Reinen Wein einschenken!
Willkommen zurück aus dem Sommerloch! Und, haben Sie mich vermisst? Zumindest ein kleines bisschen? Ich jedenfalls freue mich, nun wieder aus meinem Körbchen heraus diese seltsame Parallelwelt namens Kirche beobachten zu dürfen. Und das ist sie tatsächlich – eine Parallelwelt. Zumindest manchmal, wenn man etwa auf jene Diskussion blickt, die laut Medienberichten die Erzdiözese Kansas City erschüttert hat in diesem Sommer: Jahrelang seien dort ungültige Messen wegen der Benutzung falschen Messweins gefeiert worden. Es steht gar im Raum, ob diese nun nachgefeiert werden müssen. „Falsch“ war der Wein, weil er unzulässige Zusatzstoffe wie Zucker, Holundersaft oder – Achtung, festhalten – zusätzlichen Alkohol enthielt. Zulässig sind nur Weine, die „naturrein, aus Weintrauben gewonnen und echt“ sind. Ein böses Erwachen!
Was lässt sich sonst noch aus dem Sommerloch zaubern? Etwa ein Porsche-Werbespot, gedreht in Portugal, bei dem die bekannte Christus-Statue „Cristo Rei“ südlich von Lissabon einfach aus dem Spot wegretuschiert wurde. Große Aufregung, die sogar einen Wiener Theologie-Professor auf den Plan rief, der eine „Privilegierung der Religionslosen“ ortete. Aufrechte Katholiken sollten also bitte künftig vom üblichen Erwerb eines 911ers oder Porsche Cayenne Abstand nehmen.
Dann bot der Sommer auch manche launige Tiergeschichte. Etwa jene vom früheren Fuldaer Priesterseminar, in dem neue „Seminaristen“ eingezogen sind. Allerdings etwas kleiner als üblich, nämlich 145 „Große Mausohren“ – eine Fledermausart, die nun den Dachstuhl besiedelt. Dessen Sanierung soll nun schonend erfolgen, um die vermehrungsfreudigen Tiere nicht zu verjagen. Welches Priesterseminar kann heute schon auf so viel Nachwuchs verzichten …? Zurück zum Wein. Die Geschichte treibt mich um. Denn ich frage mich: Wie „falsch“ war wohl Mitte der 1980er-Jahre der Messwein in Österreich? Stichwort Glykol-Panscherei. Von „naturrein“ und „echt“ konnte da kaum die Rede sein. Grob überschlagen: 1985 gab es in Österreich rund 6.100 Priester. Wenn jeder davon täglich eine Messe feierte, wie gefordert, wären dies allein im Pansch-Jahr rund 2,2 Millionen Gottesdienste. Wenn die alle ungültig wären, hätten die heute verbliebenen rund 3.000 Priester einiges zu tun, um nachzufeiern. Genauer gesagt müsste jeder Priester ein Jahr lang etwa drei Messen pro Tag zelebrieren. Einziger Trost: Sie würden sich deutlich reineren Wein als damals einschenken.