Schienenwallfahrt: Pilgern im Retro-Zug
Pilgerreise„Der Zug war grundsätzlich ausgebucht, wir waren mit 160 Personen an der Kapazitätsgrenze, was auch vom Mittagessen her möglich ist“, erzählt Markus Gerhartinger, Organisator der Schienenwallfahrt, mir im Speisewagon des historischen Zuges. „Leider sind sehr viele erkrankt, da momentan eine starke Grippe- und Corona-Welle im Umgang ist und deswegen mussten einige absagen – leider auch Bischofsvikar Josef Grünwidl“, so Gerhartinger vom Umweltbüro weiter.
Schienenwallfahrt im historischen Zug
Trotzdem waren die historischen Wagons gut gefüllt. Fast alle Plätze der vier Waggons (3 Sitzwaggons und ein Buffetwaggon) der Schienenwallfahrt waren besetzt - 130 Personen nahmen an der Wallfahrt teil. Dazu kamen noch zehn Personen des "Teams" vom Umweltbüro und der Pfarre Obersdorf dazu. Die Wagen wurden zwischen 1966 und 1972 gebaut, der älteste Wagen war der Buffetwagen, der aus dem Jahr 1930 stammt - allerdings nur der „Wagenkasten“, die Inneneinrichtung ist jüngeren Datums. Die Lok stammt aus einer Produktion der Jahre 1970-1975. Der Sonderzug startete in Wiener Neustadt, blieb in Mödling und Perchtoldsdorf und an einigen Stationen in Wien, sowie Korneuburg stehen. Dann fuhr der Zug durch. In den Waggons herrschte gute Stimmung, während man im warmen bei Kaffee und Kuchen aus dem Speisewagen die vorbeiziehende Herbstlandschaft der Leiser Berge genießen konnte.
Zehn Jahre Schienenwallfahrt
Am Bahnhof von Ernstbrunn angekommen, ging es entweder mit Shuttlebussen oder 1,5 Kilometer zu Fuß zur Pfarrkirche Ernstbrunn. Ein Paar aus Wien erzählt mir, dass es an allen zehn Schienenwallfahrten bisher teilgenommen hatte. „Es ist schön, man lernt immer neue Orte kennen“, erklärt die Wienerin. Bei der Kirche angekommen, fand ab 11:20 Uhr die Festmesse statt. Für den erkrankten Bischofsvikar Grünwidl, sprang spontan Dechant Thomas Brunner, von der Pfarre Obersdorf ein. Brunner hatte die Schienenwallfahrt schon seit zehn Jahren gemeinsam mit Markus Gerhartinger gestaltet. „Zehn Jahre habe ich mich drücken können, eine Predigt für die Wallfahrtmesse vorbereiten zu müssen: Jetzt habe ich es doch machen müssen. Das werde ich mir mit dem Herrn Bischofsvikar noch persönlich ausmachen“, scherzte Brunner zu Beginn der Messe.
„Wallfahrten sind immer modern.“
Dass er erst am Vortag erfahren hatte, dass er die Messe führen wird, merkte man Brunners Predigt nicht an. „Warum sind wir hier?“, stellte er zu Beginn die Frage in den Raum. „Weil wir den Herrn Grünwidl gerne getroffen hätten oder weil wir uns gerne sportlich betätigen und wandern gehen?“, waren Vorschläge vom Dechant. Als Grund nannte Dechant Brunner letztendlich, weil wir näher bei Gott sein wollen. Seine Predigt schloss er mit den Worten: „Wallfahrten sind immer modern.“
Spaß trotz Nieselregen und Schlamm
Nach der Messe stärkten sich die Wallfahrt-Teilnehmer im Gasthaus „Schwarzer Adler“ oder in der Pizzeria „Speranza“ bevor es dann entweder mit dem Shuttlebus oder 4,5 Kilometer und 200 Höhenmeter zur Wallfahrtskirche Maria Oberleis ging. Trotz des nass-kalten Wetters und ständigem Nieselregen ging ein Großteil der Besucher zu Fuß über die Feldwege, entlang von herbstlichen Wäldern einen Teil des Jakobsweg-Weinviertel zu Fuß zur Wallfahrtskirche. Eine Dame, die angab auf die 80 Jahre zuzugehen, ging in flottem Tempo mit. „Ich bin schon als Kind viel spazieren gegangen“, erklärte die rüstige Wienerin. Die Gemeinschaft und das freundliche Beisammensein war bei der Wallfahrt spürbar. Der gemeinsame Weg wird trotz Schlamm mit viel Freude gegangen. In Oberleis angekommen war man zwar nass und die Schuhe schlammig, aber die Pilgerwanderung war mit einer schönen Landschaft und einem großartigen Ausblick belohnt worden.
Die nächste Schienenwallfahrt 2025
In der Kirche Maria Oberleis hielt Markus Gerhartinger, der auch Pastoralassistent ist, eine kurze Andacht. Danach ging es via Shuttlebussen zurück zum Bahnhof und von dort mit dem Nostalgie-Zug zurück nach Wien. Auch 2025 plant das Umweltbüro wieder in der Schöpfungszeit vom 1. September bis 4. Oktober eine Schienenwallfahrt.