„Junge Menschen haben Sehnsucht“
GlaubenszeugnisMiriam Haslauer wuchs in einer gläubigen Familie in Niederösterreich auf. Aktuell leitet sie zusammen mit anderen eine Bibelrunde der Katholischen Hochschulgemeinde. Für die Psychologiestudentin ist der Glaube ein Lebensstil. Ihr Blick in die Zukunft ist – trotz multipler Krisen in der Welt – positiv.
Eine positive Glaubensbasis
Frau Haslauer, Sie haben den Glauben, so wie Sie ihn in Ihrer Familie mitbekommen haben, immer als etwas sehr Positives erlebt. Was haben Ihre Eltern diesbezüglich richtig gemacht?
Das ist eine gute Frage! Ich denke, es lag unter anderem an den vielen Gesprächen, die wir geführt haben. Wir haben uns oft über religiöse Themen unterhalten, über die Bibelgeschichten, die wir gelesen haben, über die Gottesdienste. Ich konnte alle möglichen Fragen stellen. Es ist eine gute Mischung bei uns zu Hause: Einerseits leben mir meine Eltern vor, dass es ganz normal ist, in die Kirche zu gehen und an Gott zu glauben. Für mich war das etwas ganz Natürliches, in das ich hineingewachsen bin. Andererseits hat es sich aber nie wie ein Zwang angefühlt. Wenn wir Kinder mal nicht am gemeinsamen Familiengebet teilnehmen wollten, war das auch okay. So ist ein innerliches Feuer in mir entstanden.
Bewusste Entscheidung für den Glauben
Als Jugendliche war es für Sie dennoch wichtig, sich ganz bewusst für den Glauben zu entschieden.
Das war sehr wichtig. Ich habe andere junge Menschen kennengelernt, die den Glauben auch ernst nehmen. Für die er nicht einfach etwas ‚Nettes‘ ist, sondern ein Lebensstil, weil die Beziehung zu Gott über allem steht. Ich habe eine Tiefe gespürt und viel Gemeinschaft.
Glaube als Lebensstil im Alltag
Wie sieht ein Lebensstil aus dem Glauben für Sie aus? Fallen Sie unter Ihren Studienkollegen diesbezüglich auf?
(Lacht.) Nein, ich glaube nicht, dass das sofort auffällt. Ich bin ganz normal gekleidet, wir studieren alle zusammen und gehören alle derselben Generation an. Ich würde sagen, dass sich mein Glaube in meinen Werten widerspiegelt. Auch in der Art und Weise, wie ich die Menschen sehe. Es gelingt mir nicht immer, aber es gibt Momente, da schenkt mir Gott einen besonderen Blick auf meine Mitmenschen. Fast als könnte ich die Menschen ein Stück weit so sehen, wie er sie sieht, mit der Liebe, die er für sie hat. Und dann gestalte ich meinen Alltag dementsprechend, zum Beispiel nehme ich mir Zeit für das persönliche Gebet.
Junge Menschen in der Kirche und Glaube
Man redet oft davon, dass Ihre Generation mit vielen Krisen aufgewachsen ist und auch die Zukunft nicht besonders rosig sieht. Erleben Sie das auch so?
Ja, die Zeit, in der wir leben, mag schwierig sein. Aber gleichzeitig sehe ich, dass viele junge Menschen die Sehnsucht spüren, etwas zu verändern und Dinge zu verbessern. Auch in der Kirche. Wie oft heißt es, dass es in der Kirche gar keine jungen Menschen mehr gibt. Möglicherweise liegt es an der christlichen Bubble, in der ich mich bewege, aber ich sehe schon, dass es viele junge Menschen gibt, denen Gott wichtig ist und die den Drang haben, auch anderen davon zu erzählen.
„Ich habe junge Menschen kennengelernt, für die die Beziehung zu Gott über allem steht.“
Weitergabe des Glaubens
Wie erzählen Sie von Ihrem Glauben?
Ich mache immer wieder die Erfahrung: Wenn ich anderen mit einer inneren Bereitschaft begegne, zu meinem Glauben zu stehen, dann ergeben sich oft Momente, in denen ich von meiner Beziehung mit Gott Zeugnis geben kann oder in denen ich eine Perspektive aus meiner christlichen Grundhaltung heraus aufzeigen kann. Außerdem leite ich zusammen mit anderen eine Bibelrunde mit der Studentengemeinschaft FOCUS (Fellowship of Catholic University Students) in der Katholischen Hochschulgemeinde. Das Spannende dabei ist, dass sowohl Menschen kommen, die schon lange im Glauben sind und solche, die sich dafür interessieren. Es ist eine große Bereicherung zu sehen, wie jeder von ihnen Gott in dieser Runde besser kennenlernen kann.
Miriam Haslauer
- Alter: 21
- Gott ist für mich: ein guter Vater und enger Freund, der mich zutiefst kennt.
- Sonntag bedeutet für mich: ein besonderer Tag, an dem ich bewusst anders leben will als an anderen Tagen und Gott mehr Raum schaffen möchte.