Solidaritätsmarsch mit Geflüchteten

13. Romaria
Ausgabe Nr. 22
  • Soziales
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Trotz des Regens sind die Steyler Missionsschwestern Sr. Elisabeth, Sr. Maria Notburga und Sr. Hemma sowie Ayub Panahi, ein Geflüchteter aus dem Mittleren Osten, motiviert, ein Zeichen der Solidarität zu setzten. ©Carina Böckle
Helfen ist Christ-Sein: Bernhard Böhm und Andrea Kurz aus der Pfarre Machstraße. ©Carina Böckle

Am 23. Mai machten sich Frauen und Männer zum 13. Mal auf zur Romaria-Wallfahrt. Sie stand heuer unter dem Motto „Ankommen im gelobten Land?“. Der SONNTAG war für Sie dabei.

Das Ernst-Happel Stadion in Wien: Trotz strömenden Regens, mit Regenschirm und Umhang bepackt, versammeln sich hier am 23. Mai gut 100 Frauen und Männer, um ihrer Solidarität mit Flüchtlingen im Rahmen der Romaria-Wallfahrt Ausdruck zu verleihen. Die Kundgebung legt ihren Fokus in diesem Jahr auf die Situation von Geflüchteten in Österreich, ihre Aufnahme und ihr Ankommen.

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Durch den zweiten Bezirk

Der gemeinsame Weg führt vom Ernst-Happel-Stadion über vier Stationen bis zur Pfarre am Tabor, Wien 2. Veranstaltet und organisiert wird die Wallfahrt vom Pfarrnetzwerk Asyl, einer Vereinigung von christlichen Pfarren in Wien und Niederösterreich, die sich im Bereich Flucht, Asyl, Integration und Partizipation engagieren, der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien und der Wiener Pfarrcaritas. Für Roswitha Feige und Diakon Arpad Paksanszki vom Pfarrnetzwerk Asyl ist die Wallfahrt seit vielen Jahren ein echtes Herzensprojekt. Als Zeichen der Solidarität riefen sie schon im Vorfeld alle Teilnehmenden dazu auf, Tücher mit Statements zum Thema „Ankommen“ mitzunehmen. Die Steyler Missionsschwestern Schwester Hemma, Schwester Maria Notburga und Schwester Elisabeth, bringen nicht nur Tücher, sondern auch ein selbstgebasteltes Schild mit, das sie „regensicher“ verpackt haben. „Ich bin seit zwei Jahren bei der Gemeinschaft in der Alser Straße in  Wien und bin heute zum ersten Mal bei der Wallfahrt dabei“, erzählt Schwester Maria Notburga. „Meine Mitschwestern gehen bereits seit vielen Jahren mit. Mir ist es ein großes Anliegen, durch meine Teilnahme ein Zeichen zu setzen.“

Die Dankbarkeit ist groß

Ayub Panahi, ein Geflüchteter aus dem Mittleren Osten, schildert seine Erfahrungen. 2015 hat er seine Heimat verlassen, um sich ein Leben in Österreich aufzubauen. „Die Anfangszeit war nicht leicht“, sagt er heute. Er musste sich mit sieben Leuten ein Zimmer teilen und auch die Kultur und die Sprache musste er erst kennenlernen. Es ging ihm gut, er war hier sicher, aber manchmal hatte er auch Zweifel und fühlte sich einsam. „Rückblickend kann ich sagen: Diese Zeit hat mich gestärkt“, sagt Ayub und fügt hinzu: „Auch für meine neu gewonnenen Freunde bin ich unendlich dankbar. Sie haben mich immer unterstützt.“ Er fühlt sich mittlerweile gut integriert, arbeitet. „Ich arbeite gerne in Österreich und bin froh, dass ich die Erlaubnis dazu habe.“

Gehört zum Christ-Sein dazu

In den Blick genommen wird bei der Wallfahrt auch die Sicht jener, die versuchen, den Ankommenden so gut es geht zu helfen. Vertreter der Pfarre Machstraße, Wien 2, etwa machen auf die positiven Auswirkungen pfarrlicher Initiativen aufmerksam. Bernhard Böhm erzählt, dass seine Pfarre einige junge Männer auf ihrem Weg begleitet hat. „Mit unserer Hilfe sind Familienzusammenführungen gelungen. Es war nicht immer leicht, aber wir haben es geschafft“, sagt er. „Ein besonderer Dank gilt da auch dem Roten Kreuz, der Caritas und vielen engagierten Menschen.“ Andrea Kurz, ebenfalls aus der Pfarre Machstraße, hat einer Gruppe von jungen Männern Deutsch beigebracht. „Es war schön mit ihnen zu lernen. Mit vielen bin ich noch immer in Kontakt und das ist eine große Freude.“ Zur Frage, was ihre Intention zu helfen war, antwortet sie: „Hilfe und Nächstenliebe gehören für mich als Christin dazu. Wenn ich nicht geholfen hätte, hätte ich mir das nicht verzeihen können.“

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  • Portraitfoto von Carina Böckle
    Carina Böckle
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