Zwischen allen Körbchen
Liebe Seel-Besorgte, kommt doch auf den Hund! Glaubt mir, wir tun euch gut! Als Seelentröster ebenso wie als kritische Kläffer, die euch auf den Boden zurückholen, wenn mal der Heilige Geist mit euch durchgeht.“ Damit ging es los. Vor etwas mehr als zwei Jahren durfte ich erstmals für den „SONNTAG“ die Pfote in die Tinte tauchen. Seither wurde ich im wahrsten Sinne zu einem Spaltpilz. Denn den zahlreichen Leserinnen- und Leserzuschriften zufolge bin ich zu exakt gleichen Teilen eine Landplage und ein schützenswerter Landvermesser. Die einen sehen mich als kirchliche Abrissbirne, die weder eine Kirchenzeitung noch die braven Schäfchen und noch viel weniger deren Hirtende verdienen. Den anderen bin ich ein willkommener Kommentarköter, der gegen die Gefahr der Bigotterie anschreibt. So liege ich quasi zwischen allen Körbchen. Keine schlechte Bilanz für die 100. Hirtenhund-Kolumne.
Überrascht hat mich auf Seiten meiner Kritiker, wie sehr sie meine Anonymität auf die Palme bringt. Feigheit wurde mir vorgeworfen, ich sei eine linke Zecke im blütenweißen kirchlichen Schafspelz. Hätte ich ein Social Media-Profil, ich hätte schon das eine oder andere Shitstörmchen erlebt. Auf Seiten der Wohlmeinenden hat mich indes überrascht, dass sie besonders begrüßen, was doch eigentlich normal sein sollte: dass man, Pardon, Hund in einem kirchlichen Medium frei von der angegriffenen Leber weg sprechen und schreiben darf. Sind wir als Kirche denn schon so neben der Spur, dass man diese normalste Sache der Welt als bemerkenswert hervorheben muss? Verrückte Menschenwelt.
Was ich in den vergangenen zwei Jahren noch gelernt habe: Viele Menschen leiden darunter, wie ihre geistliche Heimstatt sich selbst beschädigt und demontiert. Mit meinem Zweifel, dass der synodale Prozess diesbezüglich viel ausrichten wird, ja, dass Franziskus noch die Kraft und den Mut hat, nicht nur Dinge anzustoßen, sondern auch zu entscheiden, bin ich wahrlich nicht allein. Es wäre ein wichtiges Signal, wenn unsere Hirtenden diese Sorgen ernst nähmen und sie vielleicht gar teilten – was ganz der konziliaren Treue entspräche. Schließlich sollten nicht nur Freude und Hoffnung, sondern auch „Trauer und Angst der Menschen von heute“ Trauer und Angst „der Jünger Christi“ sein. Ob ich das noch erleben werde? Ich lass es Sie in einer der nächsten 100 Kolumnen wissen. Und wenn ich – wie ich in meinem ersten Text schrob – dabei manchmal laut kläffe, denken Sie daran: „Bellende Hirtenhunde beißen nicht!“