Sie brachte den Papst nach Rom zurück
Was wir der Kirche verdankenDer großen Kirchenlehrerin Katharina von Siena ist es vor allem zu verdanken, dass Gregor XI. im Jahr 1377 aus dem französischen Avignon nach Rom zurückkehrte. Und dass die Päpste seither wieder in Rom residieren.
Seit 1309 lebten die Päpste in Avignon, das sich bis heute als „Stadt der Päpste“ rühmt. Die Gründe dafür waren Machtkämpfe im damaligen Rom und der massive französische Einfluss auf die Kirche. Insgesamt neun Päpste, darunter auch so manche Gegenpäpste, residierten hier zwischen 1309 und 1429. 1305 wurde ein Franzose, Clemens V., zum Papst gewählt, er ließ sich 1309 dauerhaft in Avignon nieder. In Rom wurde in den folgenden Jahrzehnten der Ruf nach einer Rückkehr des Papstes immer lauter. 1376 reiste daher Katharina von Siena (1347–1380) nach Avignon. Sie konnte Papst Gregor XI. überzeugen, nach Rom zurückzukehren und eine Spaltung der Kirche zu verhindern. So hatte bis dahin noch niemand mit einem Papst gesprochen. Dieser beendete unter ihrem Einfluss tatsächlich sein Exil. Gregor XI. verließ am 13. September 1376 den Papstpalast in Avignon und erreichte am 17. Jänner 1377 Ostia, um kurz darauf in Rom einzuziehen. Katharina selbst begab sich auch von Siena nach Rom.
Kein magischer Zauber
Von dort aus kämpfte sie für die Einheit der Kirche, gegen die Sittenlosigkeit und für eine Friedenslösung im krisengeschüttelten Italien. Katharina nahm sich kein Blatt vor den Mund: „Was Christus am Kreuz erwarb, wird mit Huren vergeudet“, so lautete ihre Kritik am klerikalen Sittenverfall.
1378, ein Jahr nach der Rückkehr des Papstes nach Rom, kam es nach dem Tod von Gregor XI. jedoch wieder einmal zu einer Doppelwahl, die schließlich das Abendländische Schisma, die Glaubensspaltung auslöste. Anschließend residierten erneut Päpste in Avignon, andere in Rom. Dieses Schisma dauerte von 1378 bis 1417 und wurde erst durch das Konzil von Konstanz gelöst. Damals wurden gleich drei Päpste abgesetzt und Papst Martin V. am 11. November 1417 rechtmäßig gewählt. Damit endete das große Abendländische Schisma.
Tod mit nur 33 Jahren
Katharina litt unter diesen schrecklichen Zuständen und starb mit nur 33 Jahren völlig erschöpft am 29. April 1380. Die Mystikerin und Kirchenlehrerin aus Siena gilt als eine der größten Frauen der Kirchengeschichte, sie schrieb Briefe an weltliche und geistliche Fürsten in ganz Europa. Bestattet ist Katharina von Siena in der Basilika Santa Maria sopra Minerva in Rom. 1461 wurde sie heiliggesprochen, 1939 zur Patronin von Italien erklärt. Papst Paul VI. erhob sie 1970 zur Kirchenlehrerin, Johannes Paul II. ernannte sie 1999 zusammen mit Birgitta von Schweden und Edith Stein zur Mitpatronin Europas. Der 29. April, ihr Todestag, ist der kirchliche Gedenktag der heiligen Katharina von Siena. 2014 – vor genau zehn Jahren – hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs Katharina von Siena als „Weggefährtin und Patronin“ gewählt.