„Sehen Taylor Swift nicht als Göttin“
Interview mit Lex Dimitrijevic„Swiftie Nights Vienna“ ist eine nicht-religiöse Fangemeinschaft in Wien, die sich aus Taylor-Swift-Fans, auch „Swifties“ genannt, zusammensetzt. Die Gruppe organisiert regelmäßig Veranstaltungen in Wien. In der Corneliusgasse im 6. Bezirk wurde der Sängerin aufgrund ihres Liedes „Cornelia Street“ ein Baum gewidmet. Dieser wurde mit Freundschaftsarmbändern geschmückt und hat eine verbindende Funktion für die Fans.
In Wien gibt es einen Taylor-Swift-Baum, den Sie betreuen. Wie kam es dazu?
Schon vor den Konzerten in Wien im Juli wurde das Projekt gestartet. Es sollten viele Fans nach Wien kommen und der Baum sollte ein Treffpunkt für sie sein, wo sie sich unterhalten und Freundschaftsarmbänder austauschen können. Nach den Konzertabsagen haben sich tausende „Swifties“ in der Corneliusgasse versammelt.
Warum haben Sie den Baum an dieser Location gewählt?
Taylor Swift hat ein Lied geschrieben mit dem Namen „Cornelia Street“. Wir haben uns überlegt, dass die Corneliusgasse im 6. Bezirk für uns die eigentliche Straße in New York ersetzt.
Wie haben Sie die Absagen erlebt?
Ich hatte Tickets für zwei Konzertabende. Der Schock war groß, da ein Konzert für viele Swifties ein besonderes Ereignis ist. Dennoch musste ich schnell handeln, um mich um die aus aller Welt angereiste „Swifties“-Community zu kümmern. Ich musste Treffen mit den Behörden koordinieren. Wir haben unser Bestes gegeben, um die Erfahrung für die Fangemeinschaft trotz der Absagen so angenehm wie möglich zu gestalten.
Wie entstanden die „Swiftie Nights“?
Die „Swiftie Nights“ entstanden, weil ich ähnliche Veranstaltungen im Ausland erlebt habe und sie unbedingt auch in Wien haben wollte. Einmal im Monat organisieren wir Partys im Wiener Club „CellaVie“. Dabei ist es uns wichtig, eine geschützte Umgebung zu schaffen, in der sich alle willkommen und sicher fühlen. Unsere Fangemeinschaft haben wir im Oktober 2023 gegründet.
Was macht die „Swiftie“-Fangemeinde aus?
Der Zusammenhalt, die Leidenschaft und die Liebe zu ihren Songs. Wir verstehen uns nicht als Religion und Taylor Swift nicht als Göttin, aber ich verstehe, dass Parallelen gezogen werden. Man hilft sich gegenseitig, hält zusammen, genießt die Musik gemeinsam und singt zusammen. Es wird ein sicherer Ort geschaffen, an dem jede Person so willkommen ist, wie sie ist, unabhängig von ihrem Hintergrund. Solange man ein guter Mensch ist, spielt es keine Rolle, woher man kommt oder welche sexuelle Orientierung man hat. Wir sind ein Team von 15 Personen, das eine Gemeinschaft von tausenden „Swifties“ betreut.
Können Sie als Swift-Fan verstehen, warum Taylor Swift auch für christliche Institutionen von Interesse ist?
Vor allem in den USA, wo Taylor Swift als Country-Sängerin begann, sehen wir ihren Einfluss. Sie ist Christin und viele ihrer frühen Texte behandeln religiöse Themen. Ich denke jedoch, dass es nicht notwendig ist, Christ zu sein, um ihre Musik zu genießen. Vielmehr ist es eine inklusive Angelegenheit, bei der jede Person aus ihren Liedern das mitnehmen kann, was für sie wichtig ist, unabhängig von der Religion.
Irritiert es Sie, dass die christliche Gemeinde Taylor Swift für sich entdeckt?
Nein, ich finde das wunderschön, wenn Kirchen einen neuen Zugang für Gläubige finden wollen und mit der Zeit gehen. Es ist großartig, wenn man anderen hilft und eine Gemeinschaft schafft. Auch nach den Konzertabsagen in Wien gab es Messen, was etwas Positives war. Egal wer versucht, den Hype um Taylor Swift zu verstehen, wir sehen das positiv. Denn auch Taylor Swift ist positiv, besonders da ihre Texte für Frauen stärkend sind. Ich finde das schön, wenn sich Kirchen, Politik oder Institutionen mit ihr beschäftigen.
Mehr Informationen zu den "Swiftie Nights Vienna" finden Sie hier.