Verbrechen in der Bibel

„Das Blut schreit zu mir vom Erdboden“
Ausgabe Nr. 35
  • Theologie
Autor:
Blutiger Tanz: Die Tochter der Herodias tanzt und wünscht sich als „Belohnung“ den Kopf des Täufers Johannes. ©Irene Maria Unger

Die Bibel des Alten und Neuen Testaments kennt das Leben in allen seinen Facetten. Alle positiven und schönen Dimensionen kommen darin vor, aber auch die Abgründe und die Tiefen des menschlichen Daseins. So werden auch Verbrechen und Gewalttaten nicht verharmlost.

Schon in den ersten Kapiteln der Bibel, im Buch Genesis, wird eine Gewalttat der Kinder von Adam und Eva erzählt – als Kain seinen Bruder Abel tötete. Drastisch und bildreich wird in Genesis 4,1–12 dieses Fehlverhalten von Kain geschildert. „Der Mensch erkannte Eva, seine Frau; sie wurde schwanger und gebar Kain. Da sagte sie: Ich habe einen Mann vom HERRN erworben. Sie gebar ein zweites Mal, nämlich Abel, seinen Bruder. Abel wurde Schafhirt und Kain Ackerbauer. Nach einiger Zeit brachte Kain dem HERRN eine Gabe von den Früchten des Erdbodens dar; auch Abel brachte eine dar von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Der HERR schaute auf Abel und seine Gabe, aber auf Kain und seine Gabe schaute er nicht. Da überlief es Kain ganz heiß und sein Blick senkte sich. Der HERR sprach zu Kain: Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick? Ist es nicht so: Wenn du gut handelst, darfst du aufblicken; wenn du nicht gut handelst, lauert an der Tür die Sünde. Sie hat Verlangen nach dir, doch du sollst über sie herrschen. Da redete Kain mit Abel, seinem Bruder. Als sie auf dem Feld waren, erhob sich Kain gegen Abel, seinen Bruder, und tötete ihn. Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist Abel, dein Bruder? Er entgegnete: Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders? Der HERR sprach: Was hast du getan? Das Blut deines Bruders erhebt seine Stimme und schreit zu mir vom Erdboden. So bist du jetzt verflucht, verbannt vom Erdboden, der seinen Mund aufgesperrt hat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen. Wenn du den Erdboden bearbeitest, wird er dir keinen Ertrag mehr bringen. Rastlos und ruhelos wirst du auf der Erde sein.“

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Davids Mord wegen einer schönen Frau

Einen ganz perfiden Mord ordnet König David an, um den Ehemann der Batseba aus dem Weg zu räumen. In 2 Samuel 11,2–9 wird dies äußerst nüchtern erzählt. „Als David einmal zur Abendzeit von seinem Lager aufstand und auf dem Flachdach des Königspalastes hin- und herging, sah er von dort aus eine Frau, die badete. Die Frau war sehr schön anzusehen. David schickte jemand hin, erkundigte sich nach ihr und sagte: Ist das nicht Batseba, die Tochter Ammiëls, die Frau des Hetiters Urija? Darauf schickte David Boten zu ihr und ließ sie holen; sie kam zu ihm und er schlief mit ihr – sie hatte sich gerade von ihrer Unreinheit gereinigt. Dann kehrte sie in ihr Haus zurück. Die Frau war aber schwanger geworden und schickte deshalb zu David und ließ ihm mitteilen: Ich bin schwanger. Darauf sandte David zu Joab und ließ ihm sagen: Schick den Hetiter Urija zu mir! Und Joab schickte Urija zu David.

David ließ die verheiratete Batseba holen, sie kam zu ihm und er schlief mit ihr ...

vgl. 2 Samuel 11,4

Als Urija zu ihm kam, fragte David, ob es Joab und dem Volk gut gehe und wie es mit dem Kampf stehe. Dann sagte er zu Urija: Geh in dein Haus hinab und wasch dir die Füße! Urija verließ das Haus des Königs und es wurde ihm ein Geschenk des Königs nachgetragen. Urija aber legte sich am Tor des Königshauses bei den Knechten seines Herrn nieder und ging nicht in sein Haus hinab.“ Am nächsten Tag lud David ihn ein, bei ihm zu essen und zu trinken, und machte ihn betrunken. Am Abend aber ging Urija weg, um sich wieder auf seinem Lager bei den Knechten seines Herrn niederzulegen; er ging nicht in sein Haus hinab. Und er schlief nicht mit seiner Frau. David schrieb daraufhin einen Brief an seinen Heerführer mit dem Auftrag,  den Urija nach vorn, wo der Kampf am heftigsten war, zu stellen, sodass er getroffen werde und den Tod finde. Und der Hetiter Urija fand dann den Tod. 2 Samuel 11,26–27 erzählt den Fortgang der Geschichte: „Als die Frau Urijas hörte, dass ihr Mann Urija tot war, hielt sie für ihren Gemahl die Totenklage. Sobald die Trauerzeit vorüber war, ließ David sie zu sich in sein Haus holen. Sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn. In den Augen des HERRN aber war böse, was David getan hatte.“ Der Prophet Natan hält David seine Sünde vor. David bereut, aber trotzdem stirbt das Kind aus dieser Verbindung.

Johannes: Einen Kopf für einen Tanz

Im Matthäusevangelium (14,4–11) wird erzählt, dass König Herodes Johannes den Täufer festnehmen und ins Gefängnis werfen ließ wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus. „Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, sie zur Frau zu haben. Dieser wollte ihn töten lassen, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn man hielt Johannes für einen Propheten. Als aber der Geburtstag des Herodes war, tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen. Und sie gefiel Herodes, sodass er mit einem Eid zusagte, ihr zu geben, was immer sie sich wünschte. Sie aber, angestiftet von ihrer Mutter, sagte: Gib mir hier auf einer Schale den Kopf Johannes des Täufers! Und der König, der traurig wurde wegen der Eide und wegen der Gäste, befahl, den Kopf zu bringen. Und er schickte und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten. Man brachte seinen Kopf auf einer Schale und gab ihn dem Mädchen und sie brachte ihn ihrer Mutter.“

Die Kreuzigung – die grausamste Tötung

Das schrecklichste Beispiel für ein Justiz-Verbrechen findet sich mit der Kreuzigung Jesu im Neuen Testament. Im 27. Kapitel des Matthäusevangeliums wird die Rolle des Römers Pontius Pilatus bei der Hinrichtung Jesu geschildert. „Als es Morgen wurde, fassten die Hohepriester und die Ältesten des Volkes gemeinsam den Beschluss, Jesus hinrichten zu lassen. Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn dem Statthalter Pilatus aus. ... Jeweils zum Fest pflegte der Statthalter einen Gefangenen freizulassen, den das Volk verlangte. Damals war gerade ein berüchtigter Mann namens Jesus Barabbas im Gefängnis. Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war: Was wollt ihr? Wen soll ich freilassen, Jesus Barabbas oder Jesus, den man den Christus nennt? Er wusste nämlich, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte. ... Inzwischen überredeten die Hohepriester und die Ältesten die Menge, die Freilassung des Barabbas zu fordern, Jesus aber hinrichten zu lassen. Der Statthalter fragte sie: Wen von beiden soll ich freilassen? Sie riefen: Barabbas! Pilatus sagte zu ihnen: Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Christus nennt? Da antworteten sie alle: Ans Kreuz mit ihm! Er erwiderte: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Sie aber schrien noch lauter: Ans Kreuz mit ihm! Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache! ... Darauf ließ er Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und lieferte ihn aus zur Kreuzigung.“

Steinigung des Stephanus und des Paulus

Die Apostelgeschichte berichtet in den Kapiteln 6 und 7 von der Wahl des Stephanus zum Diakon, von seiner Verhaftung und von der Steinigung des ersten Blutzeugen Jesu.
„Da riefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger zusammen und erklärten: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und uns dem Dienst an den Tischen widmen. Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit. ... Und sie wählten Stephanus, einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist. ... Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Doch einige von der sogenannten Synagoge der Libertiner und Kyrenäer und Alexandriner und Leute aus Kilikien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten; aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen. ... Sie hetzten das Volk, die Ältesten und die Schriftgelehrten auf, drangen auf ihn ein, packten ihn und schleppten ihn vor den Hohen Rat. ... Und als alle, die im Hohen Rat saßen, gespannt auf ihn blickten, erschien ihnen sein Gesicht wie das Gesicht eines Engels.“

Sie stürmten einmütig auf Stephanus los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.

Apostelgeschichte 7

Als sie die Rede des Stephanus hörten, „waren sie in ihren Herzen aufs Äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen gegen ihn. ... Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten einmütig auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.“ Paulus, der der Steinigung des Stephanus zusah, wird dann selbst auch einmal gesteinigt. Nach der Heilung eines lahmen Mannes in Lystra hetzten Juden eine Volksmenge auf. „Und sie steinigten den Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus, in der Meinung, er sei tot“, heißt es später in der Apostelgeschichte (14,19).

Besuchen Sie uns beim Bibel-Pfad am 29. September 2023!

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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