Zutrauen!
Frauen in der TechnikFrauen und eine akademische Laufbahn – vor nicht allzu langer Zeit noch eine Seltenheit. Heute Normalität. An der Uni Wien lag im Jahr 2020/2021 der Frauenanteil bei 63 %. Besonderes Augenmerk muss aber an dieser Stelle auf die Studienwahl gelegt werden, denn in naturwissenschaftlichen Fächern sind es die Männer, die überrepräsentiert sind. Man sieht eine deutliche Kluft zwischen den Geschlechtern, welche bereits Jahre vor dem Studium beginnt.
Ich selbst habe mich 2014 für eine technische Laufbahn entschieden, indem ich die HTL Innsbruck besucht habe. Hier waren wir vier weibliche Schülerinnen – also deutlich unterrepräsentiert. Nach der Matura begann ich mein Studium „Kulturtechnik und Wasserwirtschaft“ an der BOKU Wien, in dem der Frauenanteil bei etwa 35 % liegt. Im Masterstudiengang ist das Verhältnis ähnlich und noch extremer ist das Gefälle in dem von mir gewählten Master „Alpine Naturgefahren“, denn hier liegt der Frauenanteil nur bei 18 %.
Der Fakt, dass fast ²⁄₃ aller Studierenden weiblich sind, klingt schön, doch bedarf es eben eines genaueren Blicks, um die Geschlechterverteilung zu sehen. Je nach Studium fühlt man sich auf universitärer Ebene als Frau also über- oder unterrepräsentiert, was zu einer stetigen Reproduktion dieses Systems führt. Wenn Mädchen schon mit 12 Jahren in das Gymnasium und Burschen in die naturwissenschaftlichen Zweige gedrängt werden, beginnt die Spaltung unserer Gesellschaft bereits hier. Weiter geht sie eben mit der Wahl der Oberstufe und sie setzt sich konsequent im tertiären Bildungsbereich fort.
Ich habe mich nicht von dem geringen Frauenanteil in meinem Studiengang abhalten lassen, doch trifft das auf alle Frauen zu? Traut sich jede Frau, die Interesse an einer technisch-naturwissenschaftlichen Karriere hat, gegen den Strom zu schwimmen? Genau diesen Strom gilt es zu stoppen und dazu muss bereits in der Frühförderung angesetzt werden, sodass man als Frau in einem Studium, das nicht geistes-, kultur- oder sozialwissenschaftlich ist, keine Kuriosität ist. Studentinnenverbindungen und -verbände, wie die VCS, setzen sich aktiv dafür ein, dass Aufmerksamkeit für dieses Problem geschaffen wird und Licht auf dieses Ungleichgewicht geworfen wird.
Der Kommentar drückt die persönliche Meinung der Autorin aus!