Synode 2024: Die Rolle der Kirche

Synode 2024
Ausgabe Nr. 43
  • Theologie
Autor:
Christus und sein Reich und nicht ein rein kirchenpolitisches Ereignis.
Christus und sein Reich und nicht ein rein kirchenpolitisches Ereignis. ©Schimmerl

Die XVI. Bischofssynode in Rom ist zu Ende. Ein Rückblick auf intensive Gebete, überraschende Begegnungen und die spannende Frage: Was für die Gläubigen bleibt.

Ein milder, sonniger Oktober in Rom neigt sich dem Ende zu, und mit ihm die XVI. Vollversammlung der Bischofssynode. Nun ist es Zeit, die Koffer zu packen und eine erste Bilanz zu ziehen. Eines steht fest: Diese Synode war viel mehr als nur Diskussionen und Papiere – sie war vor allem eine starke Zeit des gemeinsamen Gebets.

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Zusammenspiel von Synode und Gottesdienst

Synoden und Gottesdienst gehören eng zusammen, und das wurde auch diesmal spürbar. Gestartet wurde mit einer Bußfeier, jeden Morgen wurde das Stundengebet (die Terz) von den Kamaldulensermönchen angeleitet. Besonders eindrucksvoll war der Sonntagabend, an dem Papst Franziskus in der Basilika Santa Maria Maggiore den Rosenkranz für den Frieden betete. Vergangenen Sonntag begann die letzte Woche der Synode mit der Heiligsprechung mehrerer Märtyrer, darunter der Tiroler Franziskaner Engelbert Kolland. (Der SONNTAG hat berichtet.) Und die letzte Arbeitswoche der Synodalen wurde mit einer feierlichen Eucharistie im Zeichen von Pfingsten eröffnet. Aber was bleibt am Ende dieser intensiven Zeit? Eines ist sicher: In den Gebetszeiten und Gottesdiensten wurde klar, worum es bei dieser Synode in erster Linie ging – um Christus und sein Reich. Verliert man das aus dem Blick, kann man leicht in die Versuchung geraten, die Synode nur als ein kirchenpolitisches Ereignis zu betrachten.

Die Synode als Ort der Begegnung

Für mich persönlich war diese Zeit auch eine Bereicherung durch die Begegnung mit Menschen, die ich sonst wohl nie getroffen hätte. Zum Beispiel Bischof Abraham aus der äthiopischen Region Tigray, der nach Jahren des Exils in eine Diözese zurückgekehrt ist, die von Gewalt und Zerstörung gezeichnet ist. Oder der Erzbischof von Belgrad, der noch immer nicht ganz begreift, warum ihn Papst Franziskus zum Kardinal gemacht hat, der aber mit seinen Erfahrungen als Missionar auf den Philippinen und in Afrika einen erfrischend optimistischen Blick auf die Zukunft der Kirche hat. Besonders lebendig ist mir auch Kardinal Giorgio Marengo in Erinnerung geblieben, der voller Begeisterung von seiner Mission in der Mongolei sprach.

Die Erwartungen sind oft auf dramatische Entscheidungen und Schlagzeilen gerichtet.

 

Krach bei der Synode

Was bedeutet das für unsere Kirche, für unsere Pfarren und die Gemeinschaften unserer Erzdiözese? Diese Frage bewegt uns alle, und sie ist berechtigt. Synoden sind immer auch Orte des Ringens und der Auseinandersetzung. Gerade bei dieser Synode trafen unterschiedlichste Kulturen, Sprachen und Vorstellungen aufeinander – da blieb es nicht aus, dass es auch mal krachte.

Die Frauenfrage: Viel diskutiert bei der Synode

So kam es gegen Ende der dritten Woche zu einem handfesten Protest: Einige Synodenteilnehmerinnen waren verärgert über die bislang mageren Fortschritte in der Frage der Rolle der Frau in der Kirche. Ein Thema, das weltweit für Spannung sorgt. Ob sich in dieser letzten Woche noch etwas bewegt? Die Diakoninnenweihe ist es wohl nicht, das wurde spätestens am Montagmittag vorab klargestellt. Timothy Radcliffe, auch liebevoll „Gandalf der Synode“ genannt, hob in einem Briefing für die Presse hervor, dass die Erwartungen oft auf dramatische Entscheidungen und Schlagzeilen gerichtet sind.

Die Lehren von der Synode 2024

Doch die eigentliche Herausforderung liege tiefer: Wie kann die Kirche in einer Welt voller Gewalt, sozialem Zerfall und politischer Spannungen ihrer Berufung gerecht werden, ein Zeichen des Friedens und der Gemeinschaft Christi zu sein? Radcliffe betonte, dass es nicht um spektakuläre Ankündigungen gehe, sondern um neue Wege des gemeinsamen Lebens in Christus. Letztlich, so Radcliffe, gehe es darum, das Dokument der Synode mit Geduld zu lesen, nicht auf dramatische Entscheidungen zu warten, sondern auf eine tiefere, intensivere Gemeinschaft in Christus. Die Freiheit des Christen bedeute auch, eigene Vorstellungen loszulassen und darauf zu vertrauen, dass Gott seinen Weg mit uns weitergeht. Vielleicht, ja sogar sehr wahrscheinlich, ganz anders, als wir es uns in unserer jeweils kleinen Welt vorstellen können.

Autor:
  • Georg Schimmerl
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