Sankt Ägyd: Das katholische Herz Korneuburgs
Kirchen-Entdeckungsreise / Teil 1Grau ist es und eisig kalt, als ich an einem Sonntag im Jänner vor der Pfarrkirche in Korneuburg ankomme. Stefan Koller begrüßt mich herzlich – seit 2008 ist der Augustiner Chorherr hier Pfarrer und das mit Engagement und Herzblut. Heute wird er mir „seine“ Kirche vorstellen, mit der er schon sein Leben lang eng verbunden ist. „Ich bin hier in Korneuburg aufgewachsen“, erzählt er mir.
Patron der Kirche Sankt Ägyd
Wir betreten die Kirche zunächst von der Sakristei aus. Den Patron der Kirche, den heiligen Ägydius, sieht, wer will oder wer wie ich darauf aufmerksam gemacht wird, schon hier: Ein Schlussstein im Gewölbe zeigt ihn ganz traditionell mit einer Hirschkuh. „Wir haben hier in der Kirche natürlich einige Darstellungen des heiligen Ägydius – etwa auch am Hochaltar. Aber dieser hier in der Sakristei gefällt mir besonders gut“, sagt Stefan Koller. Sankt Ägyd, im 13. Jahrhundert entstanden, war ursprünglich eine romanische Kirche. Nach einem verheerenden Stadtbrand im Jahre 1417 wurde sie zu einer gotischen, sogenannten Staffelkirche weiterentwickelt, die im Laufe ihres Bestehens in ihrem Inneren zudem teilweise barockisiert und durch neugotische Bauteile erweitert wurde.
Kirche Sankt Ägyd - erste Eindrücke
Entsprechend viel zu sehen gibt es hier: Ein Schmuckstück ist der Hochaltar, auf dem nicht nur neben dem Gekreuzigten Maria und Johannes stehen, sondern auch darüber der heilige Leopold und der heilige Florian. Zuoberst befindet sich der Kirchenpatron selbst. Ins Auge stechend ist zudem auch die prächtige Rokokokanzel. Am rechten Seitenaltar, dem Engelaltar, zeigt mir Stefan Koller außerdem eine besondere Darstellung, die man nicht in jeder Kirche findet: Der Erzengel Raphael mit Tobias und dem Fisch.
Ich frage Stefan Koller nach seinem Lieblingsplatz in seiner Kirche. „Da gibt es einige“, sagt er. „Aber der liebste ist mir wahrscheinlich die Christuskapelle gleich beim Haupteingang der Kirche auf der rechten Seite.“ Hier findet sich ein aus Lindenholz geschnitzter kreuztragender Christus. „Der Christus ist um 1430 entstanden und war die erste Figur, die ich habe restaurieren lassen, als ich Pfarrer wurde – das lag mir besonders am Herzen“, erzählt Stefan Koller. Dass er jetzt in einer Kapelle steht, die zudem als Beicht- und Ausspracheraum genutzt wird, ist besonders stimmig.
Miteinander feiern in Sankt Ägyd
Für die kommenden Jahre hat die Pfarre Korneuburg einiges für ihre Pfarrkirche geplant. „Unsere Kirche braucht eine Generalsanierung“, sagt Stefan Koller. Herzstücke der Kirche wie etwa der Altar werden dabei natürlich nicht verändert werden. „Korneuburg war eine der ersten Kirchen in der Erzdiözese Wien, die bereits nach den Kriterien des Zweiten Vatikanums umgestaltet wurden“, erzählt Stefan Koller. „Unter meinem Vorgänger Wolfgang Jöchlinger wurde daher der Volksaltar in die Mitte der Kirche versetzt. Das war sinnvoll. Man muss sich ja doch immer wieder die Frage stellen: ,Wie können wir am besten miteinander feiern?‘ Ich als Pfarrer will ja nicht ganz alleine stehen, sondern vielmehr mit meiner Gemeinde um den Altar den Gottesdienst feiern.“