Weg des "Jubelns"

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 30
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Klare Kommunikation ist in jeder Situation entscheidend, weiß Markus Andorf.
Klare Kommunikation ist in jeder Situation entscheidend, weiß Markus Andorf. ©KMA

Markus Andorf, Theologe, Journalist und seit Kurzem Mitbegründer einer Agentur für Potenzialentwicklung, hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen dabei zu unterstützen, einen gehbaren Weg durch ihr Leben zu finden. Er selbst verfolgt dabei eine klare Linie des Ja-Sagens und des „Jubelns“.

Das Studium der katholischen Theologie und der klassischen Philologie schlägt beim gebürtigen Wiener nicht nur in der Sprache durch. Wörter wie „jubeln“ und „Feuer“ kommen ihm selbstverständlich über die Lippen und auch ohne konkret danach gefragt zu werden, landet der 35-Jährige innerhalb seiner ersten Sätze beim Thema Gott.

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Weg des "Jubelns"

Einen Arbeitstag startet er gerne gemeinsam mit seiner Kollegin mit einem Gebet oder einem Besuch in der Messe. Durch diese tiefe Verwurzelung im christlichen Glauben hat es sich ergeben, dass er nach einigen beruflichen Stationen, wie etwa dem ORF und Missio Österreich, im vergangenen Jahr einen neuen Weg eingeschlagen hat. Gemeinsam mit Angelika Hirschenberger hat Andorf Anfang des Jahres Re-joice for you – eine Agentur für Potenzialentfaltung – gegründet. Ihr Ziel ist es, Einzelpersonen und Unternehmen in ihrer Entwicklung zu unterstützen. „Rejoice“, zu Deutsch „jubeln“, ist dabei nicht zufällig gewählt, sondern lässt die christliche Motivation der Agentur durchscheinen. Aber auch das „for you“ betont Andorf mehrmals – es geht um Menschen, den Einzelnen und dessen Potenziale. 
 

In den Strukturen unserer Gesellschaft werde oft sehr eng gedacht, was gut und was schlecht sein könne. Der Theologe, der selbst ein Jahr Religion unterrichtet hat, nennt etwas das Beispiel Schulsystem: „Es gibt Menschen, die von ihrer Persönlichkeit her einfach nicht dazu gemacht sind, 50 Minuten zu sitzen und sich nicht zu bewegen.“ Wirkliche Förderung und Entfaltung sei daher für viele in diesem System nicht möglich und genau die wolle er möglich machen. 
 

Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein

Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer Ja sagt, muss auch Nein sagen. Markus Andorf gesteht ein: „Das muss ich noch lernen, öfter Nein zu sagen.“ Auf die Nachfrage, wann und wo ihm dieses kurze, aber entscheidende Wort doch einmal über die Lippen komme, antwortet er mit einem noch kürzeren Wort: „Nie“. Dieses „Nie“ bezieht er allerdings darauf, dass für ihn kein Nein in der Entwicklung denkbar ist. Situationen, wo keine Weiter- oder Neuentwicklung mehr möglich ist, gibt es für den vierfachen Vater nicht. Er gesteht aber durchaus ein, dass es Punkte gibt, wo etwas „beendet und der Boden für etwas Neues bereitet ist“.
 

„Manchmal muss etwas beendet werden, um den Boden für Neues zu bereiten.“

Nein, es ist jetzt genug

Ein zögerliches Nein, im Sinne eines einschränkenden Abschlusses, dürfe nicht mit fehlenden Grenzen verwechselt werden. Grenzsetzung, klare Entscheidungen und eine klare Kommunikation sind für Andorf wichtig. Das sei nicht nur im Beruf, sondern auch zu Hause entscheidend. Mit vier Kindern geht es nicht immer geordnet zu, das weiß der Familienvater. „Wenn meine Kinder sich auf mich draufhängen und herumgerangelt wird, dann gibt es auch manchmal ein ‚Nein, es ist jetzt genug‘.“ Dabei ist ihm klar, dass diese Grenzen auch schmerzhaft sein können, aber wenn sie liebevoll gesetzt und begründet seien, letztlich zu einer positiven Entwicklung beitragen.  

Wachstum der Lebensjahre

Stillstand scheint Markus Andorf fremd zu sein. „Natürlich braucht es auch immer wieder Phasen eines Orbits, in denen die Rakete in Ruhe fliegen kann“, antwortet er auf die Frage nach Ruhepunkten und Optimierungszwang. Aber selbst wenn ein Mensch versuche, stehen zu bleiben, könne er dem Fluss nie entkommen und wenn es nur um das „Wachstum der Lebensjahre geht“. 
 

Alles andere als lauwarm

Doch gerade fließende Gewässer zeichnen sich nicht durch angenehm warme Temperaturen aus, sondern glänzen selbst im Hochsommer durch beißende Kälte. Trotz seiner Haltung des „Immer-in-Bewegung-Seins“ und der Betonung des Fortschritts wirkt Andorf letztlich ruhend, als habe er trotz der Bewegung alles im Überblick. Er schreibt sich, laut eigenen Angaben, zwar fast nie To-do-Listen, trennt aber klar eine Zeit der Arbeit und eine Zeit der Ruhe. 
 

Beruf nimmt Großteil des Alltags ein

Sein Beruf nimmt einen Großteil seines Alltags ein. „Das ist immer wieder ein Schmerz, ich wäre oft gern mehr zu Hause, um Zeit mit den Kindern zu verbringen.“ Doch sein Beruf verlangt ihm nicht nur viel ab, sondern bereitet ihm auch viel Freude. Als Ausgleich zur Arbeit liegt am Wochenende die Priorität auf dem Familienleben. „Die Stunden, die ich mit der Familie verbringe, sind dann qualitativ hochwertig.“ Wenn auch sonst alles in Bewegung ist, scheinen diese Momente ein Ort des stehenden Gewässers für Andorf zu sein, wo nicht mehr alles fließen muss, wo es etwas langsamer und wärmer werden darf und dann vielleicht auch manchmal ein „Vielleicht“ fällt.

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Autor:
  • Helene Ziegler
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