Weltumspannendes Beten dank Excel-Tabelle

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 12
  • Spiritualität
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Das Gebet stärkt den Glauben – das ist die Erfahrung von Nidia (ganz rechts) und ihrer Familie.
Das Gebet stärkt den Glauben – das ist die Erfahrung von Nidia (ganz rechts) und ihrer Familie. ©Privat

Einmal im Monat verabredet sich Nidia Joby Jose, 23, in der Großfamilie zum Gebet – obwohl diese in allen Teilen der Welt lebt. Etwas weniger international und aufwendig: das tägliche Familiengebet von Nidia, ihren Eltern und ihrer Schwester.

Nidia wohnt mit ihrer Familie in Essling, ihre Verwandtschaft lebt in den USA, in Indien, in England, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Österreich.

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Familie im Gebet vereint trotz großer Entfernungen

Nidia, wie stellt ihr es an, trotz so großer Entfernungen regelmäßig miteinander zu beten?

Begonnen hat alles mit der Krankheit eines Familienmitglieds. Das Mädchen, damals sechs Jahre alt, erkrankte an Leukämie, und wir wussten alle, dass die Heilungschancen bei Blutkrebs normalerweise nicht so gut sind. Noch nicht klar war allerdings, ob es sich nicht doch um eine bestimmte Art von Leukämie handelte, bei der die Prognosen besser sind. Da haben wir uns in der Großfamilie entschieden, einen Tag lang gemeinsam für unsere kranke Verwandte zu beten. Wir leben sehr verstreut in der Welt. Also haben wir eine Excel-Tabelle erstellt, in die sich jeder für eine halbe Stunde Gebet eintragen konnte. So konnten wir 24 Stunden mit Gebet füllen. Von unterschiedlichen Teilen der Welt aus beteten wir ununterbrochen für die Kranke. Und wir waren sehr dankbar, als sich kurz danach herausstellte, dass der Krebs ganz gute Heilungschancen hatte. Das hat unseren Glauben sehr gestärkt.  

Verbundenheit durch regelmäßiges Beten

Diese Verbundenheit beim Beten habt ihr fortgesetzt. Wie genau sieht das aus?

Wir dachten, wir wollen nicht nur beten, wenn es einen Notfall gibt. Also beschlossen wir, einmal im Monat ein solches 24-Stunden-Gebet zu machen, jeweils von Freitag auf Samstag. Ein paar Tage vorher erinnern wir uns gegenseitig in unserer WhatsApp-Gruppe daran und jeder kann sich in die Excel-Liste eintragen. Wir beginnen, wenn es Mitternacht ist in Indien, das ist in Österreich halb acht Uhr am Abend. Meistens fange ich an und starte damit die Gebetskette. Man fühlt sich sehr miteinander verbunden, auch wenn man weit voneinander entfernt lebt.

Und was macht ihr in dieser halben Stunde?

Das ist unterschiedlich. Ich bete meistens den Rosenkranz, lese dann in der Bibel und bete dann noch für meine persönlichen Anliegen.  

Gottesdienst und Katechese für Familien in Essling

Du bist mit deiner Familie Teil der syro-malabarischen Kirche, die zu den mit Rom unierten Ostkirchen gehört, also katholisch ist. Wo feiert ihr euren Gottesdienst? 

Es gibt mehrere Gemeinden in Wien. Ich feiere in unserer Gemeinde in der Pfarre Essling, die es erst seit Kurzem gibt. Sie wurde gegründet, weil der Bedarf so groß war. Rund hundert Menschen mit indischem Hintergrund treffen sich dort jeden Sonntag. Vor der Messe gibt es eine Katechese für die Kinder. Auch ich unterrichte dort. Wir verwenden Bücher aus Indien auf Malayalam, aber es wird in unterschiedlichen Sprachen unterrichtet, weil man bei den Kindern merkt, dass sie die indische Sprache oft weniger gut können. Den Gottesdienst feiern wir im syro-malabarischen Ritus ebenfalls auf Malayalam. Auf Malayalam spreche ich auch mit meiner Familie. 

„Wir wollen nicht nur beten, wenn es einen Notfall gibt. “

Nidia Joby Jose

Das tägliche Rosenkranzgebet als Familie

Den Glauben hast du in deiner Familie mitbekommen. Und auch heute spielt deine Familie für deine Gottesbeziehung eine große Rolle – nicht nur beim weltumspannenden Gebet mit der Excel-Tabelle. 

Meine Schwester, meine Eltern und ich, wir kommen jeden Abend zusammen und halten ein Familiengebet. Meistens beten wir den Rosenkranz.

Schafft ihr das jeden Tag? 

Wir bemühen uns. In sehr vielen katholischen indischen Familien ist das üblich, ob sie in Indien leben oder in Österreich. Es ist uns zur Routine geworden. Und das Schöne ist: Davor oder danach sitzen wir als Familie zusammen und reden darüber, wie unser Tag war.  

Schlagwörter
Autor:
  • Sandra Lobnig
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