Tanzen ist wie Schokolade

Gründerin der Age Company
Ausgabe Nr. 30
  • Kunst und Kultur
Autor:
Nora Aschacher ist Tänzerin aus Leidenschaft.
Nora Aschacher ist Tänzerin aus Leidenschaft. ©Kneidinger-Photography
Nora Aschacher fühlt sich auf der Bühne wohl.
Nora Aschacher fühlt sich auf der Bühne wohl. ©Kneidinger-Photography

Nora Aschacher liebt das Tanzen. Sie macht zeitgenössische Tanzperformances mit der von ihr gegründeten Age Company. Alle Tänzerinnen sind über 60 Jahre alt.

Die AGE COMPANY ist eine zeitgenössische Tanz-Performancegruppe, die seit über zehn Jahren existiert. Dort Tanzen vor allem ältere Tänzerinnen. Ella Necker hat mit der Gründerin Nora Aschbacher gesprochen.

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Als Tänzerin der Age Company zeigen Sie ihren tanzenden, älteren Körper. Ganz bewusst. Weil Sie ihn sichtbar machen wollen. Warum ist das wichtig?

Nora Aschacher: Das Bild, das wir vom Alter haben, ist problematisch. Der Mensch hat jung zu sein, schlank und schön. Aber alt, mit knittriger Haut und faltigem Gesicht, das ist nicht ganz einfach. Wir aber wollen zeigen, wie facettenreich wir Älteren sind. Wir wollen nicht weise sein und Ruhe geben. 
 

Tanzen im Alter

Das Alter soll also in der Kunst präsent sein. Was gibt diese Präsenz der Gesellschaft? 

Inklusion ist wichtig. Nicht nur Profis sind auf der Bühne, sondern auch normale Menschen. Sie sitzen nicht nur im Publikum. Sie beanspruchen einen Platz auf der Bühne. Die Age Company zeigt den Zuschauern, dass das Alter keine Katastrophe ist. Wir gehen nicht nur dem Tod entgehen, wir fahren nicht nur auf Kreuzfahrt, wir sind nicht nur pflegebedürftig. Wir sind genauso facettenreich wie die Jungen. 
 

Was ist der Tanz für Sie, Frau Aschacher?

Ich habe mit 40 Jahren zum Tanz gefunden. Heute bin ich 78 Jahre alt. Ich habe viel vom Tänzer Ismael Ivo gelernt. Er hat gesagt, dass Tanz eine Kommunikation mit dem eigenen Selbst ist. Und ich kann mich mit Tanz ausdrücken. Das muss ich nicht studiert haben. Denn wir bestehen alle aus Bewegung. 
 

Tanzen für sich alleine

Tanzen Sie auch für sich alleine?

Ja. Früher bin ich auch gern in die Disco gegangen, um allein zu tanzen. So etwas hätte ich heute auch gern. Eine Disco für 60 plus. 
 

Auf der Homepage der Age Company steht, dass der Tanz im Alter immer besser wird. Warum ist das so?

Alter macht nicht nur den Tanz besser, sondern der Tanz macht auch das Alter besser. Es ist also ein Kommunikationsprozess. Bewegung ist etwas Elementares. Sie hilft, am Leben zu bleiben und ist Ausdruck von Lebensfreude oder Schmerz. Bewegung scheint bei Menschen mit Demenz besonders zu helfen. Ja, Bewegung ist lebenswichtig. Für alle Generationen. Wir alle wollen ja gerne alt werden, aber am besten gesund alt werden. Bewegung hilft da wirklich. 
 

„Alter macht nicht nur den Tanz besser, sondern der Tanz macht auch das Alter besser.“

Was braucht man noch zum guten Altern?

Gemeinschaft. Das sagen doch alle Untersuchungen. Die Age Company bietet die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen. Geld ist schon auch wichtig. Es sollte ausreichend sein. Es ist doch schön, wenn es Dinge gibt, die noch erfüllt werden können. Ich möchte nicht kurz vor dem Tod sagen, warum habe ich nicht das und das gemacht. Noch mit 80 und 90 kann man sich Wünsche erfüllen. Wir alte Menschen haben eine Zukunft, so lange, bis wir sterben. Wir dürfen dieses Stück Zukunft beanspruchen und uns Dinge erfüllen, die wir immer schon machen wollten. Und zwar unabhängig davon, was andere dazu sagen. Wenn ich Gitarre spielen lernen will, dann tue ich das. 
 

Tanzen: Bewegung und Leistung

Frau Aschacher, was wollen Sie sich denn noch erfüllen?

Ich möchte so lange wie möglich tanzen. Ich würde gerne als älterer Mensch in eine Disco gehen, so wie ich es früher gemacht habe. Einfach hineingehen und tanzen. Ohne viel reden zu müssen. Und ich wünsche mir, dass die Städte altersgerechter werden. Wien gehört da dazu, aber vieles ist nicht barrierefrei. Wenn ältere Menschen mit dem Rollator unterwegs sind, kommen sie nicht überall hin. Das gehört geändert! Und wir wollen künstlerisch tätig sein dürfen. Da gibt es eine amerikanische Untersuchung, in der es heißt: Kunst ist Schokolade für das Gehirn. Da ist auch noch Luft nach oben. 
 

Bewegung und Leistung müssen ja nicht unbedingt gekoppelt sein, oder? 

Alles ist Bewegung. Auch wenn sich der kleine Finger bewegt, das kann ganz intensiv sein. Im Butoh-Tanz zählt zum Beispiel diese Langsamkeit. Es ist nie zu Ende.

Logo radio klassik Stephansdom.

Sommergespräch: Nora Aschacher

Nora Aschacher ist am 29. Juli 2024 zu Gast in den Sommergesprächen auf radio klassik Stephansdom 
 

Beginn: 17:30 Uhr. Gestaltung: Ella Necker. 

Schlagwörter
Autor:
  • Ella Necker
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