Was wir vom frühen Christentum lernen
Was wir der Kirche verdankenEs muss einfach gute und auch viele Gründe gegeben haben, warum das Christentum in der Antike für die damaligen Menschen so attraktiv war und zwar für die Menschen aller Schichten – ob für Sklaven in Korinth oder auch für eine wohlhabende Purpurhändlerin wie etwa Lydia, von der wir in der Apostelgeschichte (Kapitel 16) lesen können, ob für schlichte Zeitgenossen oder auch für Intellektuelle.
100 Jahre Christentum
Der deutsche Neutestamentler Udo Schnelle nennt in seinem anregenden Buch „Die ersten 100 Jahre des Christentums“ gleich fünfzehn Gründe für den Erfolg des frühen Christentums. Darunter sind diese entscheidenden Gründe laut Schnelle: „Eine große Anziehungskraft übte der Monotheismus (der Glaube an einen Gott) aus, der bereits die Faszination des Judentums in der Antike begründete. Die Vielzahl der Götter und Götterdarstellungen in der griechisch-römischen Welt führte offenbar zu einem Verlust an Plausibilität … Hinzu kommt die bleibende Faszination der Gestalt des Jesus von Nazareth, der ein neues Gottesbild verkündigte und verkörperte. Die Erzählungen von und über Jesus in den Evangelien stellten eine bis dahin nicht gekannte bleibende Nähe zu einer Erlösergestalt her.“
Erfolgreich durch „Mission“
Schnelle weiter: „Es existierte eine hohe soziale, kommunikative und informelle Vernetzung unter den Haus-Gemeinden; die fünf Säulen des Netzwerkes waren: Briefe, Reisen, Mitarbeiter, gegenseitige Unterstützung, eine ausgeprägte Kultur der Gastfreundschaft ... Insgesamt war die Infrastruktur der Christen neu und sehr effektiv. Diese Herstellung von Kommunikation und die Bildung von Netzwerken nennt man mit einem etwas altmodischen Wort ,Mission‘.“ Und: „Neben eine neuartige Lehre traten eine anspruchsvolle Liebes-Ethik (Gottes-, Nächsten-, Selbst- und Feindesliebe) und neue Sozialformen.
Das Christentum und sein Erfolgsgeheimnis
Ein Schlüssel zum Erfolg christlicher Gemeinden war die Offenheit für Menschen aller Stände, beider Geschlechter und aller Berufe. Die Bekehrung ,ganzer Häuser‘ … zeigt, dass Angehörige aller Stände und Schichten zu deren neuen Gemeinschaft gehören konnten. Es gab keine Schranken des Ranges, Standes, der Abstammung oder des Geschlechts.“ Und: „Die Taufe, die wöchentlichen Eucharistiefeiern und die kleinen Hausgemeinden schufen eine hohe Verbindlichkeit und förderten die Identitätsbildung. Charismatische Gottesdienste, neuartige intensive Geist- erfahrungen, Wunder und Heilungen sowie charismatische Persönlichkeiten bestimmten das Gemeindeleben … Die Glaubenden waren gleichermaßen als einzelne Personen geliebte Kinder Gottes und in der Gemeinschaft der Leib Christi. Die Gemeinden waren verbindlich nach innen und offen nach außen.“