Halte mich nicht fest!

Ostersonntag, Lesejahr C – 20. April
Ausgabe Nr. 16
  • Sonntag
Ausschnitt des Mogersdorfer Altars von Herbert Boeckl.
„Mogersdorfer Altar“ von Herbert Boeckl. Die unterschiedlichen Dimensionen des Auferstandenen und der Maria von Mágdala werden in den separaten Bildflügeln angedeutet. ©Franz Josef Rupprecht

Wort zum Evangelium von Pater Karl Schauer OSB

Ostersonntag, Lesejahr C – 20. April

Ostern ist – anders als Weihnachten – nicht an ein bestimmtes Datum festzumachen. 2025 aber feiern die Christen das Osterfest gemeinsam, 1.700 Jahre nach dem ersten ökumenischen Konzil von Nizäa, auf dem auch um ein gemeinsames Osterdatum gestritten wurde. Ostern ist Wirklichkeit, sprengt Raum und Zeit, menschliche Berechnungen, Wissenschaft und alle Weisheit. Ostern sprengt den Stein beim Grab Christi, die begrabenen Hoffnungen der Jünger, ihre Ängste und Zukunftspläne. Ostern durchbricht alles, sogar den Tod des Todes, alle Technologien der Unsterblichkeit, alle Fantasien und Selbstüberschätzungen des Menschen.

 

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Zwischen Karfreitag und dem Ostermorgen erstreckt sich der lange Karsamstag. Der Sohn Gottes ist tot, ein begrabener Gott, ein Gott in Totentüchern, aber einer, der die Menschen aller Generationen erlöst. „Im Tod ist das Leben“, das Geheimnis des Glaubens und Gottes Wahrheit.
Nur eine erkennt und begreift, weil sie liebt: Maria von Mágdala. Die Sünderin, die seine Füße mit ihren Tränen gewaschen hat, weint vor dem Grab Jesu, der ihr genommen wurde.

Die Ausgeschlossene wird zur ersten Zeugin des Auferstandenen, zur Verkünderin des Osterevangeliums. Auf ihrem Glauben baut Ostern, unser Auferstehungsglaube. Zunächst bleibt der Auferstandene auch ihr fremd. Er sagt: „Halte mich nicht fest.“ Sie kann ihn nicht besitzen und festhalten. Doch sie erkennt ihn und er begegnet ihr, sie kann lieben, loslassen und ausbrechen. Der Auferstandene geht ihr voraus, er ist mit ihr, auch mit den anderen und mit uns. Begegnung mit dem Auferstandenen ist Ostern.

Dass die Begegnung mit dem österlichen Christus den Alltag ausrichtet und mein Leben zeichnet, darf ich glauben. Dass der Auferstandene meine Vergangenheit und mich nicht festnagelt und auch ich ihn nicht festhalten darf, darauf vertraue ich.

1. Lesung Apg 10,34a.37–43

Die Auferstehung Christi, des neuen Adam, betrifft den ersten Adam und alle Generationen nach ihm. Gott wird sie auferwecken, wenn Christus, unser Leben, offenbar wird.

In jenen Tagen begann Petrus zu reden und sagte: Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben. Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkünden und zu bezeugen: Dieser ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten. Von ihm bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.

2. Lesung Kolosser 3,1–4

Ostern liegt nicht in der Ferne, sondern ereignet sich im Leben. Österliche Menschen leben anders, sie tragen das Leben des Auferstandenen seit der Taufe schon in sich.

Schwestern und Brüder! Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.

Evangelium Johannes 20,1–9

Die Auferweckung Jesu Christi kann geschichtlich nicht festgenagelt werden, sie durchbricht alles Bisherige. Sie ist keine Rückkehr in die Vergangenheit, sondern bleibende Gegenwart in der Begegnung mit ihm.

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Mágdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr C, Freiburg u. a. 2018. © staeko.net

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