... so auf Erden

Das Vaterunser Teil 3
Ausgabe Nr. 37
  • Spiritualität
Autor:
Gott legte das Leuchten in unser Leben, in diese Welt. Es ist der Glanz des Himmels. © Photocase.de/Weigand
Beatrice von Weizsäcker ist Juristin und Autorin. ©privat

Das Vaterunser. So vertraut und doch so fremd: das Gebet, das Jesus uns zu beten gelehrt hat. Wie kann man es nach den unzähligen Malen immer wieder ehrlich und aufrichtig beten? Teil 3/4

Schon im Alten Testament heißt es: „Der HERR ist der Gott im Himmel droben und auf der Erde unten, keiner sonst.“ (Deuteronomium 4,39) Alles ist allumfassend. Alles betrifft Himmel und Erde. Jesus konnte so beten, weil er Mensch und Gottes Sohn war. Er kannte Himmel und Erde. Ich nicht. Den Himmel kann ich mir anschauen, aber ich war noch nie dort. Auf der Erde lebe ich, aber ich kenne nur Teile. Ich bete: „... wie im Himmel so auf Erden“, auch wenn ich es nicht verstehe. Ich weiß nicht, warum ich das bete. Ich tue es trotzdem.

„Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde, und die Erde war ohne Form und leer, und Finsternis war auf der Fläche der Tiefe.“ So beginnt „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn. Ohne Form. Leer. Finster. So war die Erde, bevor Gott sprach, es werde Licht. Und Gottes Reich war da. Sein Wille war geschehen. Bei uns, auf Erden. Und Gott sah, dass es gut war. Was hat der Mensch daraus gemacht? Was ist aus Gottes Reich geworden? Wo ist sein Wille? In unserer Welt, wo es Kriege gibt. Wo Menschen verfolgt und gefoltert werden. Wo Menschen sinnlos ermordet werden. Wo Viren und Krankheiten Menschen töten. Wo soziale Medien Leben zerstören. Auf diesem schönen Planeten, den Umweltkatastrophen und menschengemachter Klimawandel vernichten.

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Warum lässt Gott das zu?

Warum schreitet er nicht ein, da doch das Schlechte, alles Elend und das Böse gegen seinen Willen sind? Gegen den Willen, der auf Nächstenliebe ausgerichtet ist, auf Gerechtigkeit und Frieden, auf Versöhnung und Schutz, auf Treue und Vertrauen, auf das Leben und die Bewahrung seiner Schöpfung? Sieht und hört er denn nicht, was hier los ist? Es kann ihm doch nicht egal sein, was aus seiner Erde geworden ist. Trotzdem tut er nichts. Mischt sich nicht ein. Lässt uns in Ruhe, die keine ist. Die Wahrheit ist: Gott lässt nichts von alldem zu. Er hat nichts damit zu tun. Es ist zu leicht, eine Verantwortung auf Gott zu schieben, die bei uns liegt. Wir müssen mit den Konsequenzen leben. Nicht er. Wir müssen handeln. Nicht er. Wir sind verantwortlich. Nicht er.

Der Glanz des Himmels

Ich bete: „... wie im Himmel so auf Erden“, weil ich an Himmel und Erde, wie Gott sie schuf, glaube. Weil sie durch ihn verbunden sind. Weil Gott sie in uns vereint. Weil er den Glanz des Himmels in uns legt, die wir auf Erden leben. Als würde ein Sonnenstrahl in uns leuchten. Sein Licht verbindet in uns Himmel und Erde. Es ist das Licht, das Gott erschuf, als er die Dunkelheit beiseiteschob und den Tag von der Nacht schied. Ich glaube, dass Gott schon am ersten Schöpfungstag, als er sprach: „Es werde Licht“, das Leuchten in unser Leben legte, ein Leben, das es noch gar nicht gab. Den Grundstein für uns. Das war sein Wille: das Licht. In uns. Für die Welt. Das ist sein Wille.

Autor:
  • Beatrice von Weizsäcker
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