Christen handeln!
Gedanken zum Sonntag – 15. Oktober28. Sonntag im Jahresreis, Lesejahr A – 15. Oktober
Wie kann man nur so unbarmherzig handeln wie der erwähnte König gegen Ende des Evangeliumsabschnitts? Was können die armen Leute dafür? Doch seien wir nicht so voreilig! Beginnen wir, den Text von vorne zu lesen! Es ist ein Abschnitt aus dem Matthäusevangelium, wo der Evangelist immer wieder zunächst Gleichnisse erzählt, denen er dann im zweiten Teil eine Deutung hinzufügt.
Und in dieser Deutung hat Matthäus, der um das Jahr 85 schreibt, immer seine Gemeinde im syrischen Antiochia im Blick. Heute würden wir sagen: Er aktualisiert die ihm vorliegende Botschaft Jesu ganz konkret in seine Zeit hinein und auf seine Gemeinde hin, um sie zu motivieren und zu stärken. Er macht also das, was jede gute Predigt als Aufgabe hat.
Der erste Teil ist unschwer mit dem Auftreten der alttestamentlichen Propheten und dann schließlich mit dem Auftreten Jesu in Verbindung zu bringen. Obwohl Jesus sich vor allem zu den Juden gesandt wusste, wurde er gerade von den führenden Schichten abgelehnt. Doch die Einladung geht weiter, und zwar an alle.
Allein die Einladung anzunehmen, ist aber für Matthäus zu wenig. Es müssen Früchte sichtbar werden, wie er es im Gleichnis vorher (Matthäus 21,43) formuliert hat. Mit dem fehlenden Hochzeitsgewand ist somit auf die fehlenden Werke angespielt. Nur Dabeisein ist offensichtlich zu wenig. Es geht um die konkreten Taten, wie Matthäus schon in der Bergrede so ausdrücklich (Matthäus 7,24: hören und handeln!) formuliert hat und gegen Ende des Evangeliums so eindrucksvoll allen Lesenden nahelegt: vgl. Mt 25 („Ich war hungrig …“)
1. Lesung Jesaja 25,6–10a
Grandios, was hier im Buch Jesaja zugesagt wird: ein Festmahl für alle Völker. Es zahlt sich aus, auf diesen Herrn zu hoffen!
An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen auf diesem Berg – dem Zion – für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den feinsten, fetten Speisen, mit erlesenen, reinen Weinen. Er verschlingt auf diesem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, und die Decke, die alle Nationen bedeckt. Er hat den Tod für immer verschlungen und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen und die Schande seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde, denn der Herr hat gesprochen. An jenem Tag wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf ihn haben wir gehofft, dass er uns rettet. Das ist der Herr, auf ihn haben wir gehofft. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat. Denn die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg.
Psalm 23 (22),1–3.4.5.6
Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit,
getreu seinem Namen.
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt,
übervoll ist mein Becher.
Ja, Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des Herrn
für lange Zeiten.
2. Lesung Philipperbrief 4,12–14.19–20
Paulus bedankt sich am Schluss seines Briefes an die Gemeinde in Philippi ganz überschwänglich. Letztlich ist es aber Gott selbst, der ihn stärkt.
Schwestern und Brüder!
Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung. Alles vermag ich durch den, der mich stärkt. Doch ihr habt recht daran getan, an meiner Bedrängnis Anteil zu nehmen. Mein Gott aber wird euch durch Christus Jesus alles, was ihr nötig habt, aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken. Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.
Evangelium Matthäus 22,1–14 (mögliche Kurzfassung: Matthäus 22,1–10)
Nur Dabeisein ist zu wenig.
In jener Zeit erzählte Jesus den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!
Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um. Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig. Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!
Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen. Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen?
Der aber blieb stumm. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt.
Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net