Verständnislose Flugobjekte
Derzeit ist es ja in Mode, unbekannte Flugobjekte abzuschießen. Wenn die diversen Luftwaffen über etwas mehr Humor verfügten, könnten sie die drallen Spionage-Wuchteln lieber über Faschingshochburgen ziehen, statt sie vom Himmel zu pusten. Was dort an verqueren Botschaften in den Äther getrötet wird, muss jede „Kommunistische Intelligenz“ (KI) beim Übersetzen zum Absturz bringen. Oder ich stelle mir vor, dass China oder sonst eine lupenreine Demokratie einen solchen Abhörballon in der vergangenen Woche über Prag hätte fliegen lassen. Dort haben ja bekanntlich hunderte Delegierte darüber gebrütet, wie man eine synodale Kirche sein oder werden kann. Ich stelle mir vor, ein Satz wie jener von Erzbischof Franz Lackner würde von den China-KIs aufgeschnappt und übersetzt: „Die Kirche von vorher wird nicht mehr die von vorher sein können.“ Syntax Error, Ballonabsturz.
Nun will ich nicht erneut klagen über die hundertste Wiederholung von Themen, Thesen und Forderungen. Interessant war für mich vielmehr zu sehen, wie groß die Ungleichzeitigkeit in jenem Gebilde ist, das wir unser geistliches Körbchen nennen. Was den einen zu wenig konkret, zu verschwurbelt blieb (Minderheiten-Rechte, Frauen in der Kirche), stellte für die anderen bereits eine Überschreitung ihres sonst so klar markierten kirchlichen Reviers dar. Und: Was wir an kommunikativen Verrenkungen vornehmen, um festzustellen, dass das Drängen der Vielen nach baldiger Veränderung mit dem Beharren der Wenigen auf dem kirchlichen Status quo kaum sinnvoll zu vereinbaren ist, sorgt von außen betrachtet im besten Fall für Amüsement, im schlimmsten Fall für abfälliges Kopfschütteln.
Dazu passt eine weitere Nachricht: Ein Wiener Forschungsprojekt über das Online-Verhalten junger gläubiger Menschen („YouBeOn“) hat klar aufgezeigt, wie egal dieser Generation all das ist, was auf kirchenamtlicher Ebene diskutiert wird – und wie fluid religiöse Lebensräume geworden sind. Interreligiöses „Gemeindehopping“ statt pfarrlich fixe Verortung.
Und so könnten Spionage-Wuchteln uns „Katholikende“ beim Twister-Spiel beobachten: Wie wir versuchen, möglichst viele undichte Stellen abzudecken und wie wir uns dabei immer mehr verrenken und heillos verknoten. Im besten Fall brechen wir – wie bei Twister – am Ende alle miteinander lachend zusammen. Das wäre nicht ideal, aber auch nicht das Schlimmste.