Urlaubszeit: Reise-Hölle oder Glück?

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 27
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Auch für den Hirtenhund geht es ab in den Urlaub.
Auch für den Hirtenhund geht es ab in den Urlaub. ©Pexels
©Der SONNTAG

Die Urlaubszeit ist auch für den Hirtenhund gekommen. Vorher bellt er aber noch einmal: Und zwar gegen Reisen mit überdimensionierten Boliden und überfüllte Strände.

Manchmal kommen mir Zweifel, ob der Mensch tatsächlich die Krone der Schöpfung ist, oder nicht doch eher ein genetischer Irrläufer. 

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Urlaubszeit: Zeit der überdimensionalen Vehikel

Zum Beispiel in der Urlaubszeit. Da sehe ich Heerscharen an Familienvätern ihre überdimensionalen Vehikel waschen, putzen, saugen – und zwar nicht nach, sondern vor der Fahrt an die sandigsten, staubigsten Strände des Südens; mit Kindern, denen spätestens bei Vösendorf die erste Packung Chips auf der Rückbank platzt.

Aber vielleicht sehe ich das alles falsch; vielleicht sollte ich dieses Verhalten als Ausdruck eines Lebens in permanenter Naherwartung verstehen. Parusie als ersehnte Ausfahrt irgendwo zwischen Bibione und Jesolo. Wenn das Reich Gottes plötzlich kommt und der Messias aus dem Strandkorb steigt, wird man ihn gebührend im sauberen Fahrzeug begrüßen können.

Urlaubszeit, stressige Zeit

Tatsächlich gehört das Phänomen Urlaub zu den wenigen Dingen, die Mensch und Tier unterscheiden. Tiere nehmen sich ihre Auszeiten dann, wenn sie sie brauchen. Der Mensch hingegen hackelt sich um Kopf und Kragen, nur um dann als Krone der Erschöpfung zwei Wochen an überfüllten italienischen oder kroatischen Küsten in gekühlten Blechcontainern eingepfercht zu sein und die Nachbarn aus Simmering, Florids- oder Wampersdorf zufällig beim Hofer in Poreč zu treffen. Zurück daheim fragt man sich dann in der Regel, warum man sich das angetan hat, wenn es doch daheim eh am schönsten ist. 

Adorno auf Urlaub

Man muss nicht Adorno lesen, um zu erfahren, dass es kein richtiges Leben im falschen gibt. Aber es hilft. Denn der alte Frankfurter Nörgel-Philosoph war kein Fan des Urlaubens, das für ihn nur eine Verdichtung des „Verblendungszusammenhangs“ darstellte, der uns Glück vorgaukelt, um uns doch nur wieder an die Penny-Kassa oder an den H&M-Wühltisch zu entlassen. „Dem Kinde, das aus den Ferien heimkommt, liegt die Wohnung neu, frisch, festlich da. Aber nichts hat darin sich geändert, seit es sie verließ“, schrob er in den „Minima Moralia“.

Als beglückende Strandlektüre nicht zu empfehlen. Selbst Papst Franziskus will uns den täglichen Sangria-Kübel am Strand madigmachen, lese ich doch, er habe mit scharfen Worten den Drogenkonsum gegeißelt. Dabei hat die WHO uns gerade erst als alkoholisches „Hochkonsumland“ gewürdigt. Sachen gibt’s … Also ich lasse mir meinen Urlaub jedenfalls nicht madigmachen und bin dann mal weg – bis Anfang September. Bleiben Sie zuversichtlich: Es gibt ein Leben nach dem Urlaub!  

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