Klimastreik: Warum Religionen vereint protestieren
Für eine klimagerechte ZukunftBeim Klimaschutz müssen alle Religionen zusammenstehen. Das war der Tenor der interreligiösen Auftaktveranstaltung zum Klimastreik am Freitag, 15. September, in Wien. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Kirchen und Religionen versammelten sich zu Mittag im Innenhof der Armenisch-apostolischen Kirche in Wien-Landstraße. Für den Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) sprach der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic und hob das gemeinsame Anliegen der Schöpfungsverantwortung hervor. Alle 17 im ÖRKÖ vertretenen Kirchen würden nicht nur hinter dem Anliegen des Klimaschutzes stehen, sondern diesem auch höchste Priorität beimessen. Man sei zur Zusammenarbeit mit allen Religionen und Menschen guten Willens bereit, so der Bischof in seiner kurzen Ansprache.
Abt Nikolaus Poch vom Wiener Schottenstift hob in seinem Statement u. a. die Bedeutung der Orden und Klöster für den Klimaschutz hervor. Seit vielen Jahren bemühten sich die Ordensleute in besonderer Weise um einen klimagerechten Lebensstil. Ein solcher sei gleichsam auch in die DNA vieler Ordensgemeinschaft geschrieben, sagte Poch.
Organisiert wurde die Auftaktveranstaltung in der armenischen Kirche von "Religions For Future Vienna". Neben den beiden christlichen Rednern ergriffen auch Vertreterinnen der Muslime, Buddhisten und der Bahai das Wort. Von kirchlicher Seite nahmen auch der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs, P. Franz Helm von den Steyler Missionaren und Sr. Anneliese Herzig von der Österreichischen Ordenskonferenz teil. Nach den Reden schlossen sich die Teilnehmenden der religiösen Kundgebung der allgemeinen Klima-Demonstration durch die Wiener Innenstadt an, mit dabei auch der Wiener Weihbischof und österreichische Jugend-Bischof Stephan Turnovszky.
Im Gespräch mit Jugend-Bischof Stephan Turnovszky
Herr Weihbischof, wir sind als Teil der weltweiten Klimademonstrationen auf den Straßen Wiens unterwegs. Warum unterstützt die katholische Kirche die Jugend und Menschen guten Willens in deren Anliegen rund um den Klimaschutz?
Weihbischof Stephan Turnovszky: Als österreichischer Jugend-Bischof ist es mir wichtig, der Jugend zu zeigen, dass auch für die Kirche das Thema Schöpfungsverantwortung etwas Prioritäres ist. Das ist jetzt nicht neu erfunden, geht auch nicht einfach auf Papst Franziskus zurück, wenn wir etwa an den heiligen Franziskus denken. Aber es ist wichtig, das ausdrücklich zu machen. Freilich nicht in Angstmache und nicht in Panikstimmung, aber mit einer Ernsthaftigkeit, die dem Vokabel „Umkehr“ zuzuordnen ist. Aus theologischer Hinsicht geht es um Umkehr. Und ich glaube, das ist doch unser Zentralgebiet.
Was macht die Erzdiözese Wien konkret bezüglich Schöpfungsverantwortung?
Die Erzdiözese Wien, kann ich sagen, geht da mit gutem Beispiel voran. Es gibt wirklich gerade in den Pfarren eine ganze Menge von Initiativen, um Pfarren klimafitter zu machen. Das beginnt bei der Frage nach dem Heizungssystem im Pfarrhof und der thermischen Isolierung der Gebäude und geht hin bis zu Photovoltaikanlagen auf Dächern und einem nachhaltigen Pfarrfest mit Speisen und Getränken aus der Region. Die Erzdiözese Wien und die Österreichische Bischofskonferenz haben sich selbst verpflichtet, auch Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu verstärken. Einerseits durch die Einrichtung einer Stelle in jeder Diözese für die Bewahrung der Schöpfung und andererseits durch Erreichen gewisser definierter Ziele.
Wie leben Sie selbst Schöpfungsverantwortung?
Seit ich ein Bub bin, ist mir das ein Anliegen. Bei mir wird es besonders konkret dadurch, dass ich versuche, Müll zu vermeiden, den unvermeidbaren zu trennen und artgerecht zu entsorgen. Ich bin ein ganz großer Anhänger des öffentlichen Verkehrs. Ich fahre viel mit der Eisenbahn, wo es nur möglich ist, und versuche so, auch meinen Beitrag zu leisten.