Einblicke in die Karwoche

Palmzweige, Fußwaschung & Auferstehung
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Kardinal Schönborn mit Palmenwedeln
Das Volk jubelte Jesus mit Palmzweigen zu. Sie galten im Judentum als Zeichen der Huldigung und des Sieges. (Kardinal Schönborn bei der Palmsonntagsmesse 2023) ©Stephan Schönlaub
Kardinal Schönborn wäscht Füße
Jesus hat seinen Jüngern die Füße gewaschen und sagte damit: Der Dienst am Menschen ist das Wichtigste. Hier wäscht Kardinal Schönborn Gläubigen die Füße. ©Stephan Schönlaub
Kardinal Schönborn segnet die Osterkerze
Osterfeuer und Osterkerzen werden von Kardinal Schönborn gesegnet. Das Feuer gilt dabei als Symbol für die Sonne, die das Leben ermöglicht. ©Stephan Schönlaub

Entdecken Sie die spirituelle Reise von Palmsonntag bis zur Osternacht – eine Woche voller Emotionen und traditioneller Feiern, die das Herz des kirchlichen Jahres bilden.

Die Tage vom Palmsonntag bis zur Osternacht sind die intensivsten und emotional stärksten Feiern im ganzen Kirchenjahr. Diese Zeit umfasst den Jubel beim Einzug Jesu in Jerusalem bis hin zum „Kreuzige ihn“, den stillen Karsamstag bis hin zum ersehnten lauten „Halleluja“ in der Osternacht. Ein kleine Hinführung - von der Karwoche (auch „Heilige Woche“) bis zur Osternacht.

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Palmsonntag: Achterbahn der Gefühle

Mit dem Palmsonntag tritt die Kirche ein in das Geheimnis der Kreuzigung, der Grabesruhe und der Auferstehung Jesu. Er zieht am Palmsonntag in die Stadt Jerusalem ein, die Menschen jubeln begeistert: „Hosanna dem Sohne Davids.“ Noch heute tragen wir Katholiken bei der Palmprozession Zweige (und hierzulande Palmbuschen) als Zeichen des königlichen Triumphes Jesu. Und doch bietet der Palmsonntag zugleich Dramatik pur. Denn auf den Jubel der Menge folgt schon wenige Tage später der laute Schrei nach der Kreuzigung Jesu: „Kreuzige ihn!“ Wir hören dies in der Leidensgeschichte, die heuer aus dem Markusevangelium verlesen wird (14,1–15,47). Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, die bis zum Beginn der Feier der Osternacht dauert. Der Name „Karwoche“ kommt vom althochdeutschen „Kara“ - Klage, Trauer.

Chrisammesse: Die Weihe der heiligen Öle

Im Stephansdom werden am Montag in der Karwoche der Chrisam und die anderen Öle geweiht. Der Erzbischof feiert gemeinsam mit den Priestern der Erzdiözese diesen Gottesdienst, diese heilige Messe ist ein sichtbarer Ausdruck der Verbundenheit der Priester mit ihrem Bischof. Wozu und wann werden diese heiligen Öle gebraucht? Mit dem Chrisam werden die Neugetauften gesalbt und in der Firmung besiegelt, mit Chrisam werden auch die Hände der Priester, das Haupt des Bischofs, die Kirche, der Altar und auch die Glocken bei der Weihe gesalbt. Dem Chrisam werden Duftstoffe, etwa Rosenöl, beigefügt, davon kommt der herrliche Geruch. Das Katechumenenöl dient der Vorbereitung der Taufbewerberinnen und Taufbewerber auf die Taufe. Die Salbung mit dem Krankenöl dient der Aufrichtung der Kranken, zur Stärkung, Belebung und Heilung an Leib und Seele. Zur Weihe des Chrisam mischt der Bischof das Duftöl in das Olivenöl (er kann die Mischung auch schon vor der Weihe vornehmen), haucht darüber und spricht bzw. singt das Weihe-Hochgebet, ein Lobpreis- und Dankgebet mit der Segensbitte: „Wirke in unserer Mitte dein Heil und mache diese duftende Mischung aus Balsam und Öl für uns zu einem wirksamen Zeichen deines Segens …“.

Gründonnerstag: Eucharistie und Fußwaschung

Mit der Abendmahlsmesse (am Abend des Gründonnerstags) eröffnet die Kirche die Feier der Drei Österlichen Tage, das sogenannte „Triduum paschale“, die Liturgie der Drei Österlichen Tage bildet eine Einheit. Im Mittelpunkt der Messe steht jenes letzte Mahl, bei dem Jesus Christus in der Nacht, da er verraten wurde, seinen Leib und sein Blut unter den Gestalten von Brot und Wein den zwölf Aposteln als Speise und Trank reichte. Und ihren Nachfolgern im Priestertum den Auftrag gab, dieses Opfer darzubringen. In dieser Abendmahlsmesse wird der Einsetzung der Eucharistie gedacht („Tut dies zu meinem Gedächtnis“), der Einsetzung des Priesteramtes und schließlich durch die zeichenhafte Fußwaschung auch jener beispielhaften Liebe, mit der Jesus uns bis zum Tod geliebt hat („Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“, Johannesevangelium 13,15). Das akustisch Auffällige: Beim Gloria läuten alle Glocken, danach verstummen sie bis zum Gloria in der Osternacht. Ebenso die Orgeln. „Die Glocken fliegen nach Rom“, sagt der Volksmund. Nach der Predigt soll die Fußwaschung erfolgen. Nach dem Schlussgebet der Abendmahlsmesse wird das Allerheiligste in Prozession durch die Kirche zum Aufbewahrungsort getragen, etwa in einer Kapelle. Die Gläubigen sind angehalten, eine nächtliche Anbetung oder Ölbergandachten vor dem Allerheiligsten zu halten. Der Altar wird abgedeckt, die Kreuze werden, wenn möglich, aus der Kirche entfernt oder wenigstens verhüllt.

Karfreitag: Die Provokation des Kreuzes

Der Karfreitag ist (wie der Aschermittwoch) ein sogenannter Fast- und Abstinenztag: Beschränkung auf eine einmalige Sättigung (Fasten) und Verzicht auf Fleischspeisen (Abstinenz). Das Abstinenzgebot verpflichtet alle, die das 14. Lebensjahr vollendet haben; das Fastengebot verpflichtet alle Volljährigen bis zum Beginn des 60. Lebensjahres. Der Karfreitag ist ein Tag ohne Eucharistiefeier. Am Nachmittag des Karfreitags, oft um 15 Uhr, die Sterbestunde Jesu, oder auch später, findet die Gedächtnisfeier des Leidens und Sterbens Jesu statt. Sie kennt drei Teile: den Wortgottesdienst, die Kreuzverehrung und die Kommunionfeier. Der Altar ist vollkommen leer, ohne Kreuz, Kerzen und Tücher. Am Beginn der Liturgie werfen sich Bischof, Priester und Diakone nieder und verharren eine Weile im stillen Gebet. Auf die Lesungen aus dem Buch Jesaja und dem Brief an die Hebräer folgt immer die Leidensgeschichte nach dem Evangelisten Johannes. Es folgen die sogenannten Großen Fürbitten. Bei der anschließenden Kreuzverehrung bringen die Gläubigen immer öfter Blumen mit und legen sie beim Kreuz nieder. Die Kommunionfeier wird mit dem Vaterunser eröffnet. Das Kreuz ist nicht nur ein „sprechendes“ Symbol für das Leiden Jesu, das Kreuz nimmt auch die in den Blick, die unschuldig leiden. Es erinnert auch an unsere Sünden, und es ist vor allem ein Zeichen des Sieges über Sünde und Tod. Die Kreuzigung war eine der grausamsten Hinrichtungsarten, bei den Römern durften nur Sklaven und Nichtrömer gekreuzigt werden, wie der Neutestamentler Gerhard Lohfink erläutert.

Karsamstag: Der Tag der Grabesruhe Jesu

Am Karsamstag feiert die Kirche keine Eucharistie, mit dem Karsamstag endet die Karwoche, es handelt sich zugleich um den zweiten Tag des Österlichen Triduums. Der Tag der Grabesruhe erinnert auch an die Gottverlassenheit Jesu. Im Messbuch heißt es dazu: „Am Karsamstag verweilt die Kirche am Grab des Herrn und betrachtet sein Leiden und seinen Tod.“

Osternacht: Die Nacht der Nächte

Die Osternacht ist nach ältester Überlieferung „eine Nacht des Wachens für den Herrn“. Diese Vigil, die in dieser heiligen Nacht gefeiert wird, in der Jesus auferstanden ist, nennt man seit der frühen Kirche „die Mutter aller heiligen Vigilien“. Die ganze Feier findet in der Nacht statt, sie beginnt nicht vor Einbruch der Dunkelheit und endet nicht nach Sonnenaufgang. Die heilige Messe in der Osternacht gehört bereits zum Ostersonntag, sie ist die höchste Feier im liturgischen Jahr, der Höhepunkt des Kirchenjahres. Am Beginn der Feier wird vor der Kirche das Feuer gesegnet, die Osterkerze wird schweigend an dem Feuer entzündet. Bestimmte Symbole erläutern die Bedeutung der Osterkerze: Ein Kreuz, die griechischen Buchstaben Alpha und Omega und die jeweilige Jahreszahl schmücken die Osterkerze. Auch können fünf Weihrauchkörner bzw. Wachsnägel in Kreuzesform eingefügt werden. Bei der anschließenden Prozession in die dunkle Kirche ertönt drei Mal der Ruf: „Christus, das Licht („Lumen Christi“).“ Es folgt das „Osterlob“ (lateinisch „Exsultet“), es soll aufgrund der theologischen Dichte und der Melodie unbedingt gesungen werden. Beim anschließenden Wortgottesdienst sind (rein theoretisch) neun Lesungen vorgesehen, sieben aus dem Alten Testament und zwei aus dem Neuen Testament (Römerbrief und Evangelium). Aus pastoralen Gründen können es auch weniger Lesungen aus dem Alten Testament sein. Bemerkenswert: Die Lesung vom Durchzug durch das Rote Meer (Exodus 14) darf nie ausfallen, so lautet eine Vorschrift. Beim Gloria ertönen wieder festlich Glocken und Orgel. An die Predigt schließt sich die Tauffeier an, sofern Täuflinge (Kinder oder Erwachsene) vorhanden sind. Auf alle Fälle wird das Wasser geweiht und das Taufversprechen in der Feier der Osternacht erneuert. In vielen Kirchen erfolgt am Ende der Osternachtfeier oder am Ostersonntag die Segnung der Osterspeisen (siehe Seiten …).

Österlich gestärkt, wissen die Mitfeiernden der Karwoche und der Osternacht eines: Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest – wir feiern also das ganze Jahr hindurch jeden Sonntag Ostern.

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