Umwelt: Gegen Ostumfahrung in Wiener Neustadt
Reinhard BödenauerIm Süden Niederösterreichs schwelt seit Jahren ein Konflikt um den Bau einer neuen Straße: die Ostumfahrung Wiener Neustadt. Die (in den 1960-er Jahren!) geplante Trasse ist sehr umstritten: Zwei Auwälder an der „Fischa“ sind zwar streng geschützt, doch anscheinend darf man trotzdem – mit „Umweltverträglichkeitsprüfung“ (absichtlich unter Anführungszeichen) – eine 100 Meter breite Schneise durch die Fischa-Au schneiden. Vor drei Jahren hat die Initiative „Vernunft statt Ostumfahrung“ öffentlich gemacht, dass Studien vom Land Niederösterreich belegen, dass es zu keiner Verkehrsentlastung kommt. Der Verkehr bei den geplagten Anrainern wird nicht weniger werden: Der Hauptgrund für die Straße ist nicht „Entlastung“, sondern bessere Erschließung von Gewerbegebieten. Und das in einem Gebiet mit sehr fruchtbaren Böden! Neun Landwirte wehren sich gegen die Versiegelung und wollen ihr Land nicht verkaufen. Jetzt hat das Land Niederösterreich sogar Enteignungsverfahren gestartet.
Ich bin fassungslos, dass Landwirtschaftspolitiker ihre Bauern hier im Regen stehen lassen. Eigentlich hat vor kurzem der Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Johannes Schmuckenschlager, „jegliche Eingriffe in landwirtschaftliches Eigentum entschieden abgelehnt“. In der Presseaussendung zählt er genau jene Feldfrüchte auf, die auf den ertragreichen Äckern von Lichtenwörth (NOCH) angebaut werden: „Bei Zuckerrübe, Erdäpfel oder Kürbis wird uns die Gefährdung der Versorgungssicherheit bereits deutlich vor Augen geführt.“
Ich war im letzten Herbst nach der Traktor-Demo der betroffenen Bauern bei Gesprächen von Landwirten mit der Politik in Lichtenwörth dabei. Die Katholische Aktion stellt sich hinter die Initiative „Vernunft statt Ostumfahrung“. In unserem Dossier „Ökologische Umkehr“ zum synodalen Prozess erklären wir, „dass jede Investition in ein neues Straßenprojekt hinterfragt werden muss und zivilgesellschaftliche Forderungen nach Prüfung von Alternativen von der KA unterstützt werden“. Wir nehmen Bezug auf die Enzyklika „Laudato Si‘ (153), wo Papst Franziskus deutlich erklärt, „dass man den öffentlichen Verkehrsmitteln den Vorrang geben muss“. Wir können nicht weitermachen wie bisher ...
Reinhard Bödenauer ist Präsident der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien.
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