Um gutes Wetter beten
Was wir der Kirche verdankenIn Zeiten der Erderwärmung und des damit einhergehenden Klimawandels bekommt der fast vergessene Wettersegen eine neue Aktualität.
Gott, du Schöpfer aller Dinge, du hast uns Menschen die Welt anvertraut und willst, dass wir ihre Kräfte nützen. Aus dem Reichtum deiner Liebe schenkst du uns die Früchte der Erde: den Ertrag aus Garten und Acker, Wiesen, Weinberg und Wald, damit wir mit frohem und dankbarem Herzen dir dienen. Erhöre unser Gebet: Halte Unwetter und Hagel, Sturm, Überschwemmung und Dürre, Frost und alles, was uns schaden mag, von uns fern. Begleite unsere Arbeit, damit wir in Dankbarkeit und Freude gebrauchen, was durch die Kräfte der Natur und die Mühe des Menschen gewachsen ist. Amen.“ So lautet der Wettersegen aus dem liturgischen Messbuch der Kirche.
Kein magischer Zauber
Ein guter Anlass, um mit dem jährlichen Wettersegen zu beginnen, ist das Fest des hl. Markus (25. April). Oder auch die sogenannten „Bitttage“. „Die Feier der Bitttage soll dort, wo sie im religiösen Leben oder Brauchtum der Gemeinde verwurzelt ist und auch heute noch gut durchgeführt werden kann, an einem oder mehreren Tagen vor Christi Himmelfahrt erhalten bleiben. Wünschenswert ist eine Einbeziehung aller wesentlichen Bereiche und Gefährdungen des gegenwärtigen Lebens in die Bittgottesdienste“, heißt es dazu seitens der Österreichischen Bischofskonferenz.
Seit Jahrhunderten begleitet der Wettersegen durch den Frühling und Sommer, wenn Pflanzen und Gemüse angebaut werden. Denn auch vom Wetter hängt es ab, ob eine gute Ernte zu erwarten ist oder ob aufgrund von Unwetter sogar Missernten oder Ernteausfälle drohen.
Am Beginn des Gebetes beim Wettersegen wird Gott, „der Schöpfer“ aller Dinge, angerufen, und es wird ihm erinnernd gedankt: „Aus dem Reichtum deiner Liebe schenkst du uns die Früchte der Erde: den Ertrag aus Garten und Acker, Wiesen, Weinberg und Wald.“ Dann erst folgt die eigentliche Bitte: „Halte Unwetter und Hagel, Sturm, Überschwemmung und Dürre, Frost und alles, was uns schaden mag, von uns fern.“ Der Wettersegen ist kein magischer Zauber, sondern er sensibilisiert für einen verantwortungsvollen und vor allem dankbaren Umgang mit der Schöpfung, die dem Menschen anvertraut ist. Denn es gilt, die Erde zu behüten und zu bebauen, so heißt es schon in der Heiligen Schrift, und sich über die „Früchte der Erde“ zu freuen.
In den vergangenen Jahren machte Kardinal Christoph Schönborn immer wieder auf den Wettersegen aufmerksam. „Man mag mich belächeln, aber ich bete immer am Ende der Messe den Wettersegen, die Bitte um gedeihliches Wetter.“ Der Grund dieser Bitte: „Was wir zurzeit klimatisch erleben, gibt Anlass zur Sorge. Auf der einen Seite Trockenheit, die Wald und Feld bedroht, auf der anderen Seite Unwetter, die gehäuft über manche Gegenden hereinbrechen.“