„Weihnachten im Kloster ist, wie ich es mir wünsche“
GlaubenszeugnisSchwester Maria Raphaela Hönegger von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus hat sich schon früh die Frage gestellt, ob sie heiraten will oder ins Kloster gehen soll. Die Oberösterreicherin trat schließlich als sehr junge Frau in den Orden ein. Sie feiert Weihnachten mit ihren neunzehn Mitschwestern im Mutterhaus der Borromäerinnen in Währing. Kleine Geschenke gab es schon zu Nikolaus, im Mittelpunkt steht die Liturgie.
Ein frühes Ja zu Gottes Ruf
Schwester Raphaela, Sie haben sich mit 17 Jahren für das Ordensleben entschieden. Das ist – zumindest heutzutage – ungewöhnlich.
Lange hat mich der Vers aus dem Buch Jeremia begleitet, wo es heißt: „Sag nicht, ich bin zu jung!“ Mir war immer klar, wenn ich Gottes Ruf höre, kann ich nicht sagen: „Sorry, aber es ist zu früh.“ Sondern ich sage: „Ja, ich komme!“
Der Weg zu den Borromäerinnen
Wie haben Sie den Orden kennengelernt?
Das Thema Ordensberufung war früh präsent, ich hätte mich aber nie getraut, meiner Familie zu sagen, dass ich so etwas wie „Kloster auf Zeit“ machen möchte. Von der Schule aus mussten wir zwei Praktika absolvieren. Das war meine Chance: Ich suchte dafür einen Orden mit einer Sozialeinrichtung, um Erfahrungen zu sammeln und bei den Schwestern wohnen zu können. So habe ich die Borromäerinnen kennengelernt und gemerkt: Gott will mich an diesem Ort haben.
Treu im Ordensleben
Sie sind zwar erst 30 Jahre alt, aber schon 13 Jahre im Orden
… in denen es alle Höhen und Tiefen gab. Ich merke, Gott ist immer treu, und er hat auch mich fähig gemacht, treu zu sein. Manchmal gelingt das ganz leicht, manchmal braucht es einfach die eigene Entscheidung dazu. Überhaupt, mein Bemühen ist notwendig, aber Gott hilft: Zum Ordensleben habe ich mich entschieden, aber es war nicht meine Idee, sondern Gottes Idee. Und er gibt mir alles, was ich dazu brauche.
Erstes Weihnachten im Kloster
Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Weihnachten im Kloster? Fiel es Ihnen schwer, nicht mit Ihrer Familie zu feiern?
Meine Mitschwestern waren alle sehr lieb und feinfühlig. Sie haben mich dauernd gefragt, ob eh alles in Ordnung ist. (Lacht.) Dabei habe ich im Kloster zu Weihnachten das gefunden, was ich mir lange gewünscht habe: Dass es nicht um Geschenke und lauter äußerliche Dinge geht, sondern um die Geburt Jesu. Beim Beten der Lesehore am 24. Dezember traf mich an diesem ersten Weihnachten ein Vers aus dem Psalm 45 besonders. Es heißt dort: „Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr, vergiss dein Volk und dein Vaterhaus! Der König verlangt nach deiner Schönheit.“ Dieser Vers hat mich in diesem Moment tief getröstet.
Weihnachtstraditionen
Gibt es in Ihrem Kloster einen Christbaum und Geschenke?
Wir haben einen einfach geschmückten Christbaum. Da wir in Frankreich gegründet wurden und dort eher der Nikolaus die Geschenke bringt, ist das auch bei uns Tradition. Jede Schwester bekommt etwas Süßes oder Knabbereien und kann sich eine Kleinigkeit wünschen: Bücher, Dinge zum Malen, Nähen, Musizieren oder Ähnliches.
„Zum Ordensleben habe ich mich entschieden, aber es war nicht meine Idee, sondern Gottes Idee.“
Klosteralltag am Heiligen Abend
Wie gestalten Sie den Heiligen Abend und die Feiertage danach?
Wir sind sehr mit dem Sankt Carolusheim, einem Altenheim, verbunden und feiern die Mette deshalb schon um 16 Uhr. In dieser erneuern wir auch unsere Gelübde. Nach der Vesper gibt es eine kleine Weihnachtsfeier mit Liedern, Geschichten, dem Weihnachtsevangelium und Wünschen füreinander. Das Abendessen ist festlicher als sonst. Es gibt aber kein „typisches“ Weihnachtsgericht, denn was wäre das auch? Wir kommen ja alle aus verschiedenen Familien mit ihren jeweiligen Traditionen. Die weiteren Feiertage sind mit viel Liturgie gefüllt. Für mich ist es die Liturgie, die den Takt vorgibt und das Wesentliche aufzeigt.
Maria Raphaela Hönegger
- Alter: 30
- Wohnort: Wien
- Lebensmotto: Nur das will ich, was ER will. Was ER tut, das liebe ich.
- Gott ist für mich: mein Schöpfer, Vater und Bräutigam.
- Sonntag bedeutet für mich: ein Tag mit mehr Zeit für Gott, für die Gemeinschaft und für mich selber.