Weißdorn - zwischen Mythos und Medizin

Namensfindung für den Monat Jänner
Ausgabe Nr. 2
  • Leben
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Der Weißdorn in Blüte.
Der Weißdorn in Blüte. ©istock
Symbol der Erneuerung und des Schutzes: Die Hagebutte des Weißdorns spiegelt tief verwurzelte Traditionen und Bedeutungen wider, die bis in die moderne Zeit reichen.
Symbol der Erneuerung und des Schutzes: Die Hagebutte des Weißdorns spiegelt tief verwurzelte Traditionen und Bedeutungen wider, die bis in die moderne Zeit reichen. ©gemeinfrei

Von göttlichen Legenden bis zu medizinischen Anwendungen - der Weißdorn hat in Kulturen weltweit eine bedeutende Rolle gespielt. Die Pflanze diente nicht nur als Symbol des Schutzes, sondern wurde auch als lebenswichtige Heilpflanze verehrt.

Der römische Gott Janus liebte die Nymphe Carna und schenkte ihr als Entschädigung für den Verlust ihrer Jungfräulichkeit einen Weißdornzweig, der alle böse Macht fern von den Türen halten konnte. Der Monat Jänner hat seinen Namen von diesem Gott erhalten. Der oft mit zwei Gesichtern dargestellte Janus war die Schutzgottheit des Anfangs und des Endes, der Ein- und Ausgänge, der Türen und der Tore. Bei den Kelten hingegen symbolisierte der Weißdorn die große Göttin, die die aufblühende Natur verkörperte und sich beim keltischen Jahreskreisfest Beltane mit dem Sonnengott vereinigte.

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Weißdorn als Symbol der reinen Jungfrau Maria

Im Christentum ist der Weißdorn mit seinen weißen Blüten ein Symbol der reinen Jungfrau Maria. Laut Legende soll die Dornenkrone, welche die römischen Soldaten Jesus als Zeichen der Verspottung aufs Haupt setzten, aus Weißdornzweigen geflochten worden sein. Das dabei vergossene Blut habe die Enden der Staubfäden des Weißdorns rot gefärbt, was die Pflanze zu einem Symbol für Unglück und Tod werden ließ. Der Weißdorn wurde bereits im 1. Jahrhundert nach Christus vom griechischen Arzt Pedanios Dioscurides erwähnt, spielte jedoch in der Antike noch eine eher untergeordnete Rolle als Heilpflanze. Erst ab dem 14. Jahrhundert begann man, die Heilkraft des Weißdorns gegen Gicht und Blasensteine sowie bei der Behandlung von Zähnen und Warzen zu nutzen. Dass er auch herzstärkende Wirkung hat, fand man erst im 19. Jahrhundert heraus.
 

Heilmittel und Schutzsymbol - der Weißdorn

In mythologischen Überlieferungen wurde dem Weißdorn eine besondere Schutzfunktion zugeschrieben. Er galt als Abwehrmittel gegen böse Einflüsse wie Verhexungen oder Geister. So befestigte man zum Beispiel Weißdornzweige an Stalltüren, um das Vieh vor üblen Mächten zu schützen. Im 18. Jahrhundert flocht man Tore aus Weißdornzweigen, durch welche Kranke hindurchgehen mussten, um sich von Dämonen zu befreien, die sie angeblich befallen hatten. Und aus Weißdornholz gefertigte Kinderwiegen sollten verhindern, dass Kinder von Feen gegen „Wechselbälger“ ausgetauscht würden.
 

Volksnamen des Weißdorns

Der Weißdorn (Crataegus) ist unter zahlreichen Volksnamen bekannt: Hagedorn, Heckendorn, Hagapfel, Mehlbeerbaum, Mehldorn und Mehlfässel, die alle ein Hinweis auf verschiedene Eigenschaften des Weißdorns sind. Der Name Weißdorn bezieht sich auf die auffälligen weißen Blüten und die dornigen Zweige der Pflanze. Hagedorn leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort „Hag“ ab, das ein durch Hecken abgegrenztes Gelände beschreibt. Der wehrhafte Hagedorn diente früher oft dazu, Gelände zu „umzäunen“ und vor unbefugtem Betreten zu schützen. Hagapfel verweist auf die apfelähnlichen Früchte, während Mehlfässel den mehligen Geschmack der Früchte und deren fassartige Form beschreibt.

Zum Schluss noch eine Anmerkung zum botanischen Namen „Crataegus“: Er leitet sich vom griechischen Wort „krataiós“ ab, was so viel wie fest oder stark bedeutet. Weißdornholz ist nämlich sehr dauerhaft, hart und schwer spaltbar. Und so verwundert es nicht, dass man in früheren Zeiten aus dem Holz sowohl Werkzeugstiele als auch Spazierstöcke anfertigte. Als der heilige Josef mit Maria und dem Jesuskind auf der Flucht nach Ägypten war, soll er sich daher auf einen Stab aus Weißdornholz gestützt haben!

Zur Person:

Antje Peters-Reimann ist Gartenhistorikerin und Journalistin. Sie hat ihre Leidenschaft für Kunst und schöne Gärten zum Beruf gemacht.

Autor:
  • Antje Peters-Reimann
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