Wie der Christbaum nach Wien kam
Weihnachtlicher GlanzBeachtliche 80 Jahre alt, 85 Zentimeter Stammdurchmesser und 34 Meter hoch – das sind die „Eckdaten“ des Christbaums, der dieses Jahr auf dem Wiener Rathausplatz steht. Die Fichte stammt heuer aus Niederösterreich, konkret aus der Marktgemeinde Rastenfeld im Herzen des Waldviertels. Geschmückt ist der Baum nicht nur mit unzähligen Lichterketten, sondern erstmals auch mit rund 1.000 festlich glänzenden Christbaumkugeln. Und: Er ist einer von geschätzten 570.000 Naturchristbäumen, die es 2024 in den Wiener Wohnzimmern und Straßen geben wird.
Der Christbaum und die Stolze Protestantin
Dass es in Österreich überhaupt den Brauch des Christbaums im eigenen Wohnzimmer gibt, daran dürfte Henriette von Nassau-Weilburg einen nicht unerheblichen Anteil gehabt haben. 1797 geboren, war sie die Tochter von Prinz Friedrich von Nassau-Weilburg und seiner Frau, der Gräfin Louise Isabella zu Sayn-Hachenburg. Mit nur 18 Jahren heiratete sie den um stolze 26 Jahre älteren Habsburger Erzherzog Karl, den Sohn von Leopold II. – eine Ehe, die nicht nur wegen der sieben Kinder, die ihr entstammten, als besonders glücklich galt. Henriette selbst dürfte zudem eine ausgesprochen starke und mutige Persönlichkeit gewesen sein, setzte sie doch etwas durch, was bis dahin im Hause Habsburg ein No-Go gewesen war: Sie war evangelisch und weigerte sich auch nach der Heirat zum katholischen Glauben überzutreten.
Erster Christbaum in Österreich
Bekannt ist sie aber nicht nur dafür, sondern vor allem auch für alles, was ihr rund um die Einführung des Christbaums in Österreich nachgesagt wird. So soll es Henriette gewesen sein, die Weihnachten 1816 – im selben Jahr übrigens, in dem Joseph Mohr in Mariapfarr in Salzburg den Text von Stille Nacht, Heilige Nacht verfasst hat – das erste Mal im Stadtpalais des Erzherzogspaares einen mit brennenden Kerzen geschmückten Baum hat aufstellen lassen. Ein Brauch, den es im katholischen Österreich bis dahin nicht gegeben hatte.
Wie beim Kaiser soll es sein
Angeblich nahm auch Kaiser Franz I. an dieser Weihnachtsfeier teil und er soll von dem lichtergeschmückten Baum so angetan gewesen sein, dass er anordnete, auch in der Hofburg solche Bäume aufzustellen. Die Kunde darüber verbreitete sich natürlich auch in der Bevölkerung und schon bald trachtete man danach, nachzuahmen, was auch am Kaiserhof üblich war. Professionelle Christbaumverkäufer gab es allerdings erst rund 13 Jahre später.
Letzte Ruhe in der Kapuzinergruft
Henriette starb mit nur 32 Jahren am 29. Dezember 1829 in Wien. Bestattet wurde sie in der Kapuzinergruft, der Grabstätte der Habsburger in Wien. Und ihre starke Persönlichkeit zeigt sich damit auch über ihren Tod hinaus: Ist sie doch die einzige Protestantin, die jemals hier beerdigt wurde.