Hermes Phettberg und die Kirche

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 1
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Hermes Phettberg: Seine kabarettistische Kirchengeschichte bleiben unvergessen.
Hermes Phettberg: Seine kabarettistische Kirchengeschichte bleiben unvergessen. ©wikicommons
©Der SONNTAG

Der Hirtenhund bellt diese Woche über den provozierenden Kultstar Hermes Phettberg.

Willkommen im Heiligen Jahr 2025! Na, tropft Ihnen die Heiligkeit bereits aus jeder Pore? Ehrlich gesagt – mir nicht. Mich zieht’s stets mehr zum Unheiligen, Unschönen, Ungustiösen. 

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Kontroverser Auftakt ins neue Jahr

Daher möchte ich das Jahr mit jemandem beginnen, dem 2024 ein Ende setzte: Josef Fenz alias Hermes Phettberg. Früher, in seinen wilden Jahren, hätte er sich zum Heiligen Jahr vermutlich als Nackedei vor dem Stephansdom auspeitschen lassen. Und sein bischöfliches Pendant, sein kosmischer Widersacher Kurt Krenn, hätte nach der Heiligen Inquisition gerufen. So wie vor 25 Jahren, als Krenn nach einem Auftritt Phettbergs in Bischofsrobe bei „Willkommen Österreich“ von „Gotteslästerung“ und „kirchenfeindlicher Agitation“ faselte. Aber, ach, der Lügenhund soll doch bitte das Maul halten. Heute gereichen schließlich schon Kunstwerke von etablierten Hellweinenden zum Skandälchen. 

Von Gotteslästerung zum Predigtdienst

Tatsächlich hat „die Kirche“ in den letzten Jahren ihren Frieden geschlossen mit Phettberg. Selbst seine „Predigtdienst“-Kolumnen im „Falter“, die er seit 1991 schrieb, regten niemanden mehr auf. (Der Dienst wäre übrigens ab sofort vakant. Na, wie wär’s, Toni Faber? Oder doch Paul Zulehner? Das wäre eine sichere Bank für die nächsten 30 Jahre …). Zurück zu Phettberg: Tatsächlich darf man der zuletzt arg ramponierten Kunstfigur zugutehalten, Woche für Woche Passagen aus den Evangelien in einer medialen Breitenwirksamkeit unters Volk gebracht zu haben, wie dies – ein weiteres Pardon – selbst professionellen Seelbesorgten nur selten gelingt. Vielleicht, weil sie das Evangelium eher selten mit dem Wunsch nach einem Gulasch verknüpfen, wie Phettberg in seiner letzten Kolumne zu Weihnachten. Vielleicht auch, weil sie nicht erkannten, dass ihr eigenes klerikales Milieu einen offenbar nahrhaften kabarettistischen Humus bot. Schließlich war nicht nur Phettberg in den späten 1970er-Jahren Pastoralassistent im Dienst der Erzdiözese – auch Josef Hader stand einmal kurz im Sold der Erzdiözese Wien, wo er in der Medienstelle arbeitete. 

Zwischen Scham und Offenbarung

Falls wir uns manchmal fragen sollten, warum uns die Welt nicht versteht, schräg anschaut oder gar verlacht, dann mag das daran liegen, dass wir Menschen hervorbringen, die aus allen Rahmungen herausfallen. Die weder besonders brillant sind noch herausragend witzig; weder schillernd noch ehrfurchtgebietend. Menschen, für die man sich vielleicht sogar geniert. Und die doch wie nichts anderes die österreichische Seele offenlegen. Im Guten wie im Schlechten. Menschen wie Phettberg … Und wie Krenn. 

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