Weihnachten – das emotionalste Fest der Christenheit
Weil Gott JA zu mir sagtDazu zählt für mich vor allem die Kindermette im Stephansdom mit hunderten leuchtenden Kinderaugen, die das Geheimnis dieser Tage in besonderer Weise einläutet. Die Prozession zur Krippe, in der das Jesuskind zunächst noch verdeckt liegt, bringt nicht nur Bewegung in die große Kinderschar, die mitzieht. Auch die ängstlichen Blicke der Eltern und Großeltern, ob wohl ihre Kinder wieder „heil“ zu ihren Plätzen zurückkehren werden, bewegen.
Einmal glaubten Eltern bei der Prozession ihr Kind schon beinahe verloren; es hatte sich wohl für kurze Zeit genauer auf die Suche nach dem verdeckten Jesuskind gemacht. Hier ging alles gut aus, aber – so hat mir dieses Erlebnis in Erinnerung gerufen – wie leicht kann einem das Wesentliche verloren gehen. Das Weihnachtsfest wird in seiner Größe am anschaulichsten in der Ohnmacht eines kleinen Kindes in der armseligen Krippe beschrieben. Verstehen das die kleinen Kinder am besten, oder die vielen Einsamen und Obdachlosen, die die Stunden des Heiligen Abends am liebsten bei uns im Curhaus verbringen?
Schon einige Jahre verbringe ich Heiligabend für ein paar Stunden nicht nur im Kreis meiner Herkunftsfamilie: Mir ist gerade mit den Kindern und den Armen eine neue Familie geschenkt worden. Bei der Weihnacht der Einsamen am Heiligen Abend im Pfarrhaus von St. Stephan finden sich nicht die Erfolgreichen dieser Welt ein. Doch diese Menschen sind echt.
Die Weihnachtspredigt im Wiener Dialekt trifft viele ins Herz: Gottes JA zu uns Menschen – zu dir und dir und dir, gerade dort, wo du stehst oder manchmal einfach auch nur liegst, weil du unter der Last des Alltags gestrauchelt und hingefallen bist. Wenn Gott sich in der Heiligen Nacht nicht in den Palästen des Herodes oder anderer Mächtiger dieser Welt zu erkennen gibt, sondern einen Stall wählt, weil in den Herbergen (dieser Welt) kein Platz ist, zeigt uns das mehr als deutlich, welche Richtschnur Gott uns damit für unser Handeln gibt.
Gott sagt sein deutliches JA zu jedem Menschenleben! Er scheut sich gerade auch vor dem Leben nicht, das für viele von uns als nicht erstrebenswert gilt. Im armen, nackten Kind, im einfachen Stall, in der mit Stroh gefüllten Krippe wird das göttliche Wort Mensch! Gott sagt sein JA zu dieser irdischen Wirklichkeit, die wir oft am liebsten übergehen würden. Gott geht dieser Wirklichkeit nicht aus dem Weg, vielmehr geht er diesen irdischen Weg von der Krippe zum Kreuz bis zum Ende.
Daher sind die Armen, egal welcher Art, die Lieblinge Gottes. Sie haben einen sicheren Platz bei ihm. Dieses JA Gottes gilt zu Weihnachten allen Menschen. Es ist aber auch ein Angebot und eine Gewissensanfrage an die sogenannten Reichen – wenn sie nur bereit sind, auszusteigen und sich berühren zu lassen. Ich kenne so viele, die plötzlich ihrem Herzen einen Ruck geben und mit Großzügigkeit und Freigebigkeit anderen Anteil an ihrem (materiellen) Lebensglück geben können.
Zu Weihnachten gemeinsam vor Gott zu stehen und sein unbedingtes JA zu jedem zu erfahren ist ein besonderes, uns zufallendes Glück. Das feiern wir in der Stillen Heiligen Nacht: für den einfachen Sandler und den vermögenden Unternehmer, den gestressten Arbeiter und den kreativen Freiberufler – für uns alle ist dieses göttliche Kind geboren, weil Gott zu einem jeden von uns JA sagt! „JA, ich will, dass du lebst!“