Was geschah wirklich am letzten Tag Jesu?
Was wir der Kirche verdankenAn einem Freitag vor fast 2.000 Jahren, wahrscheinlich am 7. April des Jahres 30 n. Chr., wurde Jesus von Nazaret auf einem Hügel nahe der Stadt Jerusalem als politischer Verbrecher hingerichtet: So fasst der Neutestamentler Gerhard Lohfink in seinem Buch „Der letzte Tag Jesu. Was bei der Passion wirklich geschah“ den Tod Jesu am Kreuz zusammen.
Bei den Römern, die letztlich die Verantwortung für den Tod Jesu trugen, wurde der Tod am Kreuz so sehr gefürchtet, dass diese Strafe nur über Sklaven und Nichtrömer verhängt werden konnte, und dies auch erst bei schweren Verbrechen wie Mord, Hochverrat, Aufruhr oder Tempelraub. Voraus ging die Geißelung, die Zahl der Schläge war unbegrenzt, die Geißelriemen waren oft mit Knochenstückchen oder Metallteilchen verflochten: Oft führte schon die Geißelung zum Tod.
Die Kreuzigung Jesu wird von den Evangelisten nicht detailliert beschrieben, bei Markus (15,24) heißt es nur: „Und sie kreuzigten ihn.“ Meist starben die so Hingerichteten den Erstickungstod durch Muskelerschlaffung. Nach den Evangelien ist Jesus um die neunte Stunde, also gegen 15:00 Uhr, betend am Kreuz gestorben. Für Juden ist das Kreuz ein Ärgernis, für Griechen eine Torheit, schrieb der Apostel Paulus schon in seinem ersten Brief an die Korinther – wenige Jahrzehnte nach Jesu Tod.
Für Juden ist das Kreuz ein Ärgernis, für Griechen eine Torheit.
Das Kreuz ist – damals wie heute – umstritten. Und für viele ist es „nur“ ein modisches Accessoire. Kaiser Konstantin galt es hingegen als Siegeszeichen. Denn am 28. Oktober 312 sah er vor einer Schlacht ein Kreuz mit der Botschaft „In hoc signo vinces“ („In diesem Zeichen wirst du siegen“). Seit dem Sieg Konstantins wurde die Kreuzestheologie Stück um Stück ausgebaut.
Das Kreuz, Werkzeug einer besonders grausamen Hinrichtungsform, wurde zum christlichen Symbol schlechthin, vom Schandzeichen zum religiösen Zentralsymbol. Spätestens seit den „Kruzifix-Urteilen“ in Deutschland ist das Kreuz immer wieder auch Gegenstand von Auseinandersetzungen vor Gericht. In Frage gestellt wurden auch schon die „Gipfel-Kreuze“ auf den Bergen.
Das Kreuz ist – damals wie heute – umstritten.
Kardinal Walter Kasper, emeritierter Kurienkardinal und ehemaliger Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, fasst die bleibende Bedeutung des Kreuzes so zusammen:
„Das Kreuz, es ist ein Symbol der Solidarität und des Erbarmens mit all den Kreuzträgern, den Kranken, Beeinträchtigten, Leidenden, Verfolgten, Ausgestoßenen, den Trauernden und Verängstigten, den Sterbenden, es ist ein Zeichen der Liebe und des Erbarmens, der Gewaltlosigkeit, der Dienst- und Versöhnungsbereitschaft. Schauen auf den Gekreuzigten bedeutet, sein Leben an diesen Werten auszurichten und sie zur Richtschnur des eigenen Handelns zu machen.“