Schweiz führt strengere Regeln gegen Missbrauch ein
HirtenhundSaubere Gehsteige, saubere Innenstädte, saubere Konten … Die Schweiz möchte ihr Image als „Sauberfrau“ auch im kirchlichen Bereich verteidigen. Und so hat die Schweizer Kirche ein System ersonnen, um „problematische Persönlichkeiten frühzeitig identifizieren“ zu können, lese ich. „Kirchliche Mitarbeitende werden in schweizweit einheitlichen Assessments auf ihre Eignung für den pastoralen Dienst hin geprüft.“ Tatsächlich gab es so etwas bislang nicht – und auch die Eignungstests für Priester seien bislang unterschiedlich gewesen. Unterschiedlich. Ein Nebelwölkchen, um auszudrücken: Eignung wurde je nach bischöflicher Vorgabe oder diözesanem Priestermangel und also recht „freihändig“ attestiert.
Thema Missbrauch
Der Anlass ist gewiss ein ernster. Es geht um das Thema Missbrauch bzw. die Prävention. Das Mitarbeiter-Assessment ist da nur ein Punkt einer ganzen Reihe an Maßnahmen. Eine Professionalisierung der Opferberatung wurde angekündigt, ebenso wie die Order an die Diözesen, keine Akten im Zusammenhang mit Missbrauch mehr zu schreddern. Und bis Ende des Jahres soll ein Konzept für ein nationales kirchliches Straf- und Disziplinargericht erstellt werden. Alles löblich, schön und gut – aber ehrlich rückgefragt: jetzt erst? 14 Jahre (!) nach Auffliegen des Missbrauchsskandals in Deutschland? Die österreichischen Mühlen mahlen bekanntlich schon nicht sonderlich schnell; dass aber die Schweizer Uhren derart nachgehen, überrascht mich dann doch.
Maßnahmen zur Missbrauchsprävention
Stichwort Österreich: Der Vatikan hat 2016 – also vor acht Jahren – neue Regeln für die Priesterausbildung vorgelegt („Ratio fundamentalis“). Darin gefordert etwa geeignete Maßnahmen zur Missbrauchsprävention. Seither wird an der Überführung dieser Regeln in nationales kirchliches Recht gearbeitet. Bis 2020 sollte die Umsetzung erfolgen. Beschlossen wurde in den vergangenen vier Jahren aber – nichts. Auch das irritiert mich. Man wähnt sich beim Thema Priesterausbildungsstandards eh weit vorn in Österreich, lese ich in älteren Interviews.
Begriff „problematische Persönlichkeit“
Zurück in die Schweiz: Mir gefällt der Begriff „problematische Persönlichkeit“ sehr. Ich finde ja, es bräuchte – jenseits des Missbrauchsthemas – viel mehr davon. Also Persönlichkeiten in der Kirche. Und wenn die dann auch noch „problematisch“ sind, dann verstehe ich das schon fast wie einen Ritterschlag. Denn seinem lateinischen wie griechischen Ursprung nach bedeutet problema/ προβληματικός immer auch offen (für Neues) bzw. unentschieden. In dem Sinne wäre ich gern eine „problematische Persönlichkeit“ …