Transpersonen und Homosexuelle dürfen Trauzeugen und Taufpaten werden

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 46
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Der Hirtenhund "bellt" über das neue Buch „Christliche Beziehungsethik“ des Südtiroler Moraltheologen Martin Lintner.

Es gibt Bücher wie Ziegelsteine, mit denen sich bröckelnde Domkirchen stabilisieren oder Gegner mit einem Hieb außer Gefecht setzen lassen. Die 680 Seiten starke „Christliche Beziehungsethik“, die ihr Autor, der Südtiroler Moraltheologe Martin Lintner in dieser Woche in Wien präsentiert hat, gehört dazu. Sie entfaltet all jene Themen, mit denen man kirchlich keinen Blumentopf gewinnen kann: Beziehung, Ehe, Sexualität, Homosexualität. Den einen kann das Thema nicht heiß genug gekocht und gegessen werden, da sie überall Verstöße gegen das Lehramt, ewige Wahrheiten und das herbeigezerrte Naturrecht wähnen; die anderen wollen die heiße Kartoffel lieber im Topf lassen und sich unter dem römischen Radar einer menschennahen Pastoral widmen und tun, was geht und manchmal sogar, was eigentlich nicht geht.

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Lintner hätte diese „ewige Baustelle“ gern geschlossen – doch wie es mit Baustellen so ist: Wenn sie nicht gesichert werden, stürzen Passanten gern mal hinein. Eine solche Fallgrube stellt ein aktuelles Schreiben des Dikasteriums für die Glaubenslehre dar, in welchem u. a. klargestellt wird, dass Transpersonen und Homosexuelle Trauzeugen und Taufpaten werden dürfen – wenn dadurch keine Gefahr eines öffentlichen Skandals oder einer Verwirrung der Gläubigen besteht, wie es heißt. Wichtig natürlich wie immer das Kleingedruckte: Sie dürfen dies nur, solange sie sich in sexueller Enthaltsamkeit üben und so zeigen, dass sie ein christliches, weil keusches Leben führen.

So weit, so lehrkonform, so weltfremd. Doch, ach, es gilt ja auch des Papstes Zuwendung und Diktum gegenüber Homosexuellen: „Wer bin ich, sie zu verurteilen?“ Und so – Pardon – eiert das Dikasterium herum, man dürfe gewiss nie die „bedingungslose Liebe Gottes“ für diese Menschen vergessen, die Türen der Sakramente sollten nicht zugeschlagen werden und überhaupt: „Die Kirche ist keine Zollstation.“

Wer soll sich da noch auskennen, wenn selbst der Experte Lintner einräumt, Franziskus zeichne eine „ambivalente Haltung“ zur Homosexualität aus? Gibt es einen Ausweg, damit die Fallgrube nicht gar zur Schlangengrube mutiert? Vielleicht liegt im seltsam entrückten Wort „Zollstation“ eine kryptische Antwort: Denn wann haben Sie zuletzt eine Zollstation betreten und Zoll entrichtet? Zollstationen sind doch heute vor allem dazu da, an ihnen guten Gewissens vorbeizugehen. Etwa an Flughäfen. Nothing to Declare. Das wäre die „österreichische Lösung“: in der Praxis lebens- und menschennah, vertrauend auf die Gnade des großen Zollwärters am Ende der Tage.

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