Sternstunden: Eine Auszeit nehmen

Adventserie Teil 1
Ausgabe Nr. 47
  • Spiritualität
Albert Pichler ist der Schöpfer dieses Bildes.
Albert Pichler ist der Schöpfer dieses Bildes. ©Tyrolia
Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck.
Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck. ©Michael Groessinger
Sternstunden: Im Winter sieht man die Sternbilder klarer.
Sternstunden: Im Winter sieht man die Sternbilder klarer. ©pixabay.com

„Leichtfüßig den Himmel entdecken“ – dazu laden wir mit der Adventserie von Petra Unterberger ein. Alltagserfahrungen und Gedanken verknüpft die erfahrene Seelsorgerin mit biblischen Geschichten. Diesmal heißt das Thema Sternstunden. Gedichte, Gebete und Bilder für eine kleine Auszeit!

Der Sternenhimmel faszinierte mich schon als Kind. Das Glitzern und Funkeln in den klaren kalten Winternächten verzauberte mich auf ganz besondere Weise. Heute weiß ich, dass im Winter tatsächlich aufgrund der langen Dunkelheit beinahe alle Sternbilder am Himmelszelt zu sehen sind. Orion, das hellste Sternbild, und Sirius, der hellste Stern, erleuchten den Nachthimmel. In beinahe allen Kulturen und zu allen Zeiten wird von der fesselnden Wirkung des Sternenhimmels berichtet. Er diente vielen Generationen zur Orientierung und gleichzeitig suchten und suchen noch heute Menschen in den Sternen Hinweise für die Zukunft. 

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Sternstunden: Viele Mythen um die Sterne

Ja und dann gibt es natürlich auch viele Mythen, Märchen und Erzählungen darüber. Das Sterntalermärchen, das Sie bestimmt kennen, hat mich als Kind immer traurig gemacht. Das arme Mädchen, das keine Eltern und kein Zuhause hat und dann auch noch im finsteren Wald unterwegs ist, hat meine kindliche Seele tief berührt. Und dann gibt dieses fromme Kind noch den letzten Bissen Brot einem armen Mann. Damit nicht genug, es gibt einem frierenden Kind seine Mütze und einem weiteren seinen Rock und zuletzt sogar noch sein Unterhemd. Und so stand es da – mit nichts. An dieser Stelle musste ich als Kind immer weinen, obwohl ich wusste, was danach kam. „Da fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und es waren lauter blanke Goldtaler und das Kind trug plötzlich ein feines Kleid.“ Der Himmel kam sozusagen auf die Erde. Und das Mädchen, ich erinnere mich noch an das Bild im Märchenbuch, stand mit offenen Händen da und wurde reich beschenkt. Heute lässt mich dieser Schluss nachdenklich zurück. Es wird ja nicht von Belohnung gesprochen und auch sonst wird kein Sinnzusammenhang zwischen der Handlung des Mädchens und dem Sternenregen hergestellt. Vielleicht geht es da ja mehr um den inneren Reichtum, der mit der Himmelserfahrung gleichzusetzen ist; eine Erfahrung, die mit dem Loslassen des Alten, nicht mehr Tragfähigen und mit dem Sich-Einlassen auf das Neue, Unbekannte verbunden ist. 
 

Himmel voller Sterne

Das Lukasevangelium erzählt auch von einem Kind, das den Himmel auf die Erde bringt. Auch dieses Kind ist arm und bedürftig. Ein großer Stern kündigt seine Geburt an und die Weisen machen sich als Gottsuchende auf den Weg. Dieses Kind, Jesus, bringt uns die Botschaft der Liebe und damit die Verheißung von Frieden und Gerechtigkeit. Seine Geburt ist eine Sternstunde, mit seiner Geburt kommt der Himmel auf die Erde. 

Sternstunden

Sternstunden: Gedicht

sternstunden
vom himmel geschenkt
ohne wenn und aber
einfach so
fallen sie in dich
hinein


sternstunden
mitten im alltag
plötzlich und unerwartet
fallen sie
dir zu


sternstunden
manchmal zur mitte der nacht
erhellen das dunkel
die lebensnacht
erleuchtet – beleuchtet
des lebens last


sternstunden 
sie warten auf dich
im kommenden jahr
gib acht und
verpasse sie nicht


Gott, du Lebendige, aus 
Sternenstaub bin ich gemacht,
dein Atem schenkt mir Leben –
Tag für Tag. Gott, du Lebendige,
geerdet möchte ich bleiben und
die Verbundenheit mit dir
Tag für Tag durchleben. 

Buchtipp: Eine Handvoll Licht

Petra Unterberger, Eine Handvoll  Licht, Tyrolia, 224 Seiten, ISBN 978-3-7022-4210-7, EUR 24.–

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Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck.

Zur Person: Petra Unterberger

Die Autorin Petra Unterberger arbeitete bis zur Pensionierung als Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck. Die erfahrene Seelsorgerin begegnet in der geistlichen Begleitung vielen Menschen, die auf der Suche nach Sinn und einer ganzheitlichen christlichen Lebensgestaltung sind. Sie engagiert sich für die Rolle der Frau in der Kirche und für eine sensible Sprache in Spiritualität und Liturgie.    

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