Wie aus Gott ein Freund wurde

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 43
  • Spiritualität
Autor:
Zwei Hände die nacheinander ausstrecken
„Meine Freundschaft mit Gott wächst immer weiter!“ ©shuang paul wang
Portrait Anna Geringer
Als Anna Geringer merkte, dass ihr der Glaube eher Pflicht als Freude ist, beschloss sie, das zu ändern. ©privat

Anna Geringer erzählt von ihrer persönlichen Glaubensreise, die sich von einer Pflicht hin zu einer tiefen Freundschaft mit Gott entwickelt hat.

Eigentlich möchte Anna Geringer Psychologie studieren. Weil sie die Aufnahmeprüfung nicht geschafft hat, hat sie sich vorerst für Religionspädagogik inskribiert.

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Religionslehrerin als Inspiration

Frau Geringer, Sie wurden der SONNTAGs-Redaktion von Ihrer Religionslehrerin für dieses Interview vorgeschlagen. Warum, glauben Sie, hat sie das gemacht? 

(Lacht.) Unsere Lehrerin war schon immer sehr begeistert von uns Schülern. Sie war wie unser größter Fan und hat Dinge in uns gesehen, die wir selbst noch nicht gesehen haben. Der Unterricht bei ihr war einfach wunderbar. Wir haben über alles geredet, wie unter Freunden. Ich hatte immer den Eindruck, dass wir in den Diskussionen auf der gleichen Ebene stehen. Unsere Lehrerin hat uns nie niedergeredet oder kritisiert – obwohl sie natürlich immer ehrlich war. Deshalb habe ich auch in Religion maturiert. Das war für mich eine Ehre. 

Auseinandersetzung mit den zehn Geboten bei der Matura

Über welches Thema mussten Sie bei der Matura sprechen?

Das Thema, das ich gezogen habe, war der Dekalog. Ich habe die zehn Gebote zuerst aufgezählt und über ihre möglichen Interpretationen gesprochen. 

Zuhause in der slowakischen Pfarrgemeinde

Sie wohnen ganz nahe an der Grenze zur Slowakei und sind Teil einer slowakischen Pfarrgemeinde in Bratislava. Warum gerade dort?

Meine Mutter ist Slowakin, deshalb spreche ich die Sprache. Als wir kleiner waren, hat sie für uns Kinder einen Ort gesucht, an dem wir uns willkommen fühlen und hat diese lebendige Pfarre in Bratislava gefunden. Dort fühle ich mich mittlerweile wie zu Hause. Nach der Messe am Sonntag treffen sich alle Jugendlichen, um zu reden. Manchmal über Alltägliches, manchmal über vorbereitete Themen. 

Persönlicher Austausch in der Jugendgruppe

Worüber zum Beispiel?

Letztes Mal hatte eine der Leiterinnen ein Kartenspiel dabei mit verschiedenen persönlichen Fragen. Das waren Fragen wie ‚Was wünsche ich mir für meine Zukunft?‘ oder ‚Was möchte ich mir aus der Beziehung meiner Eltern mitnehmen?‘. Einige der Fragen drehten sich auch um die Themen Selbstliebe und Selbstakzeptanz. Natürlich musste niemand diese Fragen beantworten, wenn er nicht wollte. Auf jeden Fall war der Austausch darüber sehr spannend.

„An meiner Mutter habe ich immer gesehen, wie sehr ihr der Glaube eine Stütze ist. 
Und das wünschte ich mir auch.“


Anna Geringer 

Wie Glaube und Gott mehr Raum fanden

Sie haben den Glauben von klein auf mitbekommen. Es gab dann aber doch einen ausschlaggebenden Moment in Ihrem Leben, in dem Sie sich entschieden haben, Gott mehr Raum zu geben. Was war passiert?

Für meine Geschwister und mich war es immer selbstverständlich, am Sonntag aufzustehen, um in die Messe zu gehen. Bis ich etwa zwölf Jahre alt war, habe ich das gemacht, weil es so verlangt war. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr – und das fand ich selbst so schade! An meiner Mutter habe ich immer gesehen, wie sehr ihr der Glaube eine Stütze ist. Und das wünschte ich mir auch. Ich dachte mir damals also: Ich probiere es mal mit Kleinigkeiten im Alltag,  wie Gott Danke oder Bitte zu sagen. Und langsam ist eine kleine Freundschaft mit Gott entstanden, die immer weiter wächst. Wenn ich in der Früh aufwache, denke ich an Gott, am Abend lasse ich den Tag mit ihm Revue passieren. Das hat vieles verändert. Heute sehe ich meine Beziehung mit Gott nicht mehr als Pflicht, sondern als Freundschaft. 

Autor:
  • Sandra Lobnig
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