Von weißen Wundern zu warmer Wirklichkeit

Ausstellung über Wiens Winterwelt
Ausgabe Nr. 47
  • Kunst und Kultur
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Verschneite Kirchen: Die Mexikokirche an der zugefrorenen Donau.
Verschneite Kirchen: Die Mexikokirche an der zugefrorenen Donau. ©Wien Museum
Winter in Wien: Die Karlskirche im Schnee.
Winter in Wien: Die Karlskirche im Schnee. ©Wien Museum
Winter in Wien: Schneeräumung vor der Dominikanerkirche.
Winter in Wien: Schneeräumung vor der Dominikanerkirche. ©Wien Museum

Die Ausstellung „Winter in Wien. Vom Verschwinden einer Jahreszeit“ im Wien Museum beleuchtet den Wandel der kalten Jahreszeit. Sie blickt auf die vergnüglichen wie harten Seiten des Winters und reflektiert den Klimawandel. Ein Besuch lohnt sich.

Auch Wiener Kirchenbesucher hatten einst im Winter Schneemassen, Eis und dichtes Schneetreiben zu überwinden: In der neuen Ausstellung des Wien Museums „Winter in Wien. Vom Verschwinden einer Jahreszeit“ sind zahlreiche historische Fotografien von Gotteshäusern in der kalten Jahreszeit zu sehen, darunter die verschneite Karlskirche oder die Mexikokirche im Hintergrund des zugefrorenen Donaustroms. 
 

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Winter in Wien: damals und heute

Der Winter in Wien ist nicht mehr, wie er einst war. Erinnerungen an Kindheitstage mit Schneeballschlachten und Rodelvergnügen im Prater erscheinen heute wie Bilder aus einer anderen Welt. Statt eisiger, schneebedeckter Monate prägen milde Temperaturen und schneelose Tage das heutige Stadtbild. Die Ausstellung beleuchtet das Leben inmitten dieses Klimawandels. Ein Blick auf die Meteorologie verdeutlicht die Entwicklung: Zwischen 1873, dem Beginn systematischer Wetteraufzeichnungen, und 1990 gab es nur ein Jahr, in dem die Jännertemperatur über 15 °C stieg. Seit 1991 waren es bereits zehn Jahre.
In vier Kapiteln – „Weiße Pracht“, „Kalte Stadt“, „Eisiges Vergnügen“ und „Dunkle Jahreszeit“ – zeichnet die Schau unterhaltsam und aufschlussreich die Veränderungen des Wiener Winters über die Jahrhunderte nach. Sie erzählt von den Freuden und Herausforderungen der kalten Jahreszeit, von saisonalen Vergnügungen bis hin zu den großen sozialen Ungleichheiten im Kampf gegen die Kälte. Gleichzeitig wirft die Ausstellung einen Blick auf die Gegenwart und die Aussichten immer milderer Winter in Wien. Doch Eis und Schnee werden immer seltener. Die Ausstellung verbindet die nostalgische Sehnsucht nach verschneiten Wintern mit der drängenden Realität der globalen Erwärmung und eröffnet einen Raum für Reflexion und Diskussion: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf das Leben in Wien, Europa und weltweit? 
 

Ausstellung über Wiens Winter

Der Ausstellungsteil „Dunkle Jahreszeit“ widmet sich der Helligkeit: von historischen Lichtinszenierungen bis zur heutigen Lichtverschmutzung. „Eisiges Vergnügen“ erinnert dann an die vielfältigen winterlichen Freuden, die Wien einst bot: Skifahren, Skispringen, Eislaufen oder Rodeln waren beliebte Freizeitbeschäftigungen. Veranstaltungen wie die „Wiener Eisrevue“ prägten das gesellschaftliche Leben. Die „Weiße Pracht“ beschäftigt sich mit der Lust und Last des Schnees: von seiner Rolle als Werbemotiv für die Winterstadt Wien bis zu den Herausforderungen des Schneeräumens. 
 

Winter: Für Obdachlose die „härteste Zeit“

Ein eigener Ausstellungsteil „Kalte Stadt“ thematisiert Strategien gegen die Kälte von Wärmestuben bis zur Fernwärme, widmet sich warmer Kleidung, Brennmaterial und Reichtum, berichtet von Obdachlosigkeit und von gefrorenem Wasser als einstigem bedrohlichen Hindernis für Versorgung und Mobilität. Temperaturen knapp über Null sind für Obdachlose auch heute lebensbedrohlich. Das Kältetelefon der Caritas wird hier ausführlich in einem Video vorgestellt. „Für obdachlose Menschen beginnt mit den sinkenden Temperaturen die härteste Zeit des Jahres“, sagte der Wiener Caritas-Direktor Klaus Schwertner vor kurzem mit Blick auf die Winternothilfe der kirchlichen Hilfsorganisation. Für wohnungslose Menschen stünden jetzt Streetwork, mehr Schlafplätze, Wärmestuben und das Kältetelefon bereit. „Unsere Hilfe kann Leben retten!“, bat Schwertner um Spenden.

Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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