasser. Wir versuchen, die Belastung für die Umwelt gering zu halten. Eine wichtige Maßnahme ist unsere Photovoltaik-Anlage. Sie erzeugt genügend Strom, um verschiedene elektrische Geräte wie zum Beispiel die Waschmaschine und vor allem auch die Klimaanlagen im Sommer anzutreiben. Bei letzterer kann man auch als Gast zum Sparen von Strom beitragen. In dem man die Klimaanlage am Zimmer nur tagsüber laufen lässt, wo der Strom von der Sonne kommt.  Nachts kann man sie hingegen ausschalten oder nur in einem sparsamen Modus laufen lassen. Damit wird einerseits der Komfort für die Gäste erhöht und andererseits werden Umweltbelastung und Kosten reduziert.

Auch Mülltrennung ist uns sehr wichtig. Verpackungsmüll aus Kunststoff wird extra gesammelt, auch Altglas und Papier. Der anfallende Bio-Abfall vom Frühstück wird gesammelt, kompostiert und im Herbst im Weingarten ausgetragen. Was von der Natur gekommen ist, wird der Natur wieder zurückgegeben. Es ist ein Kreislauf. Wir verleihen auch E-Bikes, dieser Strom kommt auch aus der Photovoltaik-Anlage. Ebenso wie unsere Gartengeräte, die mit energiesparenden Akkus betrieben werden. In der kühleren Jahreszeit werden wir mit Fernwärme aus einem lokalen Fernheizwerk versorgt. Der Ausgangsstoff ist Biomasse (Hackschnitzel) aus der näheren Umgebung.

Können Sie sich mit der Photovoltaik-Anlage komplett selbst mit Strom versorgen?

Der Strom kommt an die 70 Prozent von unserer Photovoltaik-Anlage, leider sind wir nicht ganz autark, da uns ein Stromspeicher fehlt. Der technologische Wandel schreitet aber voran und es ist eine Frage der Zeit, bis wir auch hier investieren werden. In weiterer Folge ist die Gründung einer „Energiegemeinschaft“ innerhalb unseres Familienverbunds angedacht.

Umweltfreundliche Maßnahmen

Welche umweltfreundlichen Maßnahmen setzen Sie noch?

Wir haben auch eine solare Warmwasseranlage. Ein Teil des Wassers für unsere Gäste kann umweltfreundlich mit Solarenergie aufbereitet werden. Der Stromverbrauch im ganzen Gästehaus wird durch die Verwendung von LED-Lampen reduziert. Was uns auch bei der Renovierung des Gästehauses sehr wichtig war: Die Planung der Renovierung wurde in Kooperation mit einem lokalen, regionalen Innenarchitekten gemacht. Es sind viele heimische Firmen zum Zug gekommen. Die Möbel in den Gästezimmern und die Tische im Frühstücksraum wurden von der Tischlerei Haas in Oberösterreich geliefert. Spezialmöbel wie die Sitzbank im Frühstückraum und die Theken für Buffet und im Eingangsbereich wurden von einem lokalen Tischler angefertigt. Die Rohstoffe kamen dazu weitestgehend aus Österreich, somit konnte der CO2-Fußabdruck erheblich reduziert werden.

Wie kommt das bei den Gästen an?

Unsere Gäste schätzen das Design und die Praktikabilität, auch weil es etwas Wertiges und Massives ist. Sie begrüßen es, dass wir mit unseren Maßnahmen nicht nur einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch zur Stärkung der heimischen Wirtschaft beitragen. Was wir nicht in Österreich bekommen, kaufen wir in unserer europäischen Nachbarschaft ein. Wir möchten keine Billigprodukte aus Asien. Es gibt zum Beispiel auch keinen Kunststoff im ganzen Haus. Das ist uns ebenfalls sehr wichtig.
 

Wie man als Gast die Umwelt schonen kann

Wie können die Gäste mithelfen und die Umwelt schonen?

Die Gäste können sich bei einem längeren Aufenthalt entscheiden, ob das Zimmer gereinigt werden soll oder nicht. Sie können auch entscheiden ob die Handtücher täglich gewechselt werden sollen. Sie können auch umweltfreundlich anreisen. Demnächst wird es einen Radweg geben, der von Wien bis zum Neusiedler See geht und der bei uns vorbeiführen wird. Auch eine Anreise mit dem Zug ist möglich und wir holen sie vom Bahnhof ab. Oder alternativ können die Gäste den Bus oder ein Taxi vom Bahnhof nehmen. Das kann jeder frei entscheiden.

Zudem können unsere Gäste uns auch helfen, indem sie bei uns ein Zimmer gleich für mehrere Tage am Stück buchen. Die Bettwäsche und Handtücher müssen nach jeder Abreise gewechselt werden und das benötigt große Mengen an Wasser, Energie und einen vermehrten Einsatz an Reinigungs- und Desinfektionsmitteln. Bei längeren Aufenthalten wird das reduziert. Wir sind auch gerne bei der Planung der Urlaubstage behilflich.

Was ist Ihr Plan für die Zukunft?

Im Moment tun sich in allen Bereichen Innovationen auf. Der technologische Wandel geht rasend voran und so versuchen wir, all das zu nutzen, was für uns und für die Umwelt von Vorteil ist. Wir haben durch die Corona-Krise gelernt, dass man oft flexibel reagieren muss. Auch und vor allem in Bezug auf Rahmenbedingungen.

Dazu ein Beispiel: In der Corona-Zeit musste man beim Frühstück bestimmte hygienische Kriterien anwenden. Bei Umsetzung sind wir auf die Idee gekommen, die Speisen in kleinen Schälchen anzurichten. Wir haben bemerkt, dass das nicht nur schöner und appetitlicher aussieht, sondern auch der Einsatz von Lebensmitteln dadurch besser kontrolliert werden kann. Es bleibt deutlich weniger übrig, somit wird die Lebensmittelverschwendung reduziert. Wir sehen, es ist also auch ein gewisser Lernprozess. Wir werden in Zukunft auch vermehrt darauf achten, dass wir mit regionalen und lokalen Produzenten zusammenarbeiten. Auch das Umfeld soll von unserem Gästehaus profitieren. Die Wertschöpfung in der Region wird dadurch gesteigert und der CO2-Fußabdruck reduziert. Unser Ziel ist ein allumfassender, integrativer Tourismus, der die Menschen als auch die Umwelt miteinschließen soll. Nur so ist eine positive und nachhaltige Zukunft möglich!

Autor:
  • Cornelia Grotte
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