Stille Nacht

Das Geheimnis eines Liedes
Exklusiv nur Online
  • Kunst und Kultur
Autor:
Partitur Stille Nacht
Autograph der weltberühmten Komposition „Stille Nacht, heilige Nacht“ von Franz Gruber ©Erich Lessing/picturedesk.com

Viele Legenden ranken sich um die Ursprünge des berühmtesten Weihnachtsliedes der Welt. Dabei ist genau belegt, wie „Stille Nacht“ entstanden ist. Warum wir aber bis heute berührt davon sind? Das ist das eigentliche Geheimnis des Liedes.

Am Anfang war wohl nicht die Maus, die die Orgel in der Pfarrkirche von Oberndorf angeknabbert hat. Es könnte zwar sein, dass die Orgel am Heiligen Abend nicht funktionierte, und deshalb spontan ein Lied für Gitarre geschrieben werden musste. Wahrscheinlicher aber ist, dass der Musiker Franz Gruber ein Lied für die Andachts­feier an der Krippe komponiert hat, die damals außerhalb der Kirche aufgestellt war. Weit weg von der Orgel also.  Jahrzehnte später erklang „Stille Nacht“ bereits in Deutschland. Über die Urheber gab es nur Gerüchte.

Werbung

Vor 200 Jahren

Da griff Franz Gruber zu Tinte und Papier und schrieb einen Brief, der bis heute erhalten ist. Er berichtet: Es war am 24. Dezember 1818. Der Priester Josef Mohr gab ihm ein Blatt mit einem Gedicht, das er selbst verfasst hat. Er bat ihn, eine Melodie dazu zu komponieren. Noch am selben Abend singen die beiden „Stille Nacht“ zum ersten Mal: Zwei Männerstimmen mit Gitarre in einer kalten Weihnachtsnacht vor 200 Jahren, so muss man sich die Uraufführung vorstellen. Die Menschen von Oberndorf waren begeistert. Es gab großen Beifall, so schreibt Franz Gruber in diesem Brief. 

Ein unzerstörbares Lied

Bis heute berührt das Lied. Woran das liegt, ist das eigentliche Geheimnis des Liedes. Die Melodie hat eine emotionale Wirkung. Der Text erzeugt Stimmungen, nach denen wir uns sehnen: „Alles schläft, einsam wacht… Schlafe in himmlischer Ruh!“ Kaum jemand, der nicht nach diesem Frieden dürstet. Das „traute Paar“ mit dem „holden Knaben im lockigen Haar“ lässt uns für den Moment die Gebrochenheit der Welt vergessen, auch dass Jesus an dieser Gebrochenheit stirbt. 

Aber ist das nicht Kitsch? Ist nicht das Weihnachtsfest insgesamt zu Kitsch und Kommerz verkommen? Das kann man kaum bestreiten. Trotzdem liegt in dem schlichten Gesang etwas Großes, das offenbar nicht zerstört werden kann. Wir werden auch in dieser Heiligen Nacht ehrfürchtig unsere Stimme erheben und singen: „Stille Nacht. Heilige Nacht!“ Und eine Orgel wird uns begleiten, sofern sie nicht von einer Maus angeknabbert wurde.

Autor:
  • Stefanie Jeller
Werbung

Neueste Beiträge

| Termine
Highlights

Entdecken Sie spirituelle Höhepunkte in Wien und Niederösterreich. Stöbern Sie in unseren sorgfältig ausgewählten Terminen für kirchliche Highlights und lassen Sie sich inspirieren.

| Hirtenhund
Hirtenhund

Der Hirtenhund "bellt" über den Ablasshandel.

| Sonntagsjause
Die SONNTAGs-Jause

Die SONNTAGs-Jause hat sich Chefredakteurin Sophie Lauringer auf Gut Hardegg im Weinviertel schmecken lassen. Gutsherr Maximilian Hardegg ist mit Leib und Seele Landwirt und führt seinen Betrieb ganz im Zeichen von Biodiversität und Regionalität. Zur Jause gibt es Pavlova!