Von der Arbeit gut leben können?
Meinung
Wenn ich dieser Frage nachgehe, denke ich an die großen Herausforderungen unserer Gesellschaft: Klimakrise, Kriege, alternde Bevölkerung, Entgrenzung von Arbeit und Privatleben, Digitalisierung und mehr. Die Arbeitswelt verändert sich rasant und bringt täglich neue Herausforderungen. Die katholische Soziallehre bietet uns dabei Orientierung: Arbeit soll dem Menschen dienen und nicht umgekehrt. Jede und jeder von uns hat das Recht auf eine Arbeit, die unsere Würde respektiert und uns erfüllt. Was bedeutet das für die notwendige Sorgearbeit? Sie betrifft uns alle, und wir brauchen rasche Lösungen. Eine bedarfsorientierte und gemeinnützige Wirtschaft sichert uns ein gutes Leben. Sorgearbeit muss gerecht zwischen den Geschlechtern verteilt werden.
Die unbezahlte Arbeit von Frauen muss reduziert werden, indem ausreichend Plätze für Betreuung, Bildung und Pflege geschaffen werden. Sorgearbeit muss fair bezahlt, die Arbeitsbedingungen verbessert und die Arbeitszeit verkürzt werden. So können sich mehr Menschen für diese sinnstiftenden Berufe entscheiden. Das Prinzip Gemeinwohl erinnert uns daran, dass unsere Arbeit der gesamten Gesellschaft zugutekommen sollte.
Es geht darum, Strukturen zu schaffen, die allen ein gutes Leben und ein gutes Auskommen mit der Erwerbsarbeit ermöglichen. Natürliche Ressourcen sind unsere Lebensgrundlage. Wir brauchen eine zukunftsfähige und existenzsichernde Landwirtschaft, die kleinbäuerliche Strukturen stärkt, regionale Märkte fördert und uns mit gesunden Lebensmitteln versorgt. Wie können wir uns das leisten? Geld und Vermögen sind genügend vorhanden. Ein faires Steuersystem mit Abgaben auf hohe Vermögen, Einkommen und Erbschaften kann dazu beitragen, in notwendige Care-Bereiche zu investieren. Soziale Sicherheit sichert Demokratie und Frieden. Ergänzend bietet der arbeitsfreie Sonntag notwendige regelmäßige gemeinsame freie Zeiten. Er ist ein hohes Gut in unserer entgrenzten Zeit und muss erhalten bleiben.
Zur Person:
Maria Langmaier (58) ist Diözesansekretärin der Katholischen Arbeitnehmer/innenBewegung.
Der Kommentar drückt ihre persönliche Meinung aus!