Messwein zum Mitnehmen

Sommer-Reise: Burgenland
Ausgabe Nr. 30
  • Österreich
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Viele wollen wissen, wie Messwein schmeckt, weiß Franziskanerpater Thomas Lackner und kümmert sich um die Messweintankstelle vor der Basilika Frauenkirchen. ©Sandra Lobnig
Den Wein gibt es auch schön abgefüllt zu kaufen, neben vielen anderen Besonderheiten. ©Sandra Lobnig

Pater Thomas Lackner setzt Initiativen wie eine Messweintankstelle, um Besucher zur Wallfahrtsbasilika Frauenkirchen zu locken. Dort gibt es Messwein to go.

Ob Messwein, Aromadüfte oder Pastasauce: Im Klosterladen von Frauenkirchen bietet Franziskanerpater Thomas Lackner Produzenten aus der Region eine Verkaufsplattform. Wer mag, kann den Messwein schon vor der Basilika auf dem Kirchenplatz verkosten.

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Kostproben von Messwein

Über manche Radfahrer muss sich Pater Thomas Lackner dann doch ein bisschen wundern. Dass diese, wie sie ihm erzählen, für ein Sechzehntel Wein auf ihren Touren im Seewinkel bis zu fünfzehn Kilometer Umweg auf sich nehmen, habe ihn durchaus überrascht. Wobei, es handelt sich auch nicht um irgendeinen Wein, für den sich die sportlichen Menschen einige Kilometer mehr abstrampeln. Am Messweinautomaten vor der Wallfahrtsbasilika Frauenkirchen „Maria auf der Heide“ gibt es Kostproben vier verschiedener Messweine, allesamt von Winzern aus der Gegend. „Und wie Messwein schmeckt“, sagt Pater Thomas, „das wollen viele gern wissen“. Die Messweintankstelle ist ein gelber Kasten, den der Franziskanerpater vor einigen Jahren nur wenige Meter neben dem Eingang zur Kirche aufstellen ließ. Hinter zwei Glasfenstern stehen vier Flaschen, aus denen man wählen kann. Der Wein darin ist punktgenau gekühlt auf sechs Grad. Man bekommt ihn im wiederverwertbaren Becher für einen Euro, vorausgesetzt der Automat erkennt an der Bankomatkarte, dass man über sechzehn Jahre alt ist. Gelbe und grüne Balken neben den Weinnamen zeigen die verbliebene Füllmenge an. „Hier sieht man“, Pater Thomas deutet auf ein Display, „wie viel Wein noch da ist und ob schon nachgefüllt werden muss.“

Messwein: Auch für eine WC-Pause gut

Die Messweintankstelle als lustiger Marketing-Gag? Nein, sagt Pater Thomas, da steckt mehr dahinter. „Die Kirche braucht heute etwas, damit die Leute zu ihr kommen.“ Da dürfe man ruhig kreativ und auch ein wenig unkonventionell werden. Oder pragmatisch: Auch die Touristen, die mit ihren Reisebussen unter anderem deswegen in Frauenkirchen Halt machen, weil es sich gut für eine WC-Pause eignet, empfängt er mit offenen Armen. „Hauptsache, die Leute sind da.“ Ob Radfahrerinnen, Touristen oder Wallfahrende, die nach wie vor zahlreich kommen: Zeit für einen Besuch in der Basilika nehmen sie sich alle. Und sie staunen, sobald sie die Schwelle zur Kirche übertreten. „Es ist, als ob sich die Himmelstür öffnen würde“, schwärmt Pater Thomas, „vor allem, wenn am Nachmittag die Sonne den Innenraum der Kirche in ihr Licht taucht.“ Seit neun Jahren ist der Franziskaner Pfarrer in der Basilika, an deren Stelle es schon im 14. Jahrhundert eine Kapelle gab. Seit Ende des 17. Jahrhunderts betreuen die Franziskaner den Wallfahrtsort. Das Kloster ist direkt an die Kirche angebaut.

Weihwasser in der Sprühtube

Zum Hochaltar mit seinen goldenen Statuen und Säulen im Marmor-Imitat und den üppigen Deckenfresken in der Kirche bildet das schlichte, dunkelbraune Ordensgewand von Pater Thomas einen starken Kontrast. Der Ordensmann führt Interessierte selbst durch die Kirche, erzählt allerhand Historisches und lässt es sich nicht nehmen, jedes Mal auch eine kleine Einführung in den christlichen Glauben und ein Gebet in seine Ausführungen einzubauen. Die Leute, sagt er, seien dafür sehr empfänglich. „Selbst in jenen Gruppen, in denen kaum jemand ein Kreuzzeichen machen kann, werden viele Menschen tief berührt. Nicht selten ist es mucksmäuschenstill in der Kirche und viele haben Tränen in den Augen.“ 

Messwein to go

Nach dem Besuch in der Kirche lotst Pater Thomas Touristen- und Pilgergruppen die Klostergänge entlang in den Klosterladen. Auf vier Räume verteilt finden diese hier Kerzen, Bücher und Ansichtskarten, aber auch originelle Mitbringsel wie Weihwasser in der Sprühtube – ein Produkt, das Pater Thomas während der Coronapandemie vor drei Jahren entwickelt hat. Dazu Bierdosen mit dem Bildnis der Basilika, die der Franziskaner manchen Pilgern besonders ans Herz legt. „Den Großmüttern sage ich: Nehmen Sie Ihrem Enkelkind nicht nur den Rosenkranz, sondern auch das Bier aus Frauenkirchen mit. Da wird es sich besonders freuen.“ Auch Lebzelten, Blütenhonig und Schokoladentaler mit Basilikabild sind hier zu erwerben.

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Obstleder und Steppenduft

Im Sortiment des Klosterladens finden sich viele Produkte aus der Region. Das ist Pater Thomas ein wichtiges Anliegen. „Wir holen die Region in den Klosterladen herein. Hier am Heideboden braucht es keine Einzelkämpfer.“ Pastasauce im Glas mit Tofu aus dem Seewinkel, prämiertes Kernöl aus Po­dersdorf oder gedörrtes Obst als „Obstleder“ aus Wallern: Die Betriebe bekommen Platz in den Regalen des Ladens, zehn Prozent des Gewinns gehen dafür an das Kloster.

„Wir bezahlen damit zum Teil den Erhalt des Klosters“, sagt Pater Thomas. Den neuen Boden im Kreuzgang zum Beispiel, oder neue Türen. Mit einigen Produzenten der Gegend arbeitet er besonders intensiv zusammen. Wie mit Stefan Zwickl von der Duftmanufaktur „Steppenduft“. Einen knappen Kilometer von der Basilika entfernt entwickelt Zwickl Raum- und Kissensprays aus Duftpflanzen wie Orangenthymian, Marzipansalbei oder Lemongras, die auf den Feldern seines Betriebes wachsen. Für das Kloster stellte Zwickl den „Klosterduft“ her. „Ein sakraler Duft, der in die duftende Welt des Barocks führen soll“, sagt der Unternehmer. Mit Pater Thomas kooperiert Zwickl auch bei Gruppenführungen. Bei der Führung „Basilikaluft trifft auf Klosterduft“ führt zuerst Pater Thomas die Gruppen durch Kirche und Kloster, dann nimmt Stefan Zwickl sie mit auf eine Duftsafari ein paar Straßen weiter.

„Wir holen die Region in den Klosterladen herein. Hier am Heideboden braucht es keine Einzelkämpfer.“

Franziskanerpater Thomas Lackner

Verkaufsschlager: Messwein

Die Zusammenarbeit mit dem Bioweingut Heideboden, das von Martin Kaintz geführt wird, dauert mittlerweile sogar schon mehr als vierzig Jahre. Seit 1980 produziert das Weingut Messwein für die Basilika. Die Trauben wachsen am Heideboden im pannonischen Klima rund um das Gemeindegebiet von Frauenkirchen. Im Klosterladen ist der Messwein ein Verkaufsschlager. „Die Leute lieben ihn“, sagt Pater Thomas. Und auch Martin Kaintz ist zufrieden mit dem Umsatz, den er hier macht. Er muss die Vorräte regelmäßig aufstocken. Nicht nur, aber auch dank der Radfahrer, die sich eine Kostprobe aus der Messweintankstelle gönnen

Autor:
  • Sandra Lobnig
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