Ein gerechter Spross
Erster Adventsonntag, Lesejahr C – 1. Dezember 2024Erster Adventsonntag, Lesejahr C – 1. Dezember 2024
Der Prophet Jeremia spricht von einem
„gerechten Spross“, der im Land Israel aufblühen soll. Doch was bedeutet Gerechtigkeit? Manche Fragen scheinen klar: Gleiche Arbeit sollte gleichen Lohn bringen. Es bleibt ungerecht, dass Frauen oft weniger verdienen als Männer, obwohl sie die gleiche Arbeit leisten. Andere Fragen sind schwieriger: Ist es gerecht, dass Menschen, die nie in das Sozialsystem eingezahlt haben, dennoch Unterstützung daraus erhalten? Oder stellt es eine gerechte Last dar, wenn Höherverdienende stärker besteuert werden als jene, die weniger verdienen?
Es kommt der Moment, in dem jemand für all das Recht sprechen muss. In der Bibel übernimmt Gott diese Rolle und steht stets auf der Seite der Schwachen und Unterdrückten. Gottes Gerechtigkeit ist nicht nur ausgleichend, sondern auch mitfühlend. Sie geht Hand in Hand mit seiner Barmherzigkeit. Gott stärkt die Schwachen und stürzt die Mächtigen.
In der biblischen Zeit war das Leben der Menschen in Israel von Unterdrückung und Ungerechtigkeit geprägt. Das Volk sehnte sich nach einer Umkehr der Verhältnisse – einer Umkehr, die die Machtverhältnisse auf den Kopf stellt. Auch heute warten viele auf diese Veränderung. Die Antwort Gottes auf diese Hoffnungen der damaligen Zeit war Jesus Christus – doch sein Weg war für viele überraschend anders, als sie erwartet hatten.
Haben Sie Ungerechtigkeit erfahren? Wie haben Sie darauf reagiert? Was war Ihr erster Impuls? Wie können wir auf Ungerechtigkeit reagieren und die Welt um uns herum gerechter machen?
1. Lesung Jeremia 33,14–16
Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.
Siehe, Tage kommen – Spruch des Herrn – da erfülle ich das Heilswort, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda gesprochen habe.
In jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich für David einen gerechten Spross aufsprießen lassen. Er wird Recht und Gerechtigkeit wirken im Land. In jenen Tagen wird Juda gerettet werden, Jerusalem kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.
2. Lesung 1. Thessalonicherbrief 3,12 – 4,2
Ihr habt von uns gelernt, wie ihr leben müsst, um Gott zu gefallen, und ihr lebt auch so.
Schwestern und Brüder!
Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben, damit eure Herzen gestärkt werden und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor Gott, unserem Vater, bei der Ankunft Jesu, unseres Herrn, mit allen seinen Heiligen. Amen.
Im Übrigen, Brüder und Schwestern, bitten und ermahnen wir euch im Namen Jesu, des Herrn: Ihr habt von uns gelernt, wie ihr leben müsst, um Gott zu gefallen, und ihr lebt auch so; werdet darin noch vollkommener! Ihr wisst ja, welche Ermahnungen wir euch im Auftrag Jesu, des Herrn, gegeben haben.
Aus Psalm 25
Zeige mir, HERR, deine Wege,
lehre mich deine Pfade!
Führe mich in deiner Treue und lehre mich;
denn du bist der Gott meines Heiles.
Auf dich hoffe ich den ganzen Tag.
Der HERR ist gut und redlich,
darum weist er Sünder auf den rechten Weg.
Die Armen leitet er nach seinem Recht,
die Armen lehrt er seinen Weg.
Alle Pfade des HERRN sind Huld und Treue
denen, die seinen Bund und seine Zeugnisse wahren.
Der Rat des HERRN steht denen offen, die ihn fürchten,
und sein Bund, um ihnen Erkenntnis zu schenken.
Evangelium Lukas 21,25–28.34–36
Richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres.
Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.
Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht wie eine Falle; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen.
Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt!
Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net