Plädoyer für ein Comeback der „Österlichen Bußzeit“
Die „Quadragesima“, die Fastenzeit, Österliche Bußzeit, dient der Vorbereitung auf die Feier des Todes und der Auferstehung Christi. Die Liturgie der Vierzig Tage bereitet die Gläubigen auf die Feier des Ostergeheimnisses durch Taufgedächtnis und tätige Buße vor.
Von Fasten ist innerkirchlich ständig die Rede, das ist der eine Aspekt. Von Taufgedächtnis weniger, von Buße und Umkehr hingegen wird innerkirchlich kaum mehr gesprochen. Drei bemerkenswerte Bücher erinnern an diesen Beinahe-Verlust der Umkehr.
Vom Tod zum Leben
Mit Ostern steht und fällt das Christentum. Punkt. Die Bedeutung erschließt sich, wenn man bedenkt, dass Ostern das Fest ist, das eine Festzeit von fünfzig Tagen einleitet, und mit dem Pfingstfest seine Vollendung findet. Dem Osterfest gehen zudem 40 Tage der Vorbereitung voraus, beginnend mit dem Aschermittwoch, die „Österliche Bußzeit“ genannt werden. Der Schweizer Kurt Koch, er ist der „Ökumene-Minister“ des Vatikan, ermöglicht mit seinem leicht lesbaren Buch diesen Weg durch die Österliche Bußzeit durch das Kreuz zum Licht. Koch erläutert diese neunzig Tage mit herrlichen Meditationen, die ins Zentrum unseres Glaubens führen. Und er prägt dabei Formulierungen, die einleuchtend sind. So schreibt Koch beispielsweise beim Stichwort „Christi Himmelfahrt“: „Christliche Liturgie flieht nicht von der Erde ins Jenseits, sondern sie sucht zusammen mit der ganzen Erde Zuflucht beim Himmel, um bereits auf dieser Erde etwas vom Himmel erfahrbar machen zu können.“ Eine Fundgrube, nicht nur für jene, die in diesen 90 Tagen predigen dürfen.
Kurt Koch, Vom Tod zum Leben. Ein Wegbegleiter durch die Fasten- und Osterzeit, Herder-Verlag,
ISBN: 978-3-451-39543-7, 160 Seiten, EUR 18,60
Metanoia – Umkehr
Von der Grammatik des christlichen Lebens schreibt Frère John von der Gemeinschaft in Taizé. Wobei sich natürlich Grammatik und Vokabular ergänzen. Sein anregendes Buch handelt von der schlichten Aufforderung Jesu nach dem Markusevangelium: „Ändert eure Perspektive und glaubt an die Botschaft, die ihr gehört habt.“ Oder mit den vertrauten Worten aus der Einheitsübersetzung: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ (Markus 1,15). Frère John zeigt die Vielschichtigkeit der Umkehr oder Bekehrung in ihren vielen Dimensionen, einfach, einleuchtend und verständlich. Letztlich geht es immer um die Frage, die auch Frère Roger von Taizé als Lebensprogramm hatte: „Was erwartet Christus heute von uns?“ Frère John legt mit seinen Gedanken den Finger in die Wunden unserer Zeit, wenn er etwa nüchtern schreibt: „Die neuen Gesetze, die unser Verständnis von Realität bestimmen, sind nicht die göttlichen Gebote, sondern die Algorithmen unseres virtuellen Universums.“ Was also tun in unserer nachchristlichen Epoche? Frère John: „Metanoia bedeutet, dem Geist Gottes zu erlauben, unser Innerstes in Besitz zu nehmen und die Urgründe unseres Daseins zu verändern.“ Letztlich bedeutet es, als Jüngerin und Jünger Jesu ganz im Heute Gottes zu leben.
Frère John, Taizé, Metanoia. Umkehr als Wegweiser christlichen Lebens, Herder-Verlag,
ISBN: 978-3-451-38926-9, 128 Seiten, EUR 15,50
Freude der Umkehr
Wenn Sie mit Ihrem Lebensstil und Ihrem Christsein einigermaßen zufrieden sind, dann hören Sie einfach schnell auf, diesen Buchtipp zu lesen. Wenn Sie aber Ihr Leben, ihren Lebensstil doch ändern wollen, dann lesen Sie das Buch des Jesuiten P. Hans Schaller – „Wenn Umkehr Freude schenkt“. Der Schweizer Exerzitienbegleiter in Basel zeigt dabei, ausgehend von den Exerzitien des hl. Ignatius von Loyola, dass das Gebet und das geordnete Leben die Säulen des Christseins sind. Letztlich geht es immer um Bekehrungen, ob kleine oder große. Mein Fazit: Ich selbst möchte 2023 wieder einmal achttägige ignatianische Exerzitien machen – im Wiener Kardinal König-Haus.
Hans Schaller, Wenn Umkehr Freude schenkt. Einführung in die ignatianischen Exerzitien, Herder, 160 Seiten,
ISBN: 978-3-45139299-3, EUR 18,60