Wohlfühloase Pfarrcafé
Von Kokoskuppeln und KardinalschnittenErster Adventsonntag. Noch ist es um 7:30 Uhr in der Pfarrexpositur Langenzersdorf-Dirnelwiese still im Pfarrheim, bis Sandra Kernstock mit ihren beiden Töchtern Magdalena und Valentina auftaucht. Sie hat für das von den Ministrantinnen und Ministranten an diesem ersten Adventsonntag verantwortete Pfarrcafé Schinkenfleckerl gemacht. Die Menge der Zutaten, die sie dafür verwendet hat: 2,5 kg Nudeln, 1,7 kg Schinken und 1,5 kg Kartoffeln.
Wenn die Minis schon in der Früh mithelfen
„Wenn jeder Zeit hergibt und sich einbringt, dann funktioniert auch die Gemeinschaft“, sagt Sandra Kernstock über ihre Motivation, sich „alle sechs bis acht Wochen“ beim Pfarrcafé einzubringen. Und das seit einigen Jahren. Inzwischen richten ihre beiden Töchter die Kaffeetassen. „Ich mache das gern“, sagt die achtjährige Magdalena, die auch an diesem Sonntag gemeinsam mit ihrer Schwester Valentina ministrieren wird. Auch die sechsjährige Valentina hilft gerne bei der Vorbereitung mit. „Ich will einfach nett sein und helfen“, betont sie. Wenige Minuten später taucht Monika Pauzar gemeinsam mit ihrem Ehemann Christian und Sohn Maximilian auf. Sie engagiert sich „seit rund zehn Jahren“ beim Pfarrcafé. Ihre Spezialität sind die Kardinalschnitten. „Ich schätze die Gemeinschaft in der Pfarre und ich backe so gerne“, sagt sie. Herrichten, servieren und dann wegräumen – das ist an diesem Sonntag die Aufgabe der Ministrantinnen und Ministranten beim Pfarrcafé. Maximilian, seit fünf Jahren Ministrant, hilft in der Küche mit. „Ich mache das gern, weil es mir Spaß macht“, sagt er: „Und ich lerne mit den Tabletts balancieren.“
Josefine Müllner bringt an diesem Sonntagmorgen Kardinalschnitten, Kokoskuppeln und kleine Schaumrollen mit. Sie ist seit „rund sechs Jahren“ beim Pfarrcafé dabei, auch ihr Sohn ist Ministrant. „Ich backe einfach gern“, betont sie: „Ich bin immer dabei, wenn Not am Mann, Pardon an der Frau ist.“ Erna Hirsch sorgt an diesem Sonntag für Himbeerschnitten und Punsch-Krapferln. „Wir engagieren uns sehr gern, weil das Pfarrcafé ein Ort ist, wo wir Gemeinschaft erleben und uns unterhalten können“, betont sie: „Das hat uns in der Zeit der Pandemie und der Lockdowns sehr gefehlt.“
Drei Fragen an Pastoralamtsleiter Markus Beranek
Sie waren selbst auch Pfarrer. Welche Erinnerungen haben Sie an das Pfarrcafé – etwa in Stockerau?
Ich erlebe das Pfarrcafé an unterschiedlichen Orten. Mir selbst ist es wichtig, wenn ich im Umfeld des Gottesdienstes auch die Gelegenheit habe, mit den anderen Mitfeiernden ein wenig in Kontakt zu kommen. Das kann beim Verabschieden vor der Kirche sein, beim Pfarrcafé, bei einer Agape oder einer anschließenden Einladung. Ganz praktisch ist das die Chance, die eine oder andere Rückmeldung auf die Predigt zu bekommen oder einen Gedanken gemeinsam weiter zu überlegen. Außerdem ist es mir wichtig, über den Gottesdienst hinaus ein wenig von den Menschen vor Ort und von ihren Anliegen und Themen mitzubekommen.
Die Pfarren sind Nahversorger für die Seele. Welche Chancen verbinden Sie generell mit dem Pfarrcafé?
Ich erlebe es als bereichernd, wenn es im Umfeld des Gottesdienstes auch die Möglichkeit zu persönlichen Begegnungen und zum Austausch miteinander gibt. Die Kommunion empfangen heißt ja auch, „Communio“ – „Gemeinschaft“ – miteinander zu haben. Besonders reizvoll finde ich es, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, mit denen ich bisher nicht so viel persönlichen Kontakt hatte.
Warum ist das Pfarrcafé so wichtig als Treffpunkt und Kommunikationsdrehscheibe?
Mir scheint es wichtig, dass es Gelegenheiten gibt, miteinander Glaube und Leben ganz konkret zu teilen. Das Pfarrcafé, das regelmäßige Treffen in kleinen Gruppen, das Feuerwehrfest und vieles andere kann dafür eine hilfreiche Gelegenheit sein.
Ein Ort gelebter Gastfreundschaft
Nach dem Gottesdienst strömen an die 50 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder ins Pfarrheim. „Ein Pfarrcafé gehört für mich zur umfassenden Pastoral“, sagt Dechant und Pfarrer Franz Majca CanReg zum SONNTAG, als er nach der heiligen Messe zum Pfarrcafé kommt. „Die gelebte Gastfreundschaft ist dabei ganz entscheidend und erfahrbar“, sagt er: „Gerade jetzt, nach der Pandemie, brauchen die Menschen wieder das Zusammenkommen, das Gespräch, die Gemeinschaft und auch ein Stück weit Geselligkeit.“ „Seit 1985 gibt es bei uns das Pfarrcafé“, erzählt Rosa Schwammenschneider, „damals brachte ich noch das Geschirr von zu Hause mit“.
Ihr Mann Franz ist Diakon, sie ist „das Mädchen für alles“ in der Pfarre. „Unsere Kirche wurde damals auch durch Spenden errichtet, dazu zählten eben auch die Einnahmen beim Pfarrcafé“, weiß sie. Julia Pertlik ist als Pfarrgemeinderätin für die Ministranten und die Jugend zuständig. „Es ist schön, nach der Messe Freunde beim Pfarrcafé zu treffen“, sagt sie. „Ein Pfarrcafé ist der gemütliche Teil des Pfarrlebens, wo man sich austauschen kann“. Und: „Die Kinder, die können sich jetzt wieder bewegen, nachdem sie eine Stunde ruhig in der Messe sitzen mussten.“ Gegen 11 Uhr leert sich langsam das Pfarrheim. Die Ministrantinnen und Ministranten haben inzwischen viel abgeräumt, in der Küche helfen ihre Eltern beim Abwaschen mit. „Jetzt bin ich schon etwas müde“, sagt Magdalena gegen 11.30 Uhr, nachdem ihr „Dienst“ um 7.30 Uhr begonnen hat.
„SONNTAG“-Tipp
Das Kardinalschnitten-Rezept von Monika Pauzar
Zutaten weiße Masse: 8 Eiweiß, 18 dag Zucker.
Zutaten gelbe Masse: 8 Dotter, 6 dag Zucker, 2 Eier, 1 Packung Vanillezucker, 1 Messerspitze Backpulver, 5 dag griffiges Mehl.
Zutaten für die Füllung: Ribiselmarmelade, 2 Becher Schlagobers, 2 Packungen Sahnesteif.
Zubereitung: Weiße Masse: Zutaten steif schlagen. Gelbe Masse: Eier, Dotter, Zucker und Vanillezucker schaumig schlagen. Mehl und Backpulver unterrühren. Backblech mit Butter ausstreichen. Weiße und gelbe Masse abwechselnd in Streifen auf das Backblech auftragen. Bei 180 Grad ca. 25 Minuten bei Ober- und Unterhitze backen, danach auskühlen lassen. Anschließend eine Hälfte mit Ribiselmarmelade bestreichen und das Schlagobers steif schlagen. Das Schlagobers auf die Hälfte mit Marmelade auftragen und die andere Hälfte darauf legen. Gekühlt servieren!