Weihnachten im Scherenschnitt
Die Kunstwerke der Josefine AllmayerJosefine Allmayer (1904-1977) war das älteste von sechs Kindern des Tapezierers Hans Allmayer (1877-1955) in Kierling bei Klosterneuburg. Der künstlerisch begabte Vater verdiente mit Scherenschnitten zum kargen Verdienst der großen Familie dazu.
Noch bevor Josefine eine Schere benützen durfte, „zupfte“ die Vierjährige geschickt aus Papier Blumen, Tiere und Gegenstände. Ein Jahr später konnte sie endlich eine Schere verwenden. Als sie 12 Jahre alt war, verkaufte der Vater den Scherenschnitt „Winterwald“ um 4 Kronen – was dem heutigen Wert von 7,38 EUR entspricht. Ihre Motivation wurde jedenfalls angestachelt, den Scherenschnitt künstlerisch-professionell zu betreiben – mit Erfolg. Kurz vor ihrem 16. Geburtstag wurden erstmals Werke ausgestellt.
Seidenpapier wirkt wie Malerei
Hervorragend war Josefines Technik, die Scherenschnitte mit farbigem Seidenpapier zu hinterlegen, manchmal in mehreren Lagen. Dadurch erzielte sie eine erstaunlich dreidimensionale Wirkung. Die hauchdünnen Papiere wurden so geschickt angebracht, dass sie manchmal mit Malerei verwechselt werden. Neben Landschaften, Blumen und Tieren wurden das Leben auf dem Land, verschiedene Berufe oder berühmte Persönlichkeiten aus Papier geschnitten.
Religiöse Motive verarbeitete sie häufig, da die Familie sehr gläubig war und Kirchen und Klöster zu ihrem Kundenkreis zählten. Infolge fand Josefine ihre Auftraggeber sowohl in Österreich, eine Arbeit wurde beispielsweise für Kaiserin Zita (1892-1989) angefertigt, als auch international. Sogar in skandinavischen Zeitungen erschienen ihre Werke. Für die dänische Zeitung „Aftenpost“ gestaltete sie beispielsweise die Weihnachtsausgabe. Ihre Scherenschnitte wurden in mehr als 500 Büchern, Kalendern und Zeitschriften abgebildet.
Nach dem Tod Ihres Mannes Josef Scheib 1971 gab sie die Kunst der Scherenschnitte auf. Josefine selbst starb 1977. In Maria Gugging erinnert die „Allmayergasse“ heute noch an Josefine Allmayer und ihren Vater Hans.
Ausgestellt
Die weltweit größte Sammlung von Josefine Allmayer und deren Vater Hans (1877-1955) wird im Universalmuseum Kierling aufbewahrt. Das Museum zeigt in dem der Künstlerin gewidmeten „Allmayerraum“ Scherenschnitte der Künstlerin.
Haus im Grünen
Universalmuseum Kierling, Zweigverein des Kierlinger Bürger Vereins
▸ Öffnungszeiten: Freitag 18-20 Uhr, Sonntag 10-12 Uhr
▸ 3400 Kierling, Hauptstraße 114
▸ Eintritt: Freie Spende
Tipp: Das Museum bietet Scherenschnittworkshops an. Kontakt über Direktorin Christl Chlebecek: 0664/654 79 86 und museum.kierling@inode.at