Sakrale Schätze am Tag des Denkmals
Kirchen, Stifte und KapellenHeuer steht der Tag des Denkmals unter dem Motto „HAND//WERK gedacht+gemacht“ – eine Hommage an die Handwerkskunst, die unerlässlich ist, um Baudenkmäler zu bewahren und in die Zukunft zu führen. Der SONNTAG informierte sich im Vorfeld bei einem Pressegespräch im Bundesdenkmalamt in Wien über die Zusammenhänge von Denkmalschutz und Handwerk. Auch die meisten unserer Kirchenbauten basieren ja auf jahrhundertealter Handwerkskunst.
Tag des Denkmals ist auch ein Tag des Handwerks
Für Österreich ist das Thema Handwerk sehr wichtig. Unsere Baudenkmäler wurden nicht für eine Wegwerfgesellschaft produziert“, betonte der Präsident des Bundesdenkmalamtes, Christoph Bazil. Unsere Aufgabe sei es, dieses Erbe zu erhalten. „Einmal zerstört sind Baudenkmäler unwiederbringlich verloren.“ Viele Sakralbauten bestehen seit Jahrhunderten und bezeugen den überdauernden Wert handwerklicher Arbeit. Eva Hody, Landeskonservatorin für Salzburg, hob die Bedeutung handwerklicher Fähigkeiten hervor: „Früher wurden die Gebäude von Handwerkern gebaut, daher sind viele alte Gebäude extrem langlebig. Wir sollten auch heute wieder für mehrere Generationen bauen.“ Restauratoren und Bauhandwerker würden heute wieder auf traditionelle Techniken zurückgreifen und Materialien verwenden, die früher genutzt wurden, wie etwa Holz, Stein und Lehm. Eva Hody meinte, dass vor allem im ländlichen Bereich historische Gebäude zu wenig geschätzt und erhalten würden. „Wir gehen mit unserer Kulturlandschaft viel zu grob um“, rief sie zu mehr Achtsamkeit gegenüber historischen Gebäuden auf.
Konkrete Handwerkstechniken werden rund um den Tag des Denkmals in der Kartause Mauerbach vorgestellt, darunter Kalkbrennen, Steinmetzarbeiten, Stuckmarmor, Malerarbeiten, Vergolderhandwerk oder Parkettrestaurierung. Die Kartause und alle Sonderausstellungen zu historischem Handwerk und zur Denkmalpflege sind an diesem Wochenende frei zugänglich. „Man kann am Tag des Denkmals in vielen Kirchen auch Restauratoren und Restauratorinnen über die Schulter schauen. Wir freuen uns auf viel Besuch!“, sagte Susanne Beseler, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer Restauratorinnen und Restauratoren.
Tag des Denkmals: Kirchen und Stifte laden zum Besuch
▶ Im Herzen Wiens werden am 29. September einige bedeutende Sakralbauten im Rahmen besonderer Führungen erlebbar sein. So lädt beispielsweise die
Jesuitenkirche zum Besuch. Sie wurde vor genau 400 Jahren (ab 1624) als Universitätskirche vermutlich nach Plänen von Giovanni Battista Carlone errichtet – gestiftet von Kaiser Ferdinand II. Pater Gustav Schörghofer führt um 15:00 Uhr durch das Barockjuwel. „Die Doppelturmfassade stellte in der Baukunst Wiens eine Neuerung dar. Von 1703 bis 1709 wurden die Turmhelme und der Innenraum nach den Plänen von Andrea Pozzo im Sinne des Hochbarocks umgestaltet“, heißt es in der Programmankündigung. Mit einer neuen architektonischen Gliederung, malerischen Ausstattung und Einrichtung gelang es Pozzo, dem langgestreckten Raum die Erscheinung eines Zentralraums inklusive einer Scheinkuppel zu geben.
„Früher wurden die Gebäude von Handwerkern gebaut, daher sind viele alte Gebäude extrem langlebig.“
Eva Hody
Mit dabei beim Tag des Denkmals
▶ Ebenso mit dabei sind am Tag des Denkmals in Wien unter anderem die Karlskirche, die Wiener Hofburgkapelle und die Votivkirche. In Letzterer lädt das Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien zu einer exklusiven Führung durch die Votivkirche und das Museum (jeweils um 13:00 Uhr und 14:30 Uhr). Der vom Architekten Heinrich Ferstel entworfene, einzige Sakralbau der Ringstraße repräsentiert ein Gesamtkunstwerk im neogotischen Stil.
Marchdammkapelle in Niederösterreich
▶ Auch in Niederösterreich gibt es einige Programmpunkte mit kirchlichem Bezug. So werden in Angern an der March Führungen rund um die Marchdammkapelle angeboten (10:00, 13:00, 15:00, 16:00 Uhr). Hier wird die Instandsetzung von Werksteinen der Marchdammkapelle gezeigt. Die Kapelle befindet sich nördlich des Stempfelbachs und wurde in den Jahren 1904/1905 anlässlich der Vollendung des Hochwasserschutzes an March und Donau errichtet und im Beisein von Kaiser Franz Josef eingeweiht.
Von Mönchen, Maurern und Malern
▶„Mönche, Maurer und Maler“ lautet das Motto in Stift Altenburg. Hier lässt sich bei Führungen (11:00, 14:00 und 15:00 Uhr) einiges über das Kunsthandwerk der verschiedenen Bauepochen rund um die Themen Fresko, Stuck und Kunstmarmor erfahren und die Geschichte und die verborgenen Schätze hinter den Gemäuern von Stift Altenburg erleben.
Was in den Gebäuden steckt
Gebäuden bleibt nicht nur die Geschichte lebendig, sondern es entsteht auch ein Bewusstsein für die Bedeutung des Handwerks in unserer modernen Welt. Gerade in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine zentrale Rolle spielen, zeigt der Denkmalschutz, wie wertvoll es ist, auf bewährte Techniken und Materialien zurückzugreifen, die sich über Jahrhunderte hinweg gehalten haben.
Seit einiger Zeit wird rund um die bauliche Erhaltung von Gebäuden auch von sogenannter „grauer“, „roter“ und seit neuestem auch von „goldener“ Energie gesprochen.
▶ Graue Energie ist die in Gebäuden gebündelte Energie, die für Bau, Herstellung und Transport aufgewendet wurde.
▶ Als rote Energie wird die Betriebsenergie bezeichnet, die bei der Nutzung eines Gebäudes verbraucht wird (Heizung, Strom, Reparaturen).
▶ Die goldene Energie von Gebäuden umfasst den immateriellen Wert von Bauwerken; sie hängt auch mit den Menschen zusammen, die darin gelebt haben und umfasst auch die Kreativität, die in Baudenkmälern steckt.
Tag des Denkmals - Programm:
Detailierte Programminformationen zu den Führungen gibt es unter: tagdesdenkmals.at