Salzkammergut 2024: Kunst und Kirche
SommergesprächeDas Salzkammergut ist immer eine Reise wert und lockt mit seiner wunderschönen Landschaft und Gastfreundschaft unzählige Besucher und Besucherinnen an. Als Kulturhauptstadtregion zeigt es sich aber in diesem Jahr noch von einer ganz anderen Seite. Veronika Bonelli hat Teresa Kaineder interviewt.
Wir haben den Ort für unser Gespräch nicht zufällig ausgewählt, wir sind mitten in einem wunderbaren Klostergarten.
Teresa Kaineder: Ja, es ist der wirklich zauberhafte Garten des ehemaligen Karmelitinnenklosters in Gmunden. Die Schwestern sind vor rund einem Jahr ausgezogen und wir dürfen ihn im Rahmen des Projekts „AVANTGARD/EN“ in Kooperation mit den Österreichischen Ordensgemeinschaften und der Kunstuniversität Linz zurzeit mit Kunst und Kultur bespielen. Wir genießen diesen Ort sehr. Es ist wie eine kleine Oase mitten in der Gmundner Innenstadt, ein kleiner grüner Hügel, der von den Schwestern über 200 Jahre lang bewahrt wurde.
Sie selbst haben neben der Theologie auch textiles Gestalten studiert und während Ihrer Tätigkeit für die Jugendkirche viele Musik- und Theaterprojekte umgesetzt. Wie ist denn Ihr ganz persönlicher Zugang zu Kunst und Kultur?
Ich bin in einer Familie groß geworden, in der sowohl Musik und Theater als auch das kirchliche Leben immer eine große Rolle gespielt haben. Dadurch waren diese beiden Welten in meinem Leben immer sehr verbunden. Für mich sind Kunst und Kultur ein wichtiges Ausdrucksmittel dafür, wie ich die Welt sehe, wahrnehme und gestalten will. Insofern spielen sie auch in meiner Arbeit als Pastoralassistentin eine wichtige Rolle, um Gemeinschaft lebbar zu machen und Erfahrungsräume zu öffnen.
Kunst und Kirche im Salzkammergut
Kunst, Kultur und Kirche sind für Sie also eng miteinander verbunden. Ich denke auch, dass Kirche ohne Kunst nicht denkbar ist. Umgekehrt wahrscheinlich schon?
Um noch einmal an meiner persönlicher Erfahrung anzusetzen: Für mich ist ein Glaubensausdruck ohne Musik, ohne Bilder fast nicht vorstellbar. Ich denke dabei auch an den Linzer Professor Romboldt, der den Ausspruch geprägt hat „Kunst ist die Sprache der Religion“, auch wenn die Beziehung zwischen Kunst und Kirche nicht immer konfliktfrei ist. Kultur bedeutet für mich Lebensausdruck, wo Menschen das Leben, die Welt, die Gesellschaft und auch Kirche gestalten. Und insofern gestalten wir als Kirche ja auch Gesellschaft mit, prägen die Kultur und umgekehrt. Wichtig dabei ist, dass Kunst nicht immer schön sein muss. Bischof Glettler hebt den prophetischen Aspekt der Kunst stark hervor. Propheten und Prophetinnen in der Bibel haben den Menschen oft sehr unangenehme Wahrheiten ins Gesicht geschleudert und so denke ich, dass auch Kunst den Anspruch haben darf, uns als Kirche, aufzurütteln und dorthin zu zeigen, wo wir gefordert sind. So ein Dialog kann sehr bereichernd sein.
Kulturhauptstadt Salzkammergut
Im Vorfeld zum Jahr der Kulturhauptstadt Salzkammergut haben Sie gesagt: „Ich freue mich über den Dialog mit Kunst und Kultur, der uns gegenseitig befruchten wird und uns einem Leben in Fülle nachspüren lässt.“ Für einen guten Dialog braucht es Offenheit dem Gesprächspartner gegenüber. Gibt es davon genug in der Kirche?
Das kann man so global sicher nicht sagen, das hängt sehr von den handelnden Personen ab. Und natürlich ist es ein langsames Herantasten, wie zb an diesem Ort, dem Klostergarten. Ich erlebe grundsätzlich viel Offenheit, aber gleichzeitig viel Notwendigkeit, Kunstprojekte zu vermitteln. Es braucht Personen und die gibt es auch, die eine Türe aufmachen und frischen Wind hereinlassen. Von Seiten der Kunstschaffenden erlebe ich ein großes Interesse an kirchlichen Räumen und zugleich große Achtsamkeit und Behutsamkeit im Umgang mit ihnen und den Menschen, die sie dort antreffen. Also Offenheit auf beiden Seiten.
Für mich ist ein Glaubensausdruck ohne Musik, ohne Bilder fast nicht vorstellbar.
Abgesehen von einem Besuch in diesem traumhaften Garten, welche Projekte empfehlen sie uns noch aus dem von Ihrem Team kuratierten Programm?
Am 7. Juli wird der „Große Welt-Raum-Weg“ eröffnet, der von Bad Ischl über das Tote Gebirge führt. Der Künstler Christoph Viscorsum hat in Zusammenarbeit mit Andreas Hagelüken dafür Audiotracks entwickelt, die den mehrtägigen Weg begleiten und besondere Hör- und Erlebnisräume entstehen lassen. Die Frage, die der Künstler uns stellt ist: „Wie können Menschen in der Welt wieder mehr zusammenfinden?“ Ich kann sehr empfehlen, sich darauf einzulassen.
Sommergespräch
Das ganze Interview hören Sie am Montag, 8. Juli 2024, 17:30 Uhr. In der Sendung Kulturausflug am 10. Juli 2024 stellt Ihnen Veronika Bonelli weitere Kulturhauptstadtprojekte vor.
Infos: radioklassik.at