Versöhnung
Meinung
Sie waren beste Freunde. Schon als Ministranten haben sie sich besonders gut verstanden. Auch später noch waren die beiden Burschen unzertrennlich. Doch dann kam es zum Bruch. Es entstand ein Streit, wie er heftiger und hasserfüllter kaum sein kann. Wenn beste Freundschaften zerbrechen, kann das tiefe Wunden hinterlassen. Und diese wurden wechselseitig geschlagen.
Versöhnung ist ein Werk Jesu Christi
Während einer heiligen Messe fasste sich der eine dann doch ein Herz. Beim Friedensgruß ging er zum alten Freund und reichte ihm wortlos die Hand. Dieser ergriff die Friedenshand ebenso wortlos. Beide wussten: Wir allein wären dazu nicht imstande gewesen, die Versöhnung ist ein Werk Jesu Christi.
Wahre Versöhnung
„Was ich euch schenke, ist mein Frieden. Ich gebe euch einen Frieden, wie die Welt ihn nicht geben kann. Lasst euch nicht in Verwirrung bringen, habt keine Angst“ (Johannes 14,27, NeÜ). Der liturgische Friedensgruß ist der vielleicht am meisten missverstandene Teil der heiligen Messe. Nicht ich wünsche meinen Frieden, sondern ich gebe den von Christus empfangenen Frieden, der mein Herz erfüllt, an meinen Nächsten weiter. Dieser tut wiederum das Gleiche mit seinem Nächsten. Endloses und folgenloses Händeschütteln ist da überflüssig und nicht zielführend. Erst der Frieden Christi macht wahre Versöhnung möglich. Er ist „performativ“, das heißt, er verändert mich, er verändert die Welt. Der Friede Christi formt jene, die an ihn glauben und ihm nachfolgen. Getragen wird dieser Frieden von der Liebe des Gläubigen zu Gott und zum Nächsten.
Versöhnung durch den Friedensgruß
Die beiden besten Freunde hatten einen guten Kaplan und einen guten Ministrantenunterricht. Sie wussten um die Wirkmächtigkeit des Friedens Christi im Friedensgruß. Das hat ihre Freundschaft gerettet. Noch heute reichen sie in der heiligen Messe einander die Hand, lächeln verschmitzt und wissend und freuen sich, dass ihre Freundschaft nun schon viele Jahrzehnte anhält.
Zur Person:
Quirinus C. Greiwe (55) ist Augustinerchorherr in Stift Herzogenburg und Pfarrer von Grafenwörth und Haitzendorf.
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