Jerusalem: Zivildienst im Krieg
Jakob HohenblumJakob Hohenblum wird noch bis Ende August in Israel leben. Er entschied sich, auch nach dem 7. Oktober zu bleiben, und erlebt im Heiligen Land eine Vertiefung seines Glaubens.
Herr Hohenblum, wie schwer ist Ihnen nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober die Entscheidung gefallen, Ihren Zivildienst in Jerusalem fortzusetzen?
Ich bin am 12. Oktober nach Wien geflogen und dort bis Mitte November geblieben, in erster Linie um meine Familie zu beruhigen. Als sich gezeigt hat, dass die Sicherheitslage in Jerusalem es zulässt, wieder zurückzukommen, war für mich klar, dass ich das machen würde. Von meiner Familie habe ich da zum Glück viel Unterstützung bekommen.
Wie haben Sie die Tage nach dem 7. Oktober in Israel erlebt?
Für mich als Außenstehenden war das alles sehr schwer fassbar, genauso natürlich wie für meine israelischen Freunde und Bekannten. Die Betroffenheit war und ist groß. Ich kann nicht viel mehr tun als zuzuhören, wenn jemand mit mir darüber spricht.
Hat sich das alltägliche Leben in Jerusalem Ihrer Wahrnehmung nach seit dem 7. Oktober verändert?
Jerusalem war ja nie direkt betroffen, hier bietet sich im Alltag ein relativ normales Bild. Im Österreichischen Hospiz gibt es auch wieder ein paar Gäste, was uns natürlich sehr freut. Für mich lässt es sich hier gut leben.
Wie ist es für Sie, fast täglich an biblischen Stätten vorbeizukommen und die Orte zu besuchen, die im christlichen Glauben eine bedeutsame Rolle spielen?
Zu Beginn war es sehr überwältigend, Orte wie die Grabeskirche, den Garten Getsemani oder den Ölberg zu besuchen. Am Heiligen Abend war ich zum Beispiel mit einer Gruppe von Pilgern in der Geburtskirche in Bethlehem. Das war schon ein sehr prägender Moment.
„Ich tauche immer mehr
in den Glauben ein.“
Jakob Raoul Hohenblum
Spielte der Glaube immer schon eine wichtige Rolle in Ihrem Leben?
Ich bin in einer gläubigen Familie aufgewachsen. Wir sind als Familie immer schon in unserer Pfarre Maria Hietzing aktiv gewesen, seit 2022 bin ich dort im Pfarrgemeinderat. Aber so wie für viele Jugendliche waren für mich eine Zeit lang andere Themen wichtiger. Hier in Israel hat sich das geändert. Ich tauche immer mehr in den Glauben ein. Auch durch die vielen Gespräche, die ich hier führe, mit den anderen Freiwilligen im Hospiz, die ebenfalls gläubig sind, mit Markus Bugnyar, dem Direktor im Hospiz, und mit meinen muslimischen und jüdischen Freunden, die ihre Perspektive einbringen. Mit dem Judentum hatte ich vorher nicht so viel zu tun. Hier ist es sehr präsent. Die verschiedenen Zugänge und Ansichten der Juden, die ich kennenlerne, sind wahnsinnig spannend.