Wahlkampf oder Klimaschutz?
MeinungDen ganzen September über findet in Österreich die „Schöpfungszeit“ statt, in der die Kirchen gemeinsam auf die Dringlichkeit der Bewahrung der Schöpfung aufmerksam machen wollen. Heuer fällt diese Zeit mit den Nationalratswahlen beziehungsweise dem Wahlkampf zusammen. – Könnte das eine Chance für einen Bewusstseinswandel sein?
Die Illusion des unbegrenzten Wachstums
Es gibt kein unbegrenztes Wachstum, keine unbegrenzte Ausbeutung der Natur. Klingt das zu banal, als dass wir uns emotional von dieser Feststellung überhaupt berühren lassen? Vielleicht nochmals mit anderen Worten: Dem „Klima“ ist es völlig egal, wie heiß es in unseren Breitengraden wird. Wir schädigen mit unserem Verhalten nicht das „Klima“, wir schädigen uns selbst! Und wir haben nur diese eine Erde als Lebensraum! Ja und kaum zu glauben: Dem Klima ist es sogar egal, wer am 29. September die Wahlen gewinnt. Das Klima macht einfach weiter.
Klimaschutz darf kein Wahlkampfinstrument sein
Weder im Wahlkampf noch in der nächsten Legislaturperiode darf es darum gehen, beim Klimaschutz einzelne gesellschaftliche Gruppierungen gegeneinander auszuspielen oder aus wahltaktischen Gründen gegen wirksame Klimaschutzmaßnahmen aufzutreten. Denn nochmals: Das Klima lässt sich von kurzfristigen Wahlerfolgen nicht beeindrucken. Für die Kirchen in Österreich steht fest: Es gibt keine Alternative zum engagierten Klimaschutz. Deshalb haben die Kirchen auch die Politik aufgefordert, mutiger als bisher notwendige Klimaschutz-Maßnahmen zu setzen. Und das beinhaltet etwa auch ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz.
Klimaschutz sozial gerecht gestalten: Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Zugleich müssen die Klimaschutzmaßnahmen, die es nicht zum Nulltarif gibt, sozial abgefedert und gerecht auf die Gesellschaft verteilt werden. Die Folgen des Klimawandels lassen sich nur durch eine gemeinsame gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung im Rahmen halten. Jede Leugnung des Klimawandels, aber auch jeder Fatalismus ist fehl am Platz. Zum christlichen Glauben gehört auch die Gewissheit: Es ist niemals zu spät zur Umkehr! Das gilt für jede und jeden Einzelnen wie für die Gesellschaft als Ganze.
Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus.
Zur Person
Georg Pulling (53) ist Pressesprecher des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich.