Weihnachtslied oder Volkslied?
InterviewDas Weihnachtslied hat in Österreich eine lange Tradition. Irene Egger erzählt darüber im Interview mit dem SONNTAG und über den Unterschied zwischen Krippen- und Wiegenliedern.
Das Leitbild des Volksliedwerk ist: Seit seiner Gründung 1904 zählen Sammlung, Archivierung, Dokumentation, Vermittlung der musikalischen Volkskultur in vergangenen und gegenwärtigen Erscheinungsformen zu den Hauptaufgaben der Institution. Was sagt Musik über die Kultur eines Volkes aus?
Irene Egger: Musik ist einfach eine kulturelle Ausdrucksform. Kulturelle Ausdrucksformen sagen immer etwas aus über gesellschaftliche Zusammenhänge, über politische Systeme und einfach über einen Zeitgeist. Das kann man auch anhand von unserem Archivmaterial einfach sehen, was in welcher Zeit gesammelt oder gesungen worden ist. Beziehungsweise die Liederbücher und Liedsammlungen drücken sowas dann auch immer aus. Was beschäftigt die Menschen gerade?
Ähnlichkeiten zwischen Weihnachtslied und Volkslied
Ihr habt so 4.400 Liederbücher und 1.500 Notenhefte, also wirklich eine große Sammlung. Was genau macht ein Volkslied aus? Gibt es da Kriterien, an denen man das festmachen kann?
Es gibt mehrere Kriterien, an denen man das festmachen kann. Aber man kann das jetzt nicht so in einen Kastl stecken. Man muss es schon ein bisschen breiter sehen. Das eine die traditionelle Überlieferung, dass es halt durch mehrere Generationen geht und dass es dann vor allem, wenn es ältere Stücke sind, auch mündlich tradiert und ohne Urheber sind. Das andere ist eher so dieser geografische Raum, das Regionale. Die geografische Zuordnung eines Liedes erfolgt durch die Melodieform. Dann kann man es einer Region, einem Ort oder einem Land zuordnen. Der geografische Raum ist für Menschen unterschiedlich, je nachdem wie ihre Perspektive ist. Für einen Menschen aus dem Salzkammergut liegt der Fokus am Salzkammergut für andere vielleicht auf Österreich oder dem alpinen Raum. Die Perspektive macht kulturelle Grenzen. Als drittes ist auch der aktuelle Sinngebrauch wichtig. Dieser kann sich von Generation zu Generation ändern. Zum Beispiel, welche Melodien werden bei Hochzeiten parodiert. Wo wird spontan mit Melodien gespielt und gearbeitet. Es gibt Modeerscheinungen von Songs, die dann an Gebräuche angepasst werden.
Muss ein Volkslied unbedingt in Mundart geschrieben sein oder kann es auch in Hochdeutsch geschrieben sein?
Das befinden wir uns wieder beim Sprachgebrauch. Menschen singen sich ihre Lieder zurecht. Damit kommt man vom Sprachgebrauch wieder in den geografischen Raum. Dorthin wo die verschiedenen Dialektformen verbreitet, sind und die Menschen singen sich die Lieder dann in ihrer Sprache zurecht. Es gibt Melodien, die zum Beispiel im Migrationsbereich verbreitet sind. Dann ist die Sprache anders, zum Beispiel wenn Menschen mit Migrationshintergrund ihr Deutsch dahingehend anpassen.
Ein Lied aus dem Volk
Muss ein Volkslied auch immer aus dem Volk kommen?
Es muss von den Menschen verwendet werden. Sonst ist es einem Komponisten zuzuordnen. Dann ist es ein Lied, welches einen Komponisten ausmacht oder es wird auf der Bühne verwendet. Wenn es von dort zurück zu den Menschen wandert, dann berührt es schon den Bereich des volksliedhaften. Oder wenn ein Lied von einem Komponisten viel in unterschiedlichen Kontexten gesungen wird. Zum Beispiel wie heuer bei den Fußball Meisterschaften mit „I am from Austria“ von Fendrich. Aber es muss schon eine breite Menge über einen längeren Zeitraum, ein Lied rezipieren, damit es als Volkslied gilt. Wenn es von vielen Menschen im Volk genutzt wird, ist es irrelevant, ob ein Komponist dahintersteht. Sonst wäre die Volksmusik, nachdem die Urheberrechte mit dem Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommen waren, zu Ende und das ist sie nicht.
Was unterscheidet das Volkslied vom Kirchenlied?
Das kann man nicht so streng trennen. Es gibt die kirchlichen Liederbücher, Lieder daraus sind den Menschen durch kirchliche Feiern wie Weihnachten, Taufen und Hochzeiten…. bekannt. Es gibt eine ganze Bandbreite von Liedmaterial, welches sich so weiterverbreitet und als Lieder weitergegeben wird. Wenn es um den liturgischen Bereich geht, dann ist es eher im Bereich Kirchenlied anzusehen. Lieder, die in einem erweiterten Umfeld Anwendung finden, dann kann das durchaus ein Volkslied werden. Es gibt auch viele Bräuche rund um die Kirche, vor allem im Jahre- oder Lebenskreis. Viele Lieder werden dann vom Kirchenlied in den Brauch übergeführt.
Weihnachtslied als österreichische Tradition
Gibt es da eine besondere Tradition in Österreich, was Weihnachtslieder angeht?
Es gibt in Österreich diese Krippen- und Hirtenlieder. Die stellen das Leben der Menschen in ihrem Lebensumfeld dar. Und die erzählen halt einfach, wie die Hirten quasi aufmerksam werden auf dieses Ereignis und wo sie dann zum Stall laufen und was sie mitbringen und wem sie was sagen. Da sieht man einfach die dörflichen Strukturen oder eben alpine Lebenswelten und Glaubensvorstellungen in diesen Hirten- und Krippenliedern wieder. Es ist eine historische Lebenswelt, aber es ist noch ein hoher Identifikationsfaktor mit dieser Lebenswelt, die diese romantischen Vorstellungen vom alpinen Leben da noch widerspiegeln, was die Leute quasi selbst gerne noch tradieren und singen und was auch von außen irgendwie ein Bild ist, was man gerne davon hat. Es ist zu vergleichen mit den Darstellungen in den Krippen, in diesen Krippentraditionen, die es vor allem im Salzkammergut oder auch in Tirol gibt, wo man einfach diese Lebenswelt des Alpinen in eine Krippe steckt. Da ist dann die Landschaft daran angelehnt, wie es im alpinen Raum aussieht und dann ist da Bethlehem und die Palmen und die Kamele und links und rechts sind aber Almhütten. Das, was wir in diesen Krippen sehen, ist dann auf musikalischer Ebene wieder in den Liedtexten zu sehen.
Was das Weihnachtslied musikalisch auszeichnet
Gibt es etwas, das ein Weihnachtslied auf musikalischer Ebene auszeichnet?
Die klassische alpine Musiktradition. Man erkennt die Melodieführung aus der alpinen Musik wieder. Auch die Weihnachtslieder aus anderen Ländern folgen dessen Liedtraditionen. Und das ist bei österreichischen Weihnachtsliedern ebenso. In Österreich folgen Weihnachtslieder, die das Jesuskind im Fokus haben oft dem Prinzip der Wiegenlieder im Sechs-Achtel-Takt lässt sich ein Kind gut in den Schlaf wiegen. Das ist der Takt, der das am besten unterstützt.
Weihnachtslieder aus dem Alpenraum
Warum gibt es so viele Weihnachtslieder aus dem alpinen Raum und wenige aus Wien oder dem östlichen Österreich?
Das hat u.a. mit der Geschichte der Volksmusikforschung was zu tun. Die Volksmusikforschung, die ja im 19. Jahrhundert begonnen hat, also nicht nur Volksmusik, sondern dass man generell Kultur des Volkes aufgezeichnet und dokumentiert hat, sei es die Tracht, sei es das Lied, sei es Brauchformen und was auch immer da dazugehört. Hier gingen Intellektuelle und Gelehrte aus der Stadt aufs Land in den alpinen Raum. Ihre eigene Kultur im städtischen Raum, sprich die eigene Kultur war für diese nicht aufzeichnungswürdig. Speziell im Austrofaschismus, dem viele dieser Sammler dienten, hat man sehr stark versucht über diese alpine Kultur und christlichen Werte ein sehr konservative, rückwärtsgewandte Österreichidentität zu schaffen.
Beim Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ kennt man mit dem Liedtexter Pfarrer Josef Mohr und dem Komponisten Franz Xaver Gruber die Urheber des Liedes. Ist es dann noch ein Volkslied?
Das Lied wurde von den beiden siehe oben 1818 in Oberndorf bei Salzburg das erste Mal zur Christmette geschrieben für 2 Solostimmen samt Chor und Gitarrenbegleitung aufgeführt. Von Oberndorf kam das Lied über einen Orgelbauer ins Zillertal, von dort zogen die Nationalsängergruppen Familie Strasser und Fam. Rainer als Wanderhändler oft nach Deutschland/Leipzig. Per Liedern boten sie ihre Waren da, sodass man sie dort als Sänger entdeckte und viele ihrer Lieder abdruckte ua. auch Stille Nacht Heilige Nacht als „ächte Tiroler Lieder“ wurden vom Dresdner Verleger Friese in sein Verlagsprogramm aufgenommen. Diese älteste Liedfassung mit Noten enthält drei Strophen des Originaltextes in der Reihenfolge 1,6,2. Sie hatten sich das ursprünglich komponierte Lied „zurecht gesungen“ und gewissermaßen in eine Tiroler Form des Singens gebracht. In dieser vierstimmigen, gegenüber dem Original melodisch geschliffenen, schlichteren Fassung bekam das Lied erst die Möglichkeit einer weiteren Verbreitung.
Die Familie Rainer tourte sogar in ganz Europa bis Amerika (1839-43) und soll „Stille Nacht“ am Friedhof der Trinity Church am Ende der Wall Street aufgeführt haben. Beide Familien waren, sozusagen die erste Popgruppe des 19. Jahrhunderts. Erste Übersetzungen von „Stille Nacht“ ins Englische gibt es daher bereits zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In Österreich wird das Lied erst 1866 in das Salzburger Kirchenliederbuch aufgenommen. Woher ein Lied kommt, ist immer mit einem Maß an Relativität zu sehen. „Stille Nacht“ ist in Salzburg erstmals aufgeführt worden, aber durch die Tiroler Nationalsänger bekannt geworden, publiziert wurde es erstmals in Deutschland. Dadurch ist dann das Lied weiterverbreitet worden, aber auch dadurch, dass diese Rainer-Sänger in Europa und Amerika bekannt waren. Genau diese Geschichten machen ein Volkslied aus.
Weihnachtslied "Stille Nacht"
Sechs Strophen gibt es bei „Stille Nacht“. Warum singen wir nur die ersten zwei und die letzte und die anderen nicht mehr?
3 Strophen sind in vielen Liederbüchern abgedruckt bzw. sind diese durch den ersten Druck siehe oben verbreitet worden. Mittlerweile wird von den sechs Strophen oft nur noch die erste gesungen/gekannt. Mancher Textteile der 6 Strophen sind auch nicht mehr so zeitgemäß.
Die vierte Strophe von „Stille Nacht“ soll eine Friedensbotschaft beinhalten?
Man kann definitiv sagen, dass das Lied zur Zeit der französischen Revolution und zur Zeit der Franzosenkriege komponiert wurde. Oberndorf bei Salzburg war eine heiß umkämpfte Gegend und gerade Salzburg hat unter den Franzosenkriegen gelitten. Die Zeit war geprägt von Hungersnot, Kindersterblichkeit und Armut. Ich denke, dass in dem Text auch ein wenig der französische Revolutionsgedanke steckt von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Und natürlich steckt auch die Hoffnung darin, dass die Welt besser wird.
"Lied kommt mehr aus der Tradition des Anklöpfeln"
Was kann man über die Melodie von Franz Xaver Gruber sagen?
Man muss immer davon ausgehen, dass Komponisten nicht aus einem Vakuum komponieren, sondern auch Kinder ihrer Zeit waren und auch einen gewissen melodischen Pool hatten, aus dem sie geschöpft haben. Gerlinde Haid zeichnete zB. im Rahmen der Flachgau-Feldforschung 1976 eine andere Version von Stille Nacht auf: „Stille Nacht, Heilige Nacht, wir bringen dem Kindlein ein Opfer dar“. Vorgesungen wurde ihr das Lied vom Pfarrer Radauer Andreas von Seekirchen und seiner Schwester Dürager Hanni, welche es sie in Kindheitsjahren von ihrer Großmutter erlernten und bei Neujahrswünschen vortrugen. Dieses Lied kommt mehr aus der Tradition des Anklöpfeln, bei dem man von Haus zu Haus geht und singt, ähnlich wie bei den Hl. drei Königen. Bei diesen Ansingebräuchen geht eine Gruppe von Menschen von Haus zu Haus, singt Lieder und bringen Segenswünsche. Der Sinn davon ist, war früher, dass an einem bestimmten Tag arme Menschen von Haus zu Haus gehen und betteln konnten. Es fällt in die Weihnachtszeit, da in dieser Zeit im landwirtschaftlichen Betrieb nicht viel zu tun war, also hatten die Familien Zeit, Leute zu empfangen. Auch hatten viele Menschen im Winter nichts mehr zu Essen, vor allem Tagelöhner, die wenig Arbeit im Winter fanden.
Was weiß man über die Entstehungsgeschichte von Anton Reidingers (der Text ist von ihm, die Melodie vom Marienlied „Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn“) „Es wird scho gleich dumpa…“?
Das Anton Reidinger der Urheber des Textes ist, das ist ein Forschungsergebnis aus der neueren Zeit. Früher sah man den Ursprung des Liedes in Tirol. In den Quellen wurde es früher immer als Tiroler Weihnachtslied bezeichnet. Wenn man sich den Sprachduktus des Liedtextes ansieht, ist klar, dass es sich nicht um ein Tiroler Lied handelt, sondern, dass es aus dem bayrisch-oberösterreichischen Raum kommen muss. Anton Reidinger war in Ischl als Hilfspfarrer angestellt. Reidinger war in einer Gruppe dabei, die Weihnachts- und Hirtenlieder herausgebracht haben und dürfte auf Basis dessen das Lied geschrieben haben. Die Intention dahinter war es, Weihnachtslieder für den Volksgesang zu kreieren, die die Menschen gerne in der Kirche singen. Antoon Reidinger hat viele Gedichte geschrieben, die in ähnlichem Sprachduktus sind, wie das Lied „Es wird scho gleich dumpa“. Aber es keine Sprache aus dem Volk. Es ist schon zurechtgelegt und zurechtgeschrieben.
"Still, Still, Still" als Wiegenlied
Was können Sie mir zum Text und der Melodie von „Still, Still, Still“ sagen?
Es folgt dem Prinzip eines Wiegenlieds. Das Thema ist das Kind, das schlafen will. Und folglich ist die Melodieführung auch dem angepasst, etwas Wiegendes „Still, still…“ und dann die Erzählung „Maria tut es niedersingen… Es beruht auf dem Prinzip von Schlaf- und Wiegenliedern. Es ist Schlafliedern wie „Leise, Peter, Leise, der Mond geht auf die Reise“ ähnlich in seinem Aufbau und seiner Melodieführung. Wahrscheinlich hat es mit der Entdeckung der kindlichen Welt im 19. Jahrhundert zu tun. Dass die kindliche Welt eine andere war, als die der Erwachsenen und die bürgerliche Vorstellung von einer Kindheit stellten, damals eine neue Entwicklung dar. Im 19. Jahrhundert ist auf einmal das Kind und die kindliche Erziehung und was man dem Kind beibringt und wie sich ein Kind zu verhalten hat und wie lange eine Kindheit dauert und ein Kind muss spielen, wichtig. Diese Werte kommen aus der bürgerlichen Welt und haben sich langsam in der Gesellschaft etabliert. Weihnachtslieder, wie „Ihr Kinderlein kommet“ und „Schneeflöckchen, Weißröckchen“, sind ganz klassisch aus dem 19. Jahrhundert, in dem das Weihnachtsfest auch zum Fest für die Kinder mit Geschenken wurde. „Still, Still, Still“ kommt das erste Mal in der Sammlung „Salzburgische Volks-Lieder, 1865 von Vinzent Süß vor, es hat aber keinen eindeutigen Komponisten oder Urheber.
Das nächste Lied ist Der Heiland ist geboren, ein oberösterreichisches Weihnachtslied auf Grund der Aufzeichnungen von Wilhelm Pailler, die erste Textstrophe ist angeblich schon 1638 durch ein Flugblatt aus Innsbruck nachweisbar ist. Was kann man da zum historischen Kontext sagen?
Da gab es verschiedene Quellen, einmal das Flugblatt aus Innsbruck, dann die Version aus einem Kloster in Bayern. Das ist das Wesen von Volksmusik, es gibt Melodien und Texte und an einem Ort kommen die beiden zusammen und später gab es dann Aufzeichnungen, an denen man es dann fest gemacht hat. Wilhelm Pailler, das war ebenfalls ein Geistlicher im 19. Jahrhundert, der in Oberösterreich viel zu Volksliedern geforscht hat. Da gibt es von ihm eine riesige Liedsammlung zu Weihnachts- und Krippenliedern aus Oberösterreich und da ist es mit verschiedenen Varianten drinnen und er belegt auch, dass er es in verschiedenen Quellen schon irgendwo gefunden hat. Und er hat seine Versionen dann aufgezeichnet. Eine Version ist auch im evangelischen Gesangsbuch enthalten und somit wurde diese wohl zur gängigsten.
Das Weihnachtslied und die Kirchenlied-Tradition
Das Weihnachtslied „Freue dich O´Christenheit“ hat wahrscheinlich den meisten religiösen Hintergrund. Was weiß man über seine Entstehungsgeschichte
Hier kommt die Kirchenlied-Tradition zum Tragen, da das Lied nicht im Dialekt, sondern auf Hochdeutsch verfasst ist. In den Krippen- oder Hirtenliedern wird immer aus der Sicht der Bewohner*innen des Ortes oder Dorfes geschrieben. Aus der Sicht und der Lebenswelt der Menschen. In diesem Lied liegt der Fokus auf der Geburt eines Heilands, Jesus, in einem Vierzeiler der jedes Mal die Aufforderung „freu dich, du Christenheit!“ beinhaltet, wird Jesus auf eine höhere Ebene, eben eine geistlich, christlich religiöse Ebene gehoben. Der Refrain ist erneut eine Aufforderung sich darüber zu freuen (bei diesen vielen Aufforderungen muss das dann wohl so sein) und zum Stall zu gehen, da sind wir wieder nah bei den Krippenliedern. Auch die Melodieform erinnert im 3/8 Takt an das Wiegenlied.
Warum gibt es da einige Volkslieder, die um die Welt wandern, übersetzt werden in mehreren Sprachen?
Bei „Stille Nacht, Heilige Nacht“ ist der deutsche Druck wahrscheinlich ein Grund für die Verbreitung gewesen. Ich glaube, es wurde in bis zu 300 Sprachen übersetzt. Es hat eine einfache, eingängige Melodie und der Text ist von der Melodie entkoppelt. Zudem kann man das Lied auch ohne Text einfach verstehen. Auch „Still, Still, Still“ wurde ins Englische übersetzt, aber hat nicht diese Verbreitung gefunden.
Zur Person
Mag. Irene Egger ist seit 2005 Geschäftsleiterin des Österreichischen Volksliedwerk, in dieser Funktion Leitung von Projekten in unterschiedlichen künstlerischen, kulturellen und bildungsbezogenen Kontexten für alle Altersstufen und in unterschiedlichen sozialen wie wissenschaftlichen Kontexten.
Geboren ist sie in Linz, wohnt jedoch in Wien und Gosau. Frau Egger hat folgendes studiert: Europäischen Ethnologie, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft an der Uni Innsbruck und Wien, (postgraduale) Studien in Kulturmanagement sowie in Kunst- und Kulturrecht.