„Wie konnte ich das überleben?“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 15
  • Spiritualität
Autor:
Die Freude über das Leben in all seiner Fülle ist Peter Stadler anzusehen. ©privat

Die Frage nach seinem Glauben ist für Peter Stadler, 85, aus Alland sehr intim. Seine Antwort darauf hat viel mit Dankbarkeit zu tun – für jeden neuen Tag, für das Singen und dafür, immer noch Skifahren zu können.

Peter Stadler singt in zwei Chören: Seit seiner Pensionierung vor 25 Jahren im Wiener Männergesang-Verein und seit 2008 beim Vokalensemble Intermezzo in Alland.

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Herr Stadler, wie viel Zeit nehmen die Chorproben in Anspruch?

Drei Abende in der Woche gehören dem Chorsingen. Für den Wiener Chor fahre ich eine Stunde nach Wien hinein, eine wieder nach Hause, zwei Stunden dauert die Probe – und das zweimal in der Woche. Der Wiener Männergesang-Verein ist der älteste Männerchor Österreichs, er war der Lieblingschor von Kaiser Franz-Joseph. Der hat ihm sogar ein Grundstück am Ring angeboten, das wollte der Chor aber nicht. ‚Geben Sie uns lieber ein Fahne‘ haben sie damals zum Kaiser gesagt und ein Prachtbanner bekommen.

Das Singen beim Vokalensemble Intermezzo in Alland ist nicht ganz so zeitaufwändig. Wir singen nicht exklusiv bei kirchlichen Anlässen, haben aber eine enge Beziehung zur Allander Pfarrkirche. Die Atmosphäre im Chor ist sehr herzlich. Auch das gehört zum Singen. Das Einzige, was mir am Chorsingen nicht so gut gefällt, ist, dass ich deswegen meine Frau so viel alleine lassen muss.

Für sehr viele Menschen eröffnet die Musik einen besonderen Zugang zu Gott. Trifft das auch auf Sie zu?

Nein, gar nicht. Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, aber die Musik hat auf den Glauben keinen Einfluss, umgekehrt auch nicht.

Wenn es nicht die Musik ist: Was ist Ihr persönlicher Zugang zum Glauben?

Das ist für mich eine intime Frage … Ich muss vorausschicken, dass ich wirklich gläubig bin, nicht nur auf dem Papier. Ich glaube tatsächlich, dass es diesen Gott gibt, der mein Leben lenkt. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit. Ich bin aber bei Weitem nicht bigott, das heißt, ich trage meine Gläubigkeit nicht vor mir her.

Heute bete ich jeden Tag, das war nicht immer so. Früher, als ich mitten im Leben stand, war ich nicht täglich mit Gott in Verbindung. Sicherlich ist das auch eine Frage des Alters und der Tatsache, dass ich mich dem Lebensende annähere. Ich danke Gott jeden Tag, dass ich nicht krank bin und wir keine Not leiden und dass es diesen neuen Tag gibt.

„Heute bete ich jeden Tag, das war nicht immer so. Früher, als ich mitten im Leben stand, war ich nicht täglich mit Gott in Verbindung.“

Peter Stadler

Sie hatten mit Mitte 50 einen sehr schweren Verkehrsunfall, Ihr Leben hätte damals schon zu Ende sein können.

Es war im November, ungefähr um neun Uhr abends, und ich war mit etwa hundert Stundenkilometern auf der Südautobahn unterwegs. Unter einer Unterführung hatte jemand ein Fahrzeug unbeleuchtet abgestellt, beim Versuch auszuweichen hat es mich mehrmals überschlagen. Schließlich blieb das Auto an der Leitplanke hängen, ich bin im Schockzustand herausgekrochen und habe versucht, ein vorbeifahrendes Auto aufzuhalten. Ein Autofahrer hat mich ins Krankenhaus gebracht. Angesichts der Schwere des Unfalls bin ich relativ glimpflich davongekommen. Im Nachhinein habe ich mir das Autowrack angeschaut und gedacht: Wie konnte ich das nur überleben? Ich weiß noch, wie ich Gott gedankt habe.

Neben dem Klavierspielen und Singen spielt in Ihrem Leben Sport eine sehr große Rolle. Sie fahren immer noch Ski! Das ist ungewöhnlich in Ihrem Alter.

Ich fahre jedes Jahr im Jänner eine Woche Ski und werde das machen, so lange ich es kann. Heuer ging es noch gut, also nehme ich es mir wieder für nächstes Jahr vor. Möglich ist das deswegen, weil ich erstens sehr gut und sicher fahre und zweitens immer schon ein sehr sportliches Leben geführt habe. Ich bin viele Mal beim Marathon mitgelaufen und gehe auch heute noch laufen und Rad fahren. Die meisten Altersgenossen sind nicht so fit wie ich.

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Autor:
  • Sandra Lobnig
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